Köln | Mit riesigen Lettern prangt die Berechnung eines Ökonomen aus Wuppertal heute auf der „Bild“-Zeitung, der 15.000 Toten durch die „Impf-Trödelei“ errechnet hat. Die Forderung nach einer Notzulassung des Impfstoffes gegen Corona gewinnt an Lautstärke. Die europäische Aufsichtsbehörde EMA kündigte eine Entscheidung zur Zulassung innerhalb Europas bis 29. Dezember an.

Krankenhausgesellschaft fordert „Notzulassung“ für Impfstoff

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat eine „Notfallzulassung“ für den Impfstoff gegen Corona gefordert. „Ich frage mich, ob wir wirklich bis zum 29. Dezember brauchen, um in Europa eine Zulassung des Impfstoffs zu erreichen. Europa sollte auch versuchen, schon vorher eine Notfallzulassung zu schaffen“, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagausgaben).

„Dann könnten wir noch vor Weihnachten mit mobilen Teams in die Pflegeheime gehen und die Bewohner dort impfen.“ Auch FDP-Chef Christian Lindner sprach sich für eine Beschleunigung des Verfahrens aus. „Einen nationalen Alleingang Deutschlands empfehlen wir nicht“, sagte Lindner.

Die Bundesregierung sollte auf die europäische Behörde einwirken, dass es baldmöglichst zu einer Zulassung des Impfstoffs komme. „Das kann noch in dieser Woche möglich sein“, so der FDP-Chef.

Ökonom rechnet mit 15.000 Toten wegen Impfstoff-Verzögerung

Der Wuppertaler Ökonom Paul Welfens kritisiert den Zulassungsprozess des Biontech-Impfstoffs in Europa und den bisherigen Impfplan der Bundesregierung als viel zu langsam und rechnet deshalb mit Tausenden zusätzlichen Toten. „Insgesamt wird die deutsche Impf-Trödelei rund 15.000 Menschenleben kosten“, sagte Welfens der „Bild“ (Dienstagausgabe). Welfens sprach von einer „sonderbar arroganten“ nationalen und europäischen Politik, wonach der Impfstoff von der zuständigen Aufsichtsbehörde EMA erst Ende Dezember zugelassen werden kann.

Das sei vier Wochen später als in Großbritannien und drei Wochen später als in den USA, sagte Welfens zu „Bild“. Diese Verzögerungen kosteten Menschenleben. Außerdem sei der Impfplan der Bundesregierung „zu langsam und unsinnig“, so Welfens.

Statt Impfungen bis ins Jahr 2022 zu planen, brauche Deutschland eine Impfung innerhalb von 90 Tagen, verlangte Welfens. Dafür sollten Bund und Länder rasch die nötigen Kapazitäten schaffen und die Arzthonorare deutlich erhöhen. „Denn je schneller wir impfen, umso gerechter ist es“, sagte der Wirtschaftsprofessor.

Bundesregierung dringt auf Impfstoff-Zulassung vor Weihnachten

Die Bundesregierung dringt bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA darauf, den vom Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech zusammen mit dem US-Konzern Pfizer entwickelten Impfstoff gegen das Coronavirus noch vor Weihnachten 2020 zuzulassen. Wie die „Bild“ unter Berufung auf Regierungs- und EU-Kreise berichtet, verlangen sowohl das Bundeskanzleramt als auch das Bundesgesundheitsministerium intern von der EMA, das Vakzin bis 23. Dezember auf EU-Ebene und damit auch in Deutschland freizugeben. Die EMA hat bislang eine Entscheidung für den 29. Dezember angekündigt.

Autor: dts, red