Taufkirchen | dts | Der Chef der Airbus-Verteidigungssparte Defence and Space, Michael Schoellhorn, sieht trotz des geplanten 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die Bundeswehr zusätzlichen Finanzbedarf.
„Nach einer reinen Bedarfsanalyse werden die 100 Milliarden Euro nicht ausreichen“, sagte der Manager dem „Handelsblatt“. Das geplante Investment schaffe zwar Sicherheit und Stabilität für die Planung und Umsetzung großer Projekte, die für die Landesverteidigung unbedingt nötig seien, aber: „Wir werden dauerhaft zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Etat für unsere Sicherheit reservieren müssen“.
Bis vor Kurzem habe er noch erklären müssen, „warum unsere Industrie nicht in die Schmuddelecke gehört“, sagte Schoellhorn weiter. Aber Deutschland müsse lernen, dass Außen- und Sicherheitspolitik auch etwas mit der Durchsetzung von Interessen zu tun habe und eine Militärkomponente dazugehöre. „Bisher haben wir das ein wenig naiv betrachtet.“
Der Manager hofft, dass die Bundeswehr trotz der geplanten Anschaffung von F-35-Jets auch weitere Eurofighter bei Airbus ordert – über die 15 für die elektronische Kampfführung vorgesehenen hinaus. So müsse noch Ersatz gefunden werden für die verbliebenen Tornado-Einheiten in der konventionellen Jagdbomberrolle. „Hier reden wir immerhin noch über 40 Maschinen und dafür bietet sich der Eurofighter geradezu an“, so Schoellhorn.
Eine große Schwäche Deutschlands sieht der Airbus-Defence-Chef bei der Luftabwehr. „Da sind wir ungenügend aufgestellt.“ Das deutsch-amerikanische Entwicklungsprojekt eines taktischen Luftverteidigungssystems (TLVS) sei bedauerlicherweise von der alten Bundesregierung nicht fortgeführt worden. „Dabei bräuchten wir diese Fähigkeit dringend.“