Köln | Die Rassismus-Debatte erfasst immer weitere Teile des öffentlichen Lebens und flammt nicht zum ersten Mal auch in Köln auf. Es geht um Denkmäler oder Straßennamen mit kolonialem oder rassistischen Bezügen.
Ein Beispiel: Die Wissmannstraße in Ehrenfeld
Da gibt es die Wissmannstraße in Ehrenfeld. Sie huldigt Hermann Wilhelm Leopold Ludwig Wissmann, der später in den Adelsstand erhoben wurde. Wissmann war Afrikaforscher, Offizier und Kolonialbeamter. Er befehligte die erste deutsche Kolonialtruppe die sogenannte „Wissmann-Truppe“, die in Afrika einen Kolonialkrieg führte. Im Spätsommer 1888 verlor die Deutsch-Ostafrikanische Geselleschaft ihre Macht über den sansibarischen Küstenstreifen durch einen Aufstand der Bevölkerung unter Führung von Buschiri bin Salim. Bismarck gab Wissmann die Order, den Aufstand niederzuschlagen. Der ließ die Aufständischen zusammenschießen, Ortschaften plündern und brandschatzen und Felder verwüsten. Die „Wissmann-Truppe“ eroberte die gesamte ostafrikanische Küste und Wilhelm II ließ Wissmann in den erblichen Adelsstand erheben. In Köln heiratete von Wissmann Hedwig Langen, Tochter von Eugen Langen, der an der Erfindung des Ottomotors und der Wuppertaler Schwebebahn beteiligt war. Von Wissmanns Grab befindet sich auf dem Kölner Friedhof Melaten. Anders als in Köln wurden in Hannover und Stuttgart die dortigen Wissmannstraßen wegen der kolonialen Verbrechen umbenannt. In mehr als 20 Städten gibt es Straßen die nach ihm benannt sind, einigen von ihnen wurden erst in der Zeit des Nationalsozialismus nach ihm benannt.
Der Bürgerantrag fordert Erklärungen
In dem Bürgerantrag für den Ausschuss Anregungen und Beschwerden des Kölner Stadtrates fordert Hans Burgwinkel jetzt diese Straßennamen oder Denkmäler, wie etwa den Bismarck-Turm in Bayenthal nicht zu zerstören oder umzuwidmen, sondern diese mit Zusatzschildern oder Informationen auszustatten, um die Bezüge und Kontexte darzustellen. In seinem Antrag schreibt Burgwinkel: „Wir, das heißt unsere Gesellschaft, dürfen negative historische Dinge nicht ‚verschwinden‘ lassen. Stattdessen soll sie darüber aufklären und gegebenenfalls in Bezug auf den jeweiligen Zeitgeist zum Zeitpunkt des Bezuges, aber auch der Aufstellung setzen. Neben lokalen Informationen sollen über ein QR-Code System weitere und ausführliche Informationen abrufbar sein. So sind, zum Beispiel die Bismarck-Säule, die Kaiserstatuen und Straßenschilder wie Robert-Koch-Straße, wichtige Teile unserer Geschichte und dürfen nicht verschwinden.“ Burgwinkel fordert die Einbindung von Historikern, Wissenschaftlern, Parteien und etwa lokalen Gruppen.
Autor: Von Redaktion
Foto: Auf der Zeichnung von Christian Wilhelm Allers sind Bismarck und Wissmann zu sehen. Aus dem Buch „Unser Bismarck“ Gedächtnisausgabe, 1898, S. 67; „Unser Bismarck“ 1895, Seite 92a. (Originalzeichnung im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle)