Köln | Prof. Dr. Heribert Hirte ist Kölner Bundestagsabgeordneter und hat jetzt die politische Patenschaft im Rahmen des Patenschaftsprogramms der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte für Nahid Taghavi übernommen. Nahid Taghavi, 66, ist Deutsch-Iranerin und lebt seit 1983 in Köln. Seit 15 Jahren pendelt sie zwischen Köln und Teheran. Seit 19 Tagen wird Taghavi, die die iranische und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, im Teheraner Evin-Gefängnis festgehalten.

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Am 16. Oktober ist Nahid Taghavi in ihrer Teheraner Wohnung von den Revolutionsgarden festgenommen worden. Dies haben Augenzeugen berichtet. Aus der Familie, so Mariam Claren die Tochter, Architektin, sei niemand informiert worden. Sie selbst habe versucht ihre Mutter zu erreichen, was ihr aber nicht gelungen sei und dass obwohl die Telekommunikationsgeräte an gewesen seien. Da ihre Mutter erst kürzlich operiert worden sei, habe sie ihren Onkel in Shiraz alarmiert. Die machten sich sofort auf den rund 500 Kilometer langen Weg nach Teheran. Dort fanden sie die leere Wohnung von Nahid Taghavi vor. Der Deutsche Pass war weg und alle ihre Unterlagen. Die Wohnung machte den Eindruck, dass sie durchsucht worden sei.

Nahid Taghavis Brüder suchten nach ihrer Schwester im Teheraner Evin-Gefängnis. Ein Ort, an dem die Revolutionsgarden unliebsame Menschen und politische Dissidenten ohne Rechtsstaatlichkeit verhören und foltern. Den Brüdern wurde bestätigt, dass sich Nahid Taghavi in dem Gefängnis befinde. Die Medikamente, die sie für ihre Schwester dabei hatten, durften sie nicht abgeben. Mittlerweile gibt es auch ein Lebenszeichen, so Tochter Mariam Claren. Am 28. Oktober verband eine Frauenstimme Nahid Taghavi mit einem ihrer Brüder. Sie konnte gerade einmal erklären, dass sie noch lebe, dann wurde das Telefonat beendet. Mariam Claren spricht von einem Minikontakt. Ob ihre Mutter medizinisch versorgt werde und wie es ihr gehe, ob sie gefoltert wurde oder wird, all das wisse die Familie nicht.

Was genau das iranische Regime ihrer Mutter vorwerfe kann Mariam Claren nicht sagen. Ihre Mutter habe sich immer für die Rechte von Frauen und jungen Mädchen sowie den Menschenrechten eingesetzt. Ihre Mutter pendele seit 15 Jahren zwischen Köln und dem Iran und nie sei etwas geschehen. Exil-Iraner können nur als Iraner einreisen und nicht als Deutsche, denn dann bräuchten sie ein Visum. Bei der Ausstellung des Visums werde dann aber festgestellt, dass sie auch die iranische Staatsbürgerschaft haben. Es sei nicht möglich, dass Iraner ihre Staatsangehörigkeit ablegen, so Mariam Claren. Noch bevor sie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte und die Presse eingeschaltet habe, sei sie an das Auswärtige Amt herangetreten, das sich bemühe. Sie wisse aber auch, dass Iran bei Iranern mit Doppelstaatsbürgerschaft keinen konsularischen Zugang ermögliche.

Die Familie hat auch einen Anwalt eingeschaltet. Aber auch der bekomme keinen Zugang aktuell. Das Problem sei, dass ihre Mutter von den Revolutionsgarden festgenommen worden sei. Im Evin-Gefängnis befinde sie sich in der Isolationsphase. Ihre Inhaftierung sei nicht von einem Haftrichter beschlossen worden, denn es gibt ja auch noch keine Anklage. Nahid Taghavi befindet sich daher in einer Phase, in der rechtsstaatliche Prinzipien nicht gelten. Erst wenn es zu einem Prozess kommen würde, wäre ein anwaltlicher Beistand möglich. Je länger die Inhaftierung im Evin-Gefängnis dauere, umso mehr könne angenommen werden, dass es keinen triftigen Grund für die Inhaftierung gebe. Dies bedeute aber keineswegs eine Verbesserung für Angeklagte, sondern nur womöglich noch mehr Folter, Einschüchterung oder die Erzwingung eines Geständnisses.

Ihre Onkel kommen jeden Tag zum Gefängnis, wie viele Familien auch. Mariam Claren ist trotz der aufwühlenden Situation ganz klar: Sie fordert von der Bundesregierung, dass sie sich für ihre Mutter einsetzt und sie spricht von Kidnapping. Der Kölner Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Heribert Hirte fordert ein rechtsstaatliches Verfahren für Nahid Taghavi und eine Darstellung der Vorwürfe, die ihr gemacht werden.

Autor: Andi Goral
Foto: Nahid Taghavi | Foto: Privat