Bonn | Die größte Firmenpleite in der deutschen Wirtschaftsgeschichte hat ein juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Bonn erhob gegen drei ehemalige Vorstandschefs des insolventen Billigstromanbieters Teldafax Anklage, wie ein Justizsprecher am Freitag mitteilte. Den Managern Michael Josten, Klaus Bath und Gernot Koch wird unter anderem Insolvenzverschleppung und gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen.

Die Insolvenz des Stromdiscounters gilt – gemessen an der Zahl der Gläubiger – als die größte Pleite in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Das Unternehmen, das im Frühsommer 2011 Insolvenz anmelden und die Belieferung der Haushalte einstellen musste, schuldet nach Schätzungen des Insovlenzverwalters rund 705.000 Gläubigern Geld. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Kunden, die ihren Strom im Voraus bezahlt hatten, dann aber nicht mehr beliefert wurden.

Teldafax sei nach den Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörde spätestens seit Mitte 2009 „zahlungsunfähig und überschuldet“ gewesen, sagte der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, Friedrich Apostel. Doch sei der Insolvenzantrag erst über zwei Jahre später gestellt worden.

Statt den Gang zum Insolvenzrichter anzutreten, setzten die Manager laut Staatsanwaltschaft auf eine Art Schneeballsystem, um die Kassen zu füllen. Sie boten den Kunden mit großem Werbeaufwand Strom zum Sparpreis, verlangten aber dafür die Vorauszahlung des Jahresbetrags auf einen Schlag. Nach den Ermittlungen der Behörde deckten 41 Prozent der abgeschlossenen Stromverträge und 37 Prozent der Gaslieferverträge nicht einmal die direkten Kosten.

Bei Verurteilung drohen bis zu zehn Jahre Haft

Ziel der Manager sei es gewesen, Teldafax durch steigende Kundenzahlen für mögliche Käufer als interessantes Anlageobjekt erscheinen zu lassen. Dabei sei den Angeschuldigten klar gewesen, dass das Unternehmen und seine Tochtergesellschaften „nicht mehr in der Lage sein würden, die Verträge bis zum Ablauf der Vertragslaufzeit zu erfüllen“. Dass dabei gutgläubige Kunden geschädigt wurden, hätten Teldafax-Manager bewusst in Kauf genommen.

Auch die Buchhaltung bei dem Stromdiscounter habe „in keinster Weise“ den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung entsprochen, bemängelte die Staatsanwaltschaft. Bei einer Verurteilung droht den Managern eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Stromhändlers, Gernot Koch, war vom Landgericht Lingen bereits im vergangenen Jahr dazu verurteilt worden, persönlich für die Schäden eines geprellten Kunden zu haften. Das Landgericht Lingen verpflichtete den Manager am 21. September wegen vorsätzlicher Täuschung eines Kunden in Niedersachsen zu einem Schadenersatz von knapp 550 Euro plus Zinsen.

Der frühere Vorstandschef Josten war bereits im März 2007 wegen Betrugs in 176 Fällen bei Geschäften mit Immobilienfonds der Secur-Finanz AG zu einer Haftstrafe verurteilt worden.

Autor: Erich Reimann, dapd
Foto: Vor allem Stromkunden wurden von der Insolvenz der Teldafax kalt erwischt