Abraham Lehrer bei der Solidaritätsveranstaltung für Israel am 8. Oktober 2023 nach dem Angriff der Hamas auf dem Roncaliplatz in Köln. Abraham Lehrer ist Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Foto: IMAGO / Guido Schiefer

Köln | Abraham Lehrer ist Vorstandsvorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln und als einer der Redner auf der Arsch Huh Veranstaltung am kommenden Sonntag am Aachener Weiher unter dem Titel „Give Peace a Chance!“ benannt worden. Jetzt sagte Lehrer seine Teilnahme ab und begründete dies. Lehrer findet für seine Absage Unterstützung.

Der Verein Arsch Huh lädt am kommenden Sonntag an den Aachener Weiher zu einer Friedenskundgebung. Report-K berichtete:

Abraham Lehrer wird nicht sprechen

Der Vorstandsvorsitzende der Synagogen-Gemeinde Kölns Abraham Lehrer schrieb einen offenen Brief an die Organisatoren der Friedenskundgebung. Er habe sich zunächst sehr über die Einladung gefreut, so Lehrer. Er verleiht dieser Aussage Gewicht, denn Lehrer spricht von meinen Kölner Bands und meinen Kölner Kulturschaffenden, die sich auf einen Event verständigt hätten, um Israel und die jüdische Gemeinschaft im Land zu unterstützen. Er habe spontan und ohne Zögern zugesagt, fand das Engagement toll.

Jetzt sagt Lehrer ab. Er führt an, dass ihn neue Erkenntnisse dazu bewegt haben. So schreibt Lehrer in seinem offenen Brief: „Sehr problematisch ist aus meiner Sicht der Veranstaltungstext. Hier wird der Terror der Hamas mit dem Verteidigungskrieg Israels gleichgesetzt. Die Terrororganisation Hamas und die Israelische Armee werden als ‚Konfliktparteien‘ auf eine Ebene gestellt. Das Selbstverteidigungsrecht Israels wird dadurch geleugnet. Israel kämpft gegen eine Terrororganisation und bis diese nicht vernichtet ist, wird es keinen Frieden im Nahen Osten geben. Sie verlangen von Israel, diese Verpflichtung zum Schutz seiner Bevölkerung aufzugeben. Das werde ich nicht mittragen. Nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 ist es zudem nicht die Zeit, auf jeder Ebene eine ausgleichende Veranstaltung zu erzwingen. Es ist Zeit für eindeutige Solidarität mit Israel. Das verwendete Symbol für die Veranstaltung ist für mich nicht tragbar. Wenn im ganzen Land israelische Flaggen geschändet werden, wäre es die Zeit gewesen, hier ein klares Zeichen zu Gunsten Israels zu setzen und nicht den Eindruck einer palästinensischen Flagge zu erzeugen.“ Auch die Rednerliste bezeichnet Lehrer als schwierig. Daher habe er abgesagt.

Nicht die einzige Kritik

Abraham Lehrer erfährt Unterstützung durch die Deutsch-Israelische Gesellschaft Köln (DIG Köln), die begrüßen, dass der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Kölns seine Teilnahme absagte. Arsch Huh bezeichnet die Deutsch-Israelische Gesellschaft als naiv. Man nehme die doppelte Solidarität mit Israel und den Palästinenserinnen und Palästinensern den Musikerinnen und Musikern nicht ab. Arsch Huh verurteile zwar pflichtschuldig den Terror und Massenmord der Hamas. Aber Arsch Huh benenne nicht die Ursache, die in eliminatorischem Judenhass zu suchen sei. So scheibt die DIG Köln: „Wenn sich die Organisatoren unter dem Banner der ‚Menschlichkeit und [des] Friedens‘ am Aachener Weiher versammeln, gerät dies zu einer eleganten Äquidistanz und Gleichgültigkeit, wenn der eliminatorisch-antisemitische Charakter des Angriffs des 07. Oktober.2023 nicht herausgestellt wird. Arsch Huh fordert eine Waffenruhe für den Gazastreifen. Natürlich ist Arsch Huh gegen Terror, aber eben auch gegen den Krieg. Dieser aber wurde Israel von der Hamas und dem Islamischen Jihad aufgezwungen. Zur Erinnerung: Bis zum 7. Oktober 2023 herrschte ein Waffenstillstand. Die Hamas und der Islamische Jihad, beides islamistische ruchlose, eliminatorisch-antisemitische Mörderbanden, haben den Waffenstillstand blutig, brutal und obszön gebrochen. Die beiden Organisationen ernten jetzt das, was sie gesät haben.“

Die DIG Köln stellt fest, dass Israel einen besonnenen, verhältnismäßigen, gerechten und begründeten Krieg gegen die Hamas und den Islamischen Jihad führe. Dabei nehmen Hamas und der Islamische Jihad die Bevölkerung im Gazastreifen in Geiselhaft. Weiter heißt es: „Die Kundgebung ist zudem alles andere als ein ‚Zeichen der Solidarität mit beiden Völkern‘. Sie ist eine Parteinahme für die Interessen der Hamas, nicht anders ist der Appell zu einer dauerhaften Waffenruhe zu interpretieren. Wer solidarisch mit dem jüdischen Staat ist, muss notwendigerweise auch solidarisch mit den Israel Defense Forces (IDF) sein. Dies ergibt sich aus dem Eintreten für Israels Existenzrecht und die Sicherheit Israels, das auch Arsch huh für sich reklamiert. Ohne Bekenntnis zur IDF ist das Bekenntnis zu Israels Existenzrecht nichts wert. Denn gäbe es keine starke IDF, zögen die palästinensischen Mörderbanden mit Unterstützung ganz Israel in den Abgrund von Terror, der der Hamas als politisches Ziel vorschwebt. Bei der Hamas ist der Judenmord Programm.“

Die DIG Köln fordert die Kölnerinnen und Kölner auf nicht an der Veranstaltung von Arsch Huh teilzunehmen.

Kritik am Veranstaltungsort

Auch aus der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz wird Kritik laut. Das nach dem Elften im Elften schon wieder der Grüngürtel in Anspruch genommen werde, sie nicht alternativlos. Warum nutze Arsch Huh nicht die Deutzer Werft, die bereits Austragungsort von Veranstaltungen von Arsch Huh war, fragt der Verein. Der Verein sandte an die Verantwortlichen von Arsch Huh folgende Mail: „Hallo zusammen, trotz der guten Absicht für die Demo müssen wir betonen, dass besonders die Anwohner zwischen Kwartier Latäng und Belgischem Viertel und sowie alle Umweltverbände und –initiativen die Nutzung des Aachener Weihers und des Grüngürtels für Veranstaltungen jeglicher Art in aller Entschiedenheit ablehnen. Es ist nicht akzeptabel, dass nach dem 11.11. und Karneval die Zerstörung des Landschaftsschutzgebets weiter fortgeführt wird.“

ag