Es ist Sommer und überall blüht es - auch in den Kölner Stadtwiesen. Doch müssen die blühenden artenreichen Wiesen zur Pflege gemäht werden. | Foto: Schiefer

Köln | Es ist Sommer und überall blüht es – auch in den Kölner Stadtwiesen. Weiße Margeriten sprießen aus dem Boden hervor, das Gras ist lang und ungezähmt. Doch gerade wenn die Margeriten in den Parks auf den Wiesen blühen, werden sie einfach weggemäht. Allerdings steckt mehr dahinter: Dabei handelt es sich um eine Pflegemaßnahme für artenreiche Wiesen.

Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln hat im Rahmen der Kampagne „Stadtgrün naturnah“ artenreiche Wiesen im Stadtgebiet angelegt. Artenreiche Wiesen steigern die Biodiversität und werten Lebensraum „Stadt“ auf.  Doch braucht eine vollwertige artenreiche Wiese einige Pflegemaßnahmen, die über simples Rasenmähen hinausgehen. Mit den Pflegemaßnahmen sollen, so die Stadt Köln, blühstarke Wiesenbestände etabliert werden, die dauerhaft zum Insektenschutz und der Artenvielfalt beitragen. Eine solche artenreiche Wiese entsteht im Pyramidenpark in Köln-Deutz. Damit sich diese etablieren kann, dauert es mehrere Jahre und muss von Gärtnern gepflegt werden.

„Der Verlust der Biodiversität, das heißt der Artenvielfalt, ist einer der größten Herausforderungen, die wir gegenüberstehen – gemeinsam mit dem Klimawandel“, so William Wolfgram, Dezernent für Umwelt, Klima, Grün und Liegenschaften der Stadt Köln. Die Stadt Köln habe, so Wolfgram, Fördermittel vom Land in Höhe von 350.000 Euro zum Erhalt der grünen Infrastruktur zur Verfügung gestellt bekommen.

Einfaches Rasenmähen oder Pflegemaßnahme?

Früher hieß Grünflächenpflege für das Kölner Grünflächenamt Rasen mähen, erklärt Manfred Kaune, Leiter des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen. Dem ist jetzt nicht mehr so. „Viele Bürgerinnen denken man braucht einfach nicht mehr Rasenmähen. „Dann kommen endlich bunte schöne Wiesen!“ Das ist leider nicht so. Es bedarf sich einer aufwendigeren Pflege, die über einfaches Rasenzuschneiden hinausgeht.“

Die Maßnahmen, die von außen für manche wie einfaches Rasenmähen aussieht, stößt bei Bürger:innen auf Unverständnis. So habe Kaune etwa vor zwei Tagen einennetten Brief“ eines Bürgers erhalten. Dieser schreibt, so zitiert Kaune: „Aus welchem Grund haben Sie die kühlenden, sinnvollen, als Biotop dienenden, großflächigen Wiesen in den Parks abrasiert? Zerstört bis zur Graswurzel und kurz und klein gemacht. Haben Sie Stress mit Ihrer Frau? Wurden Sie als Kind schlecht behandelt?“ Dazu Kaune: Hier würde keine Natur zerstört, fügt er hinzu, die Maßnahmen hätten einen Mehrwert.

Pyramidenpark: Die Pflege einer artenreichen Wiese

Bevor die Mahd begann, befanden sich auf einer Wiesenfläche im Pyramidenpark zahlreiche Margeriten. Allerdings findet Anfang Juni die erste Mahd des Jahres statt. Zu der Zeit stehen die Wiesen in voller Blüte. Allerdings müsse der Rasen, um die Artenvielfalt der Fläche zu erhalten, zwei Mal im Jahr gemäht werden, erklärt Gerhard Stricker, Leiter des Sachgebietes Stadtgrün, im Pyramidenpark in Köln Deutz.

Der erste Zeitpunkt sei jetzt – Anfang Juni, um das Gras zu reduzieren. Durch das Mähen würde für die Kräuter das Licht an den Boden gebracht, sodass sich Vitalstoffe bilden können und sich entwickeln können. Im Anschluss an den Schnitt, fügt Stricker hinzu, bleibt das Schnittgut mindestens einen Tag liegen. So solle sich beim Trocknen die Samen lösen und zu Boden fallen. Danach wird das geschnittene Gras maschinell zu Ballen gepresst. Ein zweiter Schnitt findet etwa im September statt. Der richtige Zeitpunkt hänge allerdings stark von der Vegetation ab, so Stricker: „Würden wir die Fläche jetzt einfach sich selbst überlassen, gebe es erst einmal Artenvielfalt. Allerdings würde sich nach einer Weile eine verstärkte Verbuschung eintreten und mit der Zeit der Artenvielfalt schaden.“

Ein Ausblick

Insgesamt 64 artenreiche Wiesen gibt es in Köln und sollen weiterentwickelt werden. Zusätzlich sollen noch weitere artenreichen Wiesen folgen: Langfristig sollen in jedem Kölner Stadtbezirk 10 Hektar artenreiche Wiesen entstehen. Doch soll jetzt nicht jede Wiese in Köln zur artenreichen Wiese werden, so Kaune. Es solle auch weiterhin gemährt Wiesen geben, auf denen man etwa Sport treiben oder das gute Wetter genießen kann.

rs