Das Foto stammt aus dem Band "Historia Monumentalis". Fotos: Achim Bednorz/Könemann-Verlag

Bildgewaltige Hommage an Köln

Von Stephan Eppinger


Köln | Auf mehr 2000 Jahre bewegter Geschichte von der Gründung durch die Römer bis zur Jetztzeit kann Köln zurückblicken. Der Dom mit seinen beiden mächtigen Türmen ist das Markenzeichen der Metropole am Rhein. Zu deren Schätzen zählen auch die romanischen Kirchen und die großen Museen der Stadt. Der Blick von oben auf Köln zeigt die polyzentrische Struktur der Metropole. Vor allem mental ist die Konzentration auf die Kernstadt geradezu weltmeisterlich. „Kölle es e Jeföhl“ ist weit mehr als bloß ein klischeehafter Spruch über die seelische und geistige Verfassung Kölns. Die rheinische Kontaktfreudigkeit und Herzlichkeit sind weitere, gerne gepflegte Charaktereigenschaften der Kölner.  In Stadtteilen wie Kalk, Mülheim, Deutz, der Südstadt, Nippes oder Ehrenfeld finden sich Architekturen und Stadtbilder mit außerordentlicher Prägnanz, Aussagekraft und Attraktivität – eine häufig unterbewertete Stärke Kölns. Geprägt wird die Stadt aber nicht nur von ihren Gebäuden, sondern insbesondere vom großen Strom, der sie zentral durchfließt und in zwei Hälften teilt.

„HistoriaMonumentalis“


Mit diesem liebevollen Steckbrief steigen Walter Buschmann und Achim Bednorz in ihre im Könemann-Verlag erschienene „HistoriaMonumentalis“ ein, die in zwei opulenten Bänden das Linksrheinische und die Schäl Sick dem Betrachter eindrucksvoll präsentiert. Die spektakulären Fotografien von Achim Bednorz stellen neben den bekannten Highlights der Metropole am Rhein auch die Siedlungsgeschichte sowie zahlreiche Monumente aus der Blütezeit der Industriegeschichte vor. Daneben werden die Eckpfeiler der weit bekannten rheinischen Lebensart porträtiert. Ergänzt werden die Fotografien durch erläuternde Texte zum historischen und städtebaulichen Kontext von Walter Buschmann, Alexander Kierdorf, Thomas Otten sowie Franz-Josef Talbot sowie einer Fülle von Detailinformationen und historischem Bildmaterial.

Blick auf die Schäl Sick


Im zweiten Bildband fällt der Blick auf die Schäl Sick mit den großen Industriehallen, der Ellmühle, dem Otto Langen Quartier sowie Felten und Guillaume – Industriedenkmäler, die bei sensibler Neuwidmung Köln auf die Stufe von Chicago, Sydney oder London Docklands heben könnten. Drei größere Rheinorte prägen das Gesicht des rechtsrheinischen Kölns – Deutz, Mülheim und Porz. Dazu kommen landeinwärts der dominante Industrieort Kalk sowie Dellbrück, Rath/Heumar und Wahn mit dem Flughafen. Zusammen bilden diese Orte einen markanten Halbkreis östlich des Rheins. Im zweiten Band zeigen der Autor und der Fotograf, dass der Name Schäl Sick nicht viel mit der Realität zu tun hat. Ihr Blick fällt auf die besondere Attraktivität und Authentizität des rechtsrheinischen Kölns.


Der historische und fotografische Rundgang beginnt auf der linken Rheinseite am Dom und dem Bahnhofsviertel sowie der weiteren Domumgebung. Historisches Bildmaterial wird mit aktuellen Aufnahmen  kombiniert, die detailreich und mit besonderen Perspektiven neue Einblicke ermöglichen. Der Blick der Kamera fällt auf Kirchen und Museen genauso wie auf Kaufhäuser, Verwaltungs- und Gerichtsgebäude sowie Wirtshäuser, Hotels und Banken. Es ist eine umfassende Inventur der Stadt. Diese reicht von der Innenstadt mit den Ringen, dem Martins- und dem Severinsviertel oder dem Gerling-Quartier und dem Rheinauhafen und geht dann Stück für Stück in die äußeren Stadtbereiche.

Ländliches Worringen


Betrachtet wird das eher ländliche Worringen genauso wie das von moderner Wohnbebauung geprägte Chorweiler. Aktuelle und vergangene Industrie findet sich in Niehl mit den Ford-Werken oder auch in Nippes mit dem Bahnbetriebswerk oder dem Clouth-Werk. Viel Natur gibt es dagegen in Riehl mit dem Zoo und der Flora. Auch im Blücherpark und an der Rennbahn in Weidenpesch präsentiert sich die Großstadt mit viel Natur und Charme. Außergewöhnliche moderne Bauten, wie die als „Zitronenpresse“ bekannte gewordene Kirche St. Engelbert am Riehler Gürtel, oder die prächtigen Gründerzeit-Reihenhäuser an der Stammheimer Straße zeigen die oft als hässlich bezeichnete Stadt von ihrer attraktiven Seite. In Ehrenfeld fällt der Blick auf den Helios-Leuchturm und die Werksbauten der Leuchtenfabrik Vulkan sowie auf die neue Zentralmoschee.   


Rechtsrheinisch liegt der Fokus des Autors und des Fotografen unter anderem auf Deutz mit seinen heute nicht mehr sichtbaren Kastell, dem sich im Wandel befindenden Hafen mit der Ellmühle, der Lanxess-Arena, der Messe und dem Sender RTL sowie dem Rheinboulevard und dem Rheinpark mit dem Tanzbrunnen.  In Kalk waren Industrieunternehmen wie die Maschinenfabrik Humboldt bzw. die KHD Kalk oder Kalmag prägend.

Das industrielle Mülheim


Auch in Mülheim bestimmten lange Zeit Betriebe wie Lindgens & Söhne, die Gasmotoren Fabrik Deutz oder Felten & Guillaume mit dem Carlswerk das Geschehen. An den alten Industriestandorten sind eindrucksvolle Aufnahme mit viel morbidem Charme entstanden. Ein moderner Industrieort ist dagegen das vom Architekten Nicholas Grimshaw gestaltete Porzer Hightech-Werk von Igus, wo Kunststoffkleinteile produziert werden. Ihre Schönheit zeigt die Schäl Sick zum Beispiel beim Schlosspark Stammheim, in den Fachwerk- und Schieferhäusern in Dellbrück sowie beim Besuch von Schloss Wahn, der Wahner Heide oder der Groov in Zündorf.


Die beiden großformatigen und opulent aufgemachten Bildbände beeindrucken den Betrachter, der dazu angeregt wird, einen ganz neuen Blick auf die Metropole am Rhein zu werfen. Es sind zwei wirklich schöne und informative Bücher, die eigentlich bei keinem, der eine Beziehung zu Köln aufgebaut hat, im Regal fehlen dürfen. Wer darin schmökert, wird in Text und Bild vieles Bekanntes und Unbekanntes entdecken und dabei viele Anregungen für Ausflüge in der Stadt entdecken.
 
Walter Buschmann, Achim Bednorz: Köln Historia Monumentalis, Könemann-Verlag, Band 1: Linksrheinisch, 720 Seiten, 45 Euro; Band 2: Schäl Sick, 304 Seiten, 29,95 Euro.