Berlin | aktualisiert | Die Autohersteller haben beim Dieselgipfel am Mittwoch eine Nachrüstung über Software-Updates von mehr als fünf Millionen Diesel-Pkw zugesagt. Das teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Nachmittag mit. In der Zahl enthalten seien 2,5 Millionen Diesel-Pkw von Volkswagen, die bereits nachgerüstet worden seien.

Ziel sei die durchschnittliche Stickoxidreduzierung von 25 bis 30 Prozent der nachgerüsteten Fahrzeuge. Damit soll eine bessere Luftqualität erreicht werden, Fahrverbote sollen vermieden werden. Für die Halter sollen keine Kosten entstehen.

Der Gipfel hatte ursprünglich im Gebäude des Bundesverkehrsministeriums stattfinden sollen, war aber kurzfristig ins Innenministerium verlegt worden. An dem Treffen nahmen unter anderem Vertreter der Autobauer VW, Audi, Porsche, Daimler, BMW, Ford Deutschland und Opel sowie die Ministerpräsidenten von Bundesländern mit Standorten der Automobilindustrie teil.

Dieselgipfel: BDI begrüßt „realistische technische Lösungen“

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) begrüßt die Ergebnisse des Dieselgipfels mit Vertretern von Politik und Autoindustrie: Es sei „vernünftig, dass sich Politik und Automobilwirtschaft auf realistische technische Lösungen geeinigt haben“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang dem „Handelsblatt“. Die Lösungen seien rasch genug umsetzbar, transparent und erlaubten eine verbindliche, rechtssichere Erfolgskontrolle, sagte Lang. „Die deutschen Automobilhersteller übernehmen Verantwortung. Auf diese Weise gewinnen politische Entscheider und Hersteller nun Vertrauen zurück“, so Lang weiter. Fahrverbote in deutschen Innenstädten seien unverhältnismäßig und führten in die Sackgasse, warnte der BDI-Hauptgeschäftsführer. Lang erklärte, die Autobranche sei existenziell für die Zukunft des Industriestandorts Deutschland.

Mit den Ergebnissen des Gipfels hätten Bundesregierung und Automobilwirtschaft Handlungswillen bewiesen. Die versprochene Rückrufaktion mit Kostenübernahme seien ein „dringend notwendiges Signal an Besitzer von Dieselfahrzeugen“, sagte Lang.

Hendricks hält Fahrverbote für Diesel-Pkw nicht für ausgeschlossen

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hält Fahrverbote für Diesel-Pkw in Innenstädten auch nach dem Dieselgipfel weiter nicht für ausgeschlossen. „Ob die Vermeidung gelingt, hängt davon ob, ob die Umrüstpläne erfolgreich sind und wie die vereinbarten Maßnahmen wirken“, sagte Hendricks nach dem Treffen am Mittwoch in Berlin. Man sei allerdings auf dem richtigen Weg.

Das Treffen und die Zusagen der Autohersteller seien nur ein erster Schritt gewesen, so die Umweltministerin weiter. Sie kritisierte die Erklärung des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Diese lasse „Demut und Einsicht vermissen“.

Es gebe seitens der Autohersteller „einiges wieder gutzumachen“, so Hendricks. Die Autohersteller hatten zuvor eine Nachrüstung über Software-Updates von mehr als fünf Millionen Diesel-Pkw zugesagt. Ziel sei die durchschnittliche Stickoxidreduzierung von 25 bis 30 Prozent der nachgerüsteten Fahrzeuge.

Dies lasse eine „Lücke“, über die man sich weiter unterhalten müsse, so Hendricks. An dem Treffen hatten unter anderem Vertreter der Autobauer VW, Audi, Porsche, Daimler, BMW, Ford Deutschland und Opel sowie die Ministerpräsidenten von Bundesländern mit Standorten der Automobilindustrie teilgenommen.

Umwelthilfe: Dieselgipfel „grandios gescheitert“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält den Dieselgipfel für „grandios gescheitert“. „Einmal mehr hat sich die Deutsche Automobilindustrie eindrucksvoll gegen die Spitzenpolitiker der Bundesregierung und die Landeschefs durchgesetzt“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch nach dem Gipfel am Mittwoch. Das Angebot der Autohersteller für eine Nachrüstung von gut fünf Millionen Pkw habe „nur das Potential, die NOx-Emissionen der Pkw-Flotte um zwei bis maximal drei Prozent zu senken“.

Weniger als 20 Prozent der 15 Millionen deutschen Diesel-Pkw erhielten ein Software-Update – und das reduziere auch nur im Sommer die Abgase um 25 Prozent. „Daher werden die von der DUH in 16 Städten betriebenen Klagen unverändert fortgesetzt und die in mehreren Städten beschlossenen Diesel-Fahrverbote durchgesetzt“, kündigte Resch an.An dem Treffen hatten unter anderem Vertreter der Autobauer VW, Audi, Porsche, Daimler, BMW, Ford Deutschland und Opel sowie die Ministerpräsidenten von Bundesländern mit Standorten der Automobilindustrie teilgenommen.

Autor: dts