Köln | Morgen findet der bundesweite Tag der Stiftungen statt. Anlass genug, um die öffentliche Aufmerksamkeit für das Wirken und die Fördertätigkeit der Kölner Stiftungen zu erhöhen und das Stiftungsgeschehen in und um Köln unter die Lupe zu nehmen, denn die Stadt Köln ist mit 352 Stiftungen gut vertreten.

Wenn man sich die Zahlen und Fakten zu Stiftungen anschaut, wird schnell klar: Köln und das Umland liegen laut Datenbank des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen mit seinen 470 Stiftungen im Ranking der rechtskräftigen Stiftungen noch vor Düsseldorf, Bonn und Essen. Das sind 14 Prozent aller Stiftungen in NRW. Diese sind mit ihren unterschiedlichen Förderungsschwerpunkten – von sozialen Zwecke über Kultur und Bildung bis hin zu Wissenschaft und Forschung – in der Gesellschaft verwurzelt.

Der Vorstand der Kölner Stiftungen, Ulrich Soénius, erklärt, warum Stiftungen eine wichtige Größe sind: „Stiftungen sind vor allem dauerhaft und arbeiten dafür, die Zukunft gemeinsam zu gestalten.“ Die Gelder kommen von privaten Spendern, die ein Teil ihres Vermögens an die Gesellschaft zurückgeben wollen. Steuerlich stehe man als Stifter besser da als vor einigen Jahren. Allerdings seien die bürokratischen Hindernisse weiterhin ein Problem.

Die deutschen Stiftungen erwirtschaften insgesamt 17 Milliarden Euro. Allerdings sei dieser Betrag im Hinblick auf die Ausgaben zu relativieren. Die Stiftungen sollen vor allem neue innovative Ideen fördern und durch diverse Projekte eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Übrigens seien die Hälfte der Stifter Frauen, auch viele jüngere seien dabei. Eine Kontrollfunktion hat die Stiftungsaufsicht inne, denn „nicht jeder gute Wille ist auch wirklich gut“, gesteht Soénius. Derzeit gebe es hinsichtlich der Spenden eine Ertragsminderung, was Soénius auf die Finanzkrise zurückführt.

Beispiele aus der Praxis erläuterte Gesche Gehrmann, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Kölner Stiftungen. Ein besonderer Fokus liege auf dem Sozialen, vor allem die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Der Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit von verschiedenen Stiftungen führen häufig zu guten Ergebnissen, fügt Gehrmann hinzu. So auch das Projekt „Schülerredaktion k50“. Dieses ermögliche es Jugendlichen, eine professionelle Schülerzeitung auf die Beine zu stellen und damit erste berufliche Einblicke zu erlangen.

In solchen Projekten gehe es darum, Vielfalt in die Stiftungsarbeit zu bringen. Durch aktives Tätigsein solle das Publikum von Morgen, die jüngere Generation, gewonnen werden, denn, so Soénius: „Mit geringen Geldmitteln kann so viel bewegt werden.“

Für Bewegung sorgen unter anderem auch viele engagierte Bürger. Einen regelrechten Bürgerstiftungsboom habe es seit 2005 gegeben. Schatzmeister Horst Görgen erklärt sich das Engagement so: „ Kölner identifizieren sich stark mit ihrem Veedel.“ Sie seien deshalb besonders bestrebt, etwas vor ihrer eigenen Haustür zu verändern. Nicht Geldbeträge allein seien hier entscheidend, sondern die Ideen und die ehrenamtliche Zeit der Bürger. „KalkKunst“, das Projekt „Bilinguale Erziehung“ der Porzer Bürgerstiftung, die Stiftung LebenMülheim mit ihrem interkulturellen Theaterprojekt „Mülheim sehen und sterben“ oder die Bürgerstiftung Ehrenfeld, die sich mit „Alte Musik für junge Ohren“ engagieren sind nur einige von zahlreichen Projekten, in denen sich Bürger für Bürger einsetzten.

Kölner Stiftungsmitglieder haben den Verein Kölner Stiftungen vor vier Jahren gegründet. Alle drei Jahre finden die Kölner Stiftungstage statt, bei denen sich Stiftungen der Öffentlichkeit präsentieren und Netzwerke von Vereinen und Mitgliedern entstehen.

Im Herbst 2015 wird der Verein Kölner Stiftungen seinen vierten Stiftungstag begehen.

Autor: Nelli Morkel
Foto: Vlnr: Horst Görgen, Ester Maniecki, Gesche Gehrmann, Ulrich S. Soénius