Köln | aktualisiert | Am 24. Juni beginnt der diesjährige Cologne Pride unter dem Motto „Nie wieder“. Zahlreiche Veranstaltungen aus den Bereichen Politik, Kultur und Aufklärung umrahmen den Höhepunkt am CSD-Wochenende. Das CSD-Wochenende, mit der alljährlichen großen Demonstrationsparade am Sonntag, findet in diesem Jahr vom 7. bis zum 9. Juli statt. Viel Musik und viel Politik. Die Schirmherrschaft übernimmt in diesem Jahr Bundesjustizminister Heiko Maas.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nach einer Stellungnahme des Büros von Professor Dr. Heribert Hirte aktualisiert.

Klust mit neuem Vorstand

Am 22. Mai wählte der Kölner Lesben- und Schwulentag (Klust) einen neuen Vorstand. Neben den vier bereits erfahrenen Vorstandsmitgliedern Jörg Kalitowitsch, Jens Pielhau, Martin Rätze und Dennis Hermann, sind nun auch Ina Wolf, Natalie Hagen, Patrick Gloe, Uwe Weiler und Martin Hommel offizielle Mitglieder im Vorstand der Klust.

Hintergrund zum Motto 2017 „Nie wieder“

Der Klust-Vorstand bezieht sich mit dem Motto auf den gesellschaftlichen Konsens seit dem zweiten Weltkrieg, denn „Nie wieder“ sollen sich die schrecklichen Ereignisse der damaligen Zeit wiederholen. Schwule und Lesben wurden stigmatisiert und verfolgt. „In einer Welt, die spürbar politisch nach rechts gewandert ist, müssen wir daran erinnern und fordern: Nie wieder“, so der Vorstand am heutigen Mittwoch.

Das Motto beinhaltet zudem einen schwarzen und einen rosa Winkel. Mit diesem Winkel wurden Lesben und Schwule im Dritten Reich gekennzeichnet, um sie zu diskreditieren und auszugrenzen. Der Schwarze Winkel sei dabei das Symbol für Lesben gewesen. Er sei zurückzuführen auf die stigmatisierende Kennzeichnung von Gefangenen in den Konzentrationslagern, erklärt der Vorstand. Mit dem Rosa Winkel wurden im Dritten Reich Männer in den Konzentrationslagern gekennzeichnet, die wegen ihrer Homosexualität dorthin verschleppt wurden.

Nie Wieder: Das Motto sei dabei nicht nur ein Blick in die Vergangenheit und eine Erinnerung an schreckliche Gräuel-Taten in der NS-Zeit, sondern gleichzeitig auch eine Forderung für das Jetzt und Hier und die Zukunft, erklären die Vorstandsmitglieder von Klust.

Auch in Deutschland werden Schwule und Lesben, Bi- und Trans-Menschen und alle, die nicht in das Weltbild der „Normalität“ passen, auf offener Straße angegriffen und diskriminiert. Gerade in diesem Jahr, im Wahljahr 2017, appelliert der Vorstand daher an alle Parteien und fordert Taten umzusetzen. „Die wichtigste Änderung in Sachen rechtliche Gleichstellung kamen nicht aus dem Deutschen Bundestag, sondern wurden vom Bundesverfassungsgericht angestoßen. Daher lautet unsere Forderung auch: ‚Nie wieder‘ Diskriminierung durch unsere eigene Regierung“, so der Klust-Vorstand.

Schirmherr ist Bundesjustizminister Heiko Maas

Die Schirmherrschaft für den 26. Cologne Pride übernimmt der Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas. Heiko Mass wird am Freitag, 7. Juli, um 18 Uhr auf der Hauptbühne auf dem Heumarkt das CSD-Wochenende feierlich eröffnen.

Mit dem Gesetzesentwurf, zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlung verurteilten Personen, habe der Justizminister einen wichtigen und vor allem richtigen Schritt getan, betonen die Klust-Vorstandsmitglieder.

Finanzierung von Cologne Pride

Mitte Februar hatte der Klust einen Insolvenzantrag gestellt, wegen Überschuldung und in Absprache mit einem im letzten Dezember von der MV eingesetzten Lenkungsausschuss. Ein Notbündnis aus Verbänden und Vereinen sollte den CSD im Rahmen einer neuen gemeinnützigen GmbH ausrichten. Ende März zog dann der damalige Klust-Vorstand jedoch überraschend den Insolvenzantrag zurück. Nach einigen Wochen teilte der Klust-Vorstand dann mit, den CSD doch selbst veranstalten zu wollen.

„Wir werden in diesem Jahr nicht mit einem Minus rausgehen“, erklärt Jens Pielhau vom Klust-Vorstand. Dieser Dank gelte den Sponsoren. Noch sei es dem Vorstand zwar nicht gelungen zu erkennen, wie es zu dem Minusbetrag 2016 kommen konnte. Dafür werde man noch Prüfen müssen, ob die Auszüge auch inhaltlich korrekt seien, so Pielhau weiter. Die Kosten der Pride Cologne 2017 belaufen sich auf etwa 230.000 Euro, ergänzt Pielhau.

Zum Programm am CSD-Wochenende 

Drei Tage Straßenfest mit 25 Infoständen und verschiedenen Aktionen. Insgesamt wird es über 60 Stunden Bühnenprogramm geben, so Rätze. Dabei seien lediglich 15 Prozent aller Programmpunkte „Parties“, ergänzt Ina Wolf vom Klust-Vorstand, alle weiteren Programmpunkte seien hoch politische und informative Veranstaltungen.

Viel Politik

Hoch politisch ist dabei nicht nur das Motto in diesem Jahr, sondern auch das Rahmenprogramm der Cologne Pride, sowie das CSD-Wochenende, erklärt Martin Rätze vom Klust-Vorstand. Viele aktuelle Geschehnisse in der Welt sollen ebenfalls dazu geführt haben politische Themen in den Vordergrund zu rücken, ergänzt Pielhau: „Wir müssen uns politisch mehr engagieren.“ Zu sehen ist dies auch im Programm des CSD-Wochenendes. Verschiedene Politblocks sollen vor allem auf die Themenbereiche Flucht, Senioren und Jugend, Ehe, Menschenrechte und Regenbogenfamilien bei Schwulen und Lesben eingehen.

Fast keine Spur von der CDU

Viele Politiker verschiedener Parteien sollen bereits ihr kommen und ihre Teilnahme bestätigt haben. Anders sei es bei der CDU. Zwar stehe der Klust-Vorstand in Kontakt zu Professor Dr. Heribert Hirte, jedoch fühle sich die CDU Bundespartei wohl nicht zuständig für den Cologne Pride, sagt Pielhau. Hirte hat mittlerweile sein Kommen und seine Teilnahme am Politblock für den Samstag, 8. Juli, bestätigt*, sagt Pielhau und auch das Büro von Heribert Hirte. Für den Politblock am Sonntag habe allerdings, nach derzeitigem Stand (21.06.2017), niemand von der CDU sein oder ihr kommen bestätigt**.

Beflaggung an öffentlichen Gebäuden

Der Klust-Vorstand habe zu dem in diesem Jahr erneut bei den Bezirksvertretungen in Köln, Beflaggungen angefragt. Derzeit warte der Vorstand noch auf die Rückmeldung der Bezirke Rodenkirchen und Porz, erklärt Rätze.

CSD-Demonstrationsparade

In Köln ist die CSD-Demonstrationsparade traditionell am Sonntag. In diesem Jahr 9. Juli. Auch dieses Jahr wird es wieder auf dem rechtsrheinischen Ufer los gehen – über die Deutzer Brücke weiter bis in die Innenstadt. Bisher seien 80 Gruppen für die Demonstration gemeldet. Daher gehe man derzeit von rund 35.000 Teilnehmern aus, erklärt Jörg Kalitowitsch vom Klust-Vorstand. Anmeldungen seien noch bis Sonntag möglich. Erneut ist in diesem Jahr die Beflaggung der Deutzer Brücke geplant. Aber nicht nur die Deutzer Brücke. In diesem Jahr wolle der Klust-Vorstand, wenn alles gut laufe, auch die Kölner Zoo-Brücke beflaggen.

[infobox]*Heribert Hirte hat sein Kommen und seine Teilnahme für den Politblock am CSD-Wochenende, 8. Juli, bestätigt. Jedoch sei seine Teilnahme, so Hirtes Büro, nicht 100 prozentig sicher, weil ein enges Familienmitglied schon länger krank ist. Dabei soll es sich um den Vater von Hirte handeln, dem es seit Längerem immer wieder schlecht geht, teilt Hirtes Büro am heutigen Donnerstag schriftlich mit.

** Mittlerweile habe Karsten Möring, von der CDU und Mitglied des Deutschen Bundestages, seine Teilnahme für den Politblock am Sonntag, 9. Juli, bestätigt, sagt Pielhau.

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Infobox zum genauen Programm und Ablauf

Alle weiteren Informationen zu dem Zug finden Sie auf der Internetseite der Cologne Pride. Dort haben Interessierte auch die Möglichkeit, sich das Programmheft als PDF-Datei herunterzuladen.

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Autor: Irem Barlin
Foto: Der Klust-Vorstand, v.l.n.r. Ina Wolf, Martin Hommel, Jörg Kalitowitsch, Uwe Weiler, Martin Rätze und Jens Pielhau