Artem aus Kiew und Sergej aus Moskau sind Freunde und arbeiten beim Summerjam Festival. Foto: Krücken

Köln | In Europa tobt der Krieg. Doch diese Beiden stehen gemeinsam am Tresen und lassen sich nicht auseinander bringen…

Artem (19) aus Kiew und Sergej (22) aus Moskau arbeiten während des Summerjam-Festivals am Fühlinger See täglich gemeinsam hinter der Theke des Warehouse-Standes am Blackfoot Beach. Sie leben seit Jahren in Deutschland, sind hier Freunde geworden und der Ukraine-Krieg, der durch die russische Invasion Ende Februar ausbrach, kann ihrer Freundschaft nichts anhaben.

Summerjam: Ukrainer und Russe arbeiten Hand in Hand an der Theke

Wie ist es, wenn man z.B. die Bilder aus Butscha sieht? Reden die Freunde darüber?

„Sergej ist ein super Typ und ein sehr guter Freund. Schon lange, bevor dieser Krieg los ging. Nach meiner Meinung ist es völlig egal, welche Nationalität man hat“, sagt Student Artem, „Was kann er denn dafür? Ukrainer und Russen eint so viel und es gibt so viele Verbindungen untereinander. Es wäre verrückt, mit dem Finger auf jemand zu zeigen, nur weil er Russe ist oder russische Wurzeln hat.“

Sergej beschreibt, dass es durchaus schon mal kritische Blicke und negative Sprüche gibt, wenn er sagt, dass er Russe ist: „Aber das geht an mir vorbei. Dieser Krieg ist nicht nur traurig, es ist einfach frustrierend. Die Ukraine und Russland sind wirklich Bruder-Nationen. Meine Ex-Freundin ist Ukrainerin, meine Großmutter hat einen Ukrainer geheiratet.“

Der Blackfoot Beach am Summerjam-Wochenende. Foto: Krücken

Was ist seine Hoffnung? „Ich hoffe, der Tyrann wird untergehen und Putins Diktatur vergeht. Die Menschen hier können nicht verstehen und sich nicht vorstellen, was es heißt in einer Diktatur zu leben. Ich habe es erlebt. Ich habe 2015 an einer Demonstration teilgenommen, die legal angemeldet war in Moskau, von 12 bis 16 Uhr. Pünktlich um 16 Uhr wurden die Demonstranten umzingelt und zusammengeschlagen. Ich war dabei, ich bin den Cops entkommen. So ist es. Aber diese Bilder hat man hier nicht gesehen.“

Am Tresen am Fühlinger See sind diese Bilder glücklicherweise Vergangenheit. „Wir feiern hier mit jungen Menschen aus der ganzen Welt“, sagt Artem. Zumindest an diesen Tagen ist der Krieg vergessen.