Köln | Am vergangen Donnerstag wurden im Begegnungs- und Fortbildungszentrum für muslimische Frauen e.V. (BFmF) in Köln Ehrenfeld, 80 ehrenamtlich tätige Flüchtlinge ausgezeichnet.

In dem Projekt „Für einander da sein“ betreuten die Flüchtlinge, die teils selber erst 2015 nach Deutschland kamen, rund 3.000 Flüchtlinge im Alltag. Sie halfen in den Bereichen Wohnen, wie die Beschaffung von Möbeln oder Hilfe beim Umzug, mit Übersetzungshilfen im BFmF und als Begleitung zum Arzt oder zum Amt. Getragen wurde das Projekt vom Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW. Dieser erhielt die Fördermittel aus den Mitteln der Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Migration und Flüchtlinge Annette Widman-Mauz, CDU. 

Förderung beendet

Das Projekt „Für einander da sein“ lief über viereinhalb Jahre. Es wurde mit ungefähr 107.000€ unterstützt, berichtet BFmF Geschäftsführerin Dr. Erika Theißen. Es war eins von 44 Projekten, die der Paritätische Gesamtverband bundesweit als Integrationsmaßnahme betreute. Der Verband bewarb sich für eine weitere Förderung der 44 Projekte für die Förderperiode 2020/21. Der Antrag wurde abgelehnt.

Erika Theißen war es ein Anliegen die Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen für ihre Arbeit auszuzeichnen. Das Projekt sei überaus erfolgreich gewesen und habe vielen Flüchtlingen helfen können, erzählt die Geschäftsführerin vergangen Donnerstag. Dass das Projekt nicht weiter gefördert wird, ist ein herber Rückschlag. Die Absage der Förderung für 2020/21 sei kurzfristig erteilt worden. Am Abend erhielten 80 Flüchtlinge, größtenteils Frauen, eine Urkunde für ihr ehrenamtliches Engagement. Serap Güler, Staatssekretärin für Integration und Unterstützerin des Projekts, spricht ihren Respekt und Dank an die Ehrenämtler aus.

Paritätischer vermutet politisches Kalkül hinter Entscheidung

Wilfried Theißen vom NRW-Landesverband des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zeigt sich enttäuscht von der Entscheidung der Bundesbeauftragten. Er vermutet eine politische Entscheidung hinter der Ablehnung des Antrags. Die Bundesregierung baute 2018 in einigen Bundesländern Ankerzentren. Der Paritätische Wohlfahrtsverband sprach sich dagegen aus. Schwerer wiegt für den Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW aber die Art und Weise der Absage. Das Projekt war erfolgreich. Trotzdem bat man das Kanzleramt frühzeitig über Schwachpunkte des Projekts zu reden. So sollte eine weitere Förderung gesichert werden. Wilfried Theißen bemängelt, dass die Behörde nicht auf die Anfrage einging. Eine konkrete, inhaltliche Begründung für die Ablehnung des Förderantrages für 2020/21 wurde laut Theißen nicht erteilt. Der Verband beklagt besonders die mangelnde Würdigung gegenüber allen am Projekt beteiligten: „Mit der Ablehnung werden die seit 2015 aufgebauten und in ihrer Wirksamkeit für die Integration von geflüchteten Menschen nicht zu unterschätzenden Strukturen im Verband geschwächt, Personalstellen
können nicht oder nicht mehr komplett finanziert, Maßnahmen wie Qualifizierungsangebote zur Stärkung des Ehrenamts werden beendet oder
stark eingeschränkt werden müssen, Ehrenamtliche und Geflüchtete verlieren Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen.“

Begründung der Behörde

Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Widmann-Mauz, dementiert dies: Dem Verband wurde eine Begründung mitgeteilt. Die Förderungswürdigkeit gegenüber anderen Projekten ist nicht gegeben. Ein Gespräch mit dem Verband ist geplant. Für den Förderzeitraum 2020/21 verfügte die Beauftrage über 40 Millionen Euro. Das Geld wird bundesweit eingesetzt. Von 52 eingereichten Förderanträgen wurden 31 Anträge bewilligt. 

Autor: Greta Spieker
Foto: Die Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen im Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen in Köln Ehrenfeld.