Köln | Am Sonntag, 14. Juni 2015 findet die Neuauflage von „Birlikte“ in Köln-Mülheim in und rund um die Keupstraße statt. Das gaben die Initiatoren heute bekannt. Das Motto des ersten „Birlikte“ (türkisch für zusammen), das am Pfingstwochenende 2014 anlässlich des 10. Jahrestages des rechts-terroristischen NSU-Nagelbombenanschlags in der Mülheimer Keupstraße stattfand, wird von „Zusammenstehen“ um „Zusammenleben“ erweitert.

Das Aktionsbündnis „Birlikte“ bestehend aus der Stadt Köln, der IG Keupstraße, dem Schauspiel Köln, der AG Arsch huh, der Amadeu Antonio Stiftung und zahlreichen weiteren Kölner und bundesweiten Akteuren hat sich entschlossen, 2015 eine Neuauflage von „Birlikte“ zu verkündigen. Anders als 2014 soll das große Nachbarschaftsfest an einem statt an zwei Tagen stattfinden.

Eine Extra-Bühne für ein Musik-Festival, wie sie am zweiten Tag von „Birlikte 1“ vorhanden war, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben, so Roland Temme, Konzertmanagment, der beim letzten Mal deutsche und internationale Musik-Stars auf die Bühne brachte, von der aus auch Bundespräsident Joachim Gauck zu den Besuchern sprach. Vielmehr wird sollen sich die musikalischen Beiträge auf einer Bühne auf dem Gelände von Bastei Lübbe unweit des Kölner Schauspiels abspielen. Die Bühne dort soll in diesem Jahr vergrößert werden, davor sollen bis zu 10.000 Menschen Platz finden. Temme kündigte an, auch diesmal sein Möglichstes zu versuchen, um Künstler zu einem Auftritt auch in 2015 zu aktivieren. Außerdem soll entlang der Route vom Schauspiel Köln bis zum Ende der Keupstraße mit rund 30 Bühnen bestückt und wieder – ähnlich wie im Vorjahr – von Künstlern bespielt werden. 2014 habe man 500 Künstler mit insgesamt 175 Veranstaltungen gezählt, so Stefan Bachmann, Intendant Schauspiel Köln. Man hoffe, daran anknüpfen zu können.

Meral Sahin, Vorsitzende der IG Keupstraße sagt, durch „Birlikte“ und das dazugehörige Straßenfest entlang der Keupstraße habe das Selbstbewusstsein der Menschen dort sehr gestärkt. „Es ist in den Herzen aller etwas geblieben“, so fasst sie die Stimmung unter den Anwohnern der Keupstraße nach „Birlikte“ zusammen.

Es sei gerade jetzt wichtiger denn je, zusammenzustehen aber auch zusammenzuleben: „Ich bin hier in Köln geboren. In integriere mich nicht in etwas, das ich nicht kenne, sondern ich bin hier aufgewachsen, habe das alles so selbst kennengelernt. Ich habe sowohl deutsche als auch spanische und türkische Freunde. Das ist selbstverständlich für mich. Das ist das neue Köln, das ist miteinander leben. Und wenn man Schranken im Kopf einfach abbaut und die Menschen so nimmt wie sie sind, dann fängt man auch an, zusammenzuleben und nicht wieder mit Vorurteilen behaftet irgendetwas wissen zu wollen, was gar nicht da ist. Ich als Bürgerin dieser Stadt möchte genauso akzeptiert werden wie ich bin. Gleichzeitig akzeptiere auch ich das, was um mich herum ist. Und diese Gegenseitigkeit wird dazu führen, dass wir alte Vorurteile überwinden und über Bord werfen.“  

„Birlikte lebt und muss auch weitergeführt werden“, so Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters. Der Gemeinschaftsgedanke und das Zusammengehörigkeitsgefühl, das „Birlikte“ ausgegangen sei, präge, so Roters weiter. Nun wolle man mit der Neuauflage ein weiteres Zeichen dafür setzen, „dass wir alle uns klar zu unseren Werten des Miteinanders bekennen.“ Er persönlich habe das zweitägige Fest, als „Glücksfall“ erlebt, so Roters. Es gebe eine Verpflichtung den Geist von „Birlikte“ weiter zu tragen.

Hermann Rheindorf, von der „AG Arsch huh“ ist von der Wirkung „Birliktes“ überzeugt. Die Keupstraße sei vor Birlikte im Bewusstsein vieler ein Paradebeispiel einer Parallelgesellschaft gewesen. „Dieses Bild konnten wir mit „Birlikte“ aufbrechen.“, so Rheindorf.
 

Autor: Daniel Deininger
Foto: Meral Sahin, Vorsitzende der IG Keupstraße: „Es ist in den Herzen aller etwas geblieben“