"Moderationen sind gescheitert"
Moderator Detlev Wiener zieht für das Jahr 2010 laut dem Haus- und Grundbesitzerverein ein negatives Resumee: Im vergangenen Jahr hätten keine Erfolge bezüglich der Situation am Brüsseler Platz erzielt werden können. Das Ergebnis des Berichts ist nach Meinung von Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins, noch viel zu zurückhaltend. „Die Moderationen sind gescheitert“, sagte Tewes heute. Es sei bereits aufgrund der enormen Heterogenität der Besucher kaum möglich, einen runden Tisch zu bilden. Erschwert würde eine Einigung zudem, da es bisher nicht gelungen sei, die anliegenden Gastronomiebetreiber und Kioskbesitzer am Dialog dauerhaft zu beteiligen. „Natürlich denken die an ihr Geschäft", so Tewes.

Zudem würde man sich seitens der Stadt nicht um konkrete Zahlenwerte, die jedoch die Grundlage einer jeden vernünftigen Diskussionsbasis seien, bemühen. „Wir fragen uns ernsthaft, warum bis heute keine verifizierbare Lärmmessungen über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt worden sind“, sagte Tewes. Es sei „unprofessionell und unverantwortlich“, nach dem subjektiven Empfinden einzelner Anwohner zu entscheiden, auch wenn man im Verein der Auffassung sei, dass der zumutbare Lärmpegel verletzt werde. „Nur wenn man konkrete Zahlen in der Hand hat, hat man auch die Möglichkeit konkrete Maßnahmen zu ergreifen“, kritisiert Tewes die bisherigen Durchführungen.


Auch am nächsten Tag sieht man noch die Spuren der Nacht.


Die Stadt scheint nicht willig zu sein, die Probleme zu lösen
Nach Angaben des Berichts, so Tewes, fehlen für konkrete Messungen jedoch die finanziellen Mittel. Diese würden derzeit gerade einmal die Honorarkosten des Moderators decken. Weitere Mittel bereitzustellen, dazu sei die Stadt nicht in der Lage. Laut Tewes ist sie daran wohl auch nicht interessiert. Deshalb glaubt er auch für die Zukunft nicht an eine Lösung der Probleme. Bisherige Maßnahmen hätten wenig bis gar keine Wirkung erzielt. Weder das Aufstellen von Hinweistafeln, noch das Verteilen von Flyern, noch der Versuch durch Verschönerungen anderer öffentlicher Plätze (z.B. Aachener Weiher), die „Belagerung“ umzulenken.

Diese könne allerdings auch nicht der Sinn und Zweck sein, wirft der Vorsitzende des Vereins, Konrad Adenauer, ein. „So infiziert man doch nur andere Plätze mit dem Problem.“ Die Erklärung der Politik, das gesamte Verhalten der Bevölkerung habe sich geändert, diese Entwicklung lasse sich kaum aufhalten, hält der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein für eine Ausrede. Der Verein fordere nicht, dass Besucher des Platzes um 22 Uhr „restlos lautlos“ sein müssen. Dies stehe einer Großstadt nicht gut, denn wer in eine solche ziehe, der müsse auch mit erhöhtem Lärmpegel leben. Trotzdem müsse es auch in einer Stadt möglich sein, ein gewisses Maß an Nachtruhe sicherstellen zu können.

Auch von dem Vorschlag, den Platz unter einem Gastronomiekonzept laufen zu lassen, hält Tewes nicht viel. Ein solches Konzept müsse sich erst einmal rechnen. Zudem übe eine geordnete Gastronomie „auf viele, die bisher noch nicht am Brüsseler Platz präsent waren, einen großen Reiz aus.“ Indes würde ein solches Konzept auch nichts zur Reduzierung des Lärmpegels beitragen. Eher wäre das Gegenteil der Fall. Denn durch das Abbauen von Bänken oder Stühlen könnte noch mehr Lärm entstehen.


Jeden Tag kommen mehrere Säcke voll Müll am Brüsseler Platz zusammen.


Bundeshauptstadt zum Vorbild nehmen
Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein fordert heute neben einer Lärmmessung eine andere rechtliche Handhabe des Brüsseler Platzes. Der Verein schlägt vor, den Platz in eine Grünfläche umzuwidmen. Denn das würde es der Stadt erleichtern, dort für Ruhe zu sorgen. Denn nur auf einer Grünfläche dürfe das Ordnungsamt eine ganze Gruppe von Menschen von dem Platz verweisen.

Als erfolgreiches Beispiel führte Tewes Berlin an. Dort wären Anwohner der Admiralsbrücke in Friedrichshain/Kreuzberg ebenfalls von nächtlichen Lärm geplagt gewesen. Nachdem das Gelände in eine Grünfläche umbenannt worden wäre, habe sich das Problem gelöst. Indes komme der Moderationsbericht zu dem Schluss, dass eine solche Durchsetzung zu Eskalationen führen würden. Dies sei in Berlin jedoch zu keiner Zeit der Fall gewesen. „Wenn so etwas in Kreuzberg funktioniert, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass das bei uns zu enormen Problemen führen wird“, erzählt Tewes.

Der Brüsseler Platz – Mit dem Weltjugendtag fingen die Probleme an
Schon seit jeher sei der Brüsseler Platz ein beliebter und belebter Ort gewesen. Massive Probleme mit lärmenden Gruppen gebe es allerdings erst seit der Platz zum Weltjugendtag 2005 ausgiebig und bis spät in die Nacht hinein genutzt wurde. Zudem habe das Gesetz zur Regelung der Ladenöffnungszeiten zu weiteren drastischen Veränderungen für die Anwohner geführt. Insbesondere Gruppen, die sich nach 24 Uhr noch dort aufhielten, sorgten für die Probleme. Laut Adenauer wirke sich der Lärm und Schmutz auch auf die Immobilien aus. So verlangten einige Mieter bereits Mietminderungen. Auch würden die Werte der Hüuser sinken.

Dominic Röltgen für report-k | Kölns Internetzeitung