Berlin | Viele Bundesländer erlauben offenbar den Einsatz von Pestiziden in Naturschutzgebieten. Schätzungsweise jedes dritte Naturreservat sei von der Genehmigung betroffen, berichtet das ARD-Magazin „Fakt“ unter Berufung auf eigene Recherchen. Dies wird demnach möglich, da in diesen Gebieten die landwirtschaftliche Bodennutzung nach der sogenannten „guten fachlichen Praxis“ von vielen Verboten zum Schutz der Natur ausgenommen ist.

Ein nahezu uneingeschränkter Einsatz von Pestiziden ist dort also legal möglich. Derartige Regelungen gelten laut „Fakt“ beispielsweise in Brandenburg in 184 Naturschutzgebieten, in Sachsen in 102 und in Rheinland-Pfalz ebenfalls in 102 Gebieten. In Bayern ist der Pestizideinsatz dem Bericht zufolge sogar in sämtlichen 674 Fauna-Flora-Habitaten grundsätzlich möglich.

Gerade dort aber soll ein hoher Artenschutz gewährleistet sein. Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, sieht beim Einsatz von Pestiziden in Naturschutzgebieten Handlungsbedarf. Der Bund habe zwar keine Weisungsbefugnis, zuständig seien die Bundesländer, sagte Flasbarth dem ARD-Magazin.

Geplant sei aber ein neues Aktionsprogramm zum Insektenschutz. „In den Kernzonen von Nationalparken, Biosphärenreservaten und in Naturschutzgebieten möchten wir, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz ganz verboten wird“, so Flasbarth weiter. Er beklagte generell den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland: „Die Art, wie wir Landwirtschaft betreiben, hat den Artenschwund ganz enorm nach vorne gebracht.“

Nach Aussage mehrerer deutscher Umweltverbände ist inzwischen jede dritte Tier- und Pflanzenart in Deutschland akut bedroht.

Autor: dts