Düsseldorf | Die RTL-Show „Dschungel-Camp“ ist beim Grimme-Preis leer ausgegangen. Bei der Bekanntgabe der diesjährigen Gewinner von Deutschlands wichtigstem Fernsehpreis am Mittwoch in Düsseldorf hieß es, die Show gehe über „perfekte Unterhaltung“ nicht hinaus. „Handwerk allein macht aber keinen Grimme-Preis“, sagte Jury-Mitglied und Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger.

Insgesamt vergab die Jury zwölf Grimme-Preise in den Kategorien Fiktion, Information & Kultur sowie Unterhaltung. Die meisten Auszeichnungen bekamen erneut die öffentlich-rechtlichen Sender. In der Sparte Fiktion erhielten sie gleich vier von fünf Preisen – für „Der Turm“ (ARD), „Das Ende einer Nacht“, „Der Fall Jakob Metzler“ (beide ZDF) sowie „Der letzte schöne Tag“ (WDR). Der Bezahlsender TNT machte mit der Serie „Add A Friend“ das Rennen.

In der Kategorie Unterhaltung entschied sich die Jury statt für das „Dschungel-Camp“ für die Satiren „Der Tatortreiniger“ (NDR) sowie „Switch Reloaded – ‚Wetten, dass..?‘-Spezial“ (Pro Sieben). Zu den prämierten Dokumentationen gehören „Seelenvögel“ (WDR) über leukämiekranke Kinder, „Lebt wohl, Genossen“ über den Untergang der Sowjetunion und das Porträt über den früheren DDR-Schriftsteller Paul Gratzik, „Vaterlandsverräter“ (beide ZDF/Arte).

Bereits im Januar bekannt wurde die diesjährige besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) als Stifter des Grimme-Preises für den Regisseur Matti Geschonnek für dessen besonderen Verdienste um das Fernsehen.

„beeindruckendes Fernsehjahr“

Der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kamman, sprach von einem „sehr beeindruckenden Fernsehjahr“ mit „herausragenden Qualitäten an der Spitze“. Die prämierten Beiträge zeigten, „was das deutsche Fernsehen vermag, wenn alle sich die größte Mühe geben“. Auffällig seien die starken zeitgeschichtlichen Bezüge, die sogar bis in die Unterhaltung reichten. Hinzu komme eine „große Zahl exzellenter Schauspieler“. Die Dokumentationen überzeugten unterdessen durch ihre „intensive Nähe zu Menschen“.

Mit Blick auf das allgemeine Lob für die neuen US-Fernsehserien und die in diesem Zusammenhang wieder aufgeflammte Debatte um die Gesamtqualität des deutschen Fernsehens rief Kamman zu Besonnenheit auf: „Die Amerikaner haben Produktionsbedingungen, von denen man hier nur träumen kann, und arbeiten für den englischsprachigen Weltmarkt.“ Die Stärke im deutschenTV bleibe dagegen nach wie vor der Fernsehfilm und der Mehrteiler.

In der Sparte Unterhaltung zeigte sich die Jury weniger zufrieden und vermisste Mut zum Experiment. „Das Originelle rutscht zunehmend an den Rand“, rügte Hallenberger. Interessante Formate seien inzwischen überwiegend in den Spartenkanälen zu finden.

Die 49. Grimme-Preise werden am 12. April im Theater der Stadt Marl verliehen. Die Gala ist per Livestream in voller Länge auf www.3sat.de und www.spiegel.de zu sehen. 3sat zeigt die Veranstaltung zeitversetzt ab 22.25 Uhr.

Autor: Frank Bretschneider, dapd