Köln | Das Coronavirus-Update am Abend, 12. März: Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert an Bürger auf Sozialkontakte zu verzichten. +++ AfD sagt Parteitag ab +++ Mehr Infizierte und Verdachtsfälle bei der Bundeswehr +++ RTL verzichtet bei Fernsehshows auf Publikum +++ ||| Sport: Bericht: Formel-1-Saisonstart wird verschoben +++ IOC-Präsident: WHO entscheidet über Absage der Olympischen Spiele ||| Wirtschaft: US-Börsen stürzen ab – Dow mit größtem Tagesverlust seit 1987 +++ Corona-Crash geht weiter: DAX verliert über 12 Prozent +++ Deutsche Bank bekräftigt trotz Coronakrise ihr Jahresziel

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Sechster Corona-Todesfall in Deutschland

Die Zahl der Todesopfer durch das neuartige Coronavirus steigt auf sechs. In Würzburg sei ein über-80-jähriger Patient mit Vorerkrankungen und Pflegebedürftigkeit der Viruserkrankung erlegten, teilte das bayerische Gesundheitsministerium am Donnerstag mit. Der Patient war dem Vernehmen nach zuletzt vom Universitätsklinikum Würzburg behandelt worden und in der Nacht zum Donnerstag gestorben.

Zuvor gab es bereits drei Todesfälle durch das Coronavirus in NRW und einen in Baden-Württemberg. Die Mortalitätsrate in Deutschland ist dennoch mit etwa 0,2 Prozent weiterhin sehr gering. In anderen Ländern liegt sie zwischen einem und vier Prozent. In Heinsberg ist das sechste deutsche Todesopfer durch das Coronavirus zu beklagen.

Nach Abfrage der dts Nachrichtenagentur bei den Landesministerien, Städten und Kreisen stieg die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen bis Donnerstagnachmittag auf über 2.300 Fälle.

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Merkel fordert von Bevölkerung Verzicht auf alle Sozialkontakte

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert von der Bevölkerung in der aktuellen Corona-Krise den Verzicht auf alle persönlichen Sozialkontakte. „Wo immer möglich“, solle dies beachtet werden, sagte Merkel nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder. Das Vorziehen der Osterferien sei „eine Option“.

Bundestag und Bundesrat würden am Freitag die neuen Regelungen zum Kurzarbeitergeld beschließen, damit die Unternehmen Sicherheit hätten. Der Bundeswirtschaftsminister werde zudem am gleichen Tag „weitere Maßnahmen“ zur Stützung der Wirtschaft verkünden, denen sie nicht vorgreifen wolle, so Merkel. Diese Maßnahmen würden aber sehr umfangreich sein.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ergänzte nach dem Treffen, es sollten alle Veranstaltungen in den nächsten Wochen abgesagt oder verschoben werden.

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AfD sagt Parteitag in Offenburg wegen Coronavirus ab

Die AfD sagt ihren für den 25. und 26. April geplanten Bundesparteitag wegen der Corona-Gefahr ab. Der Bundesvorstand fasste am Donnerstagabend in einer Telefonkonferenz einstimmig einen entsprechenden Beschluss, berichten die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ in ihren Freitagausgaben. Auf dem Parteitag in Offenburg wollte die Partei unter anderem ein Rentenkonzept beschließen und Entscheidungen über ein sozialpolitisches Programm fällen.
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RTL verzichtet bei Fernsehshows auf Publikum

Die Sender der Mediengruppe RTL Deutschland verzichten ab Freitag wegen des Coronavirus bei ihren Shows auf Publikum. Die Maßnahme gelte „bis auf Weiteres“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Ausgenommen davon seien Freunde und Familien der Protagonisten.

Aktuell betroffen sind die beiden RTL-Sendungen „Let`s Dance“ am Freitag und „Deutschland sucht den Superstar“ am Samstag. Der Entscheidung, jetzt komplett auf Publikum zu verzichten, sei keine entsprechende Verordnung vorausgegangen, so RTL.

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Mehr Infizierte und Verdachtsfälle bei der Bundeswehr

Die Zahl der Corona-Fälle in der Bundeswehr ist binnen 24 Stunden gestiegen. Die Bundeswehr geht nach eigenen Angaben nun von 15 Infizierten und rund 80 „begründeten Verdachtsfällen“ aus, wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben) berichten. Am Vortag waren es noch neun Infizierte und 45 Verdachtsfälle gewesen.

Ebenfalls wegen des Corona-Virus wollen die USA die multinationale Großübung „Defender Europe 20“ reduzieren, berichten die Zeitungen.

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Klassenfahrten ins Ausland und Schulfeste werden verboten

Klassenfahrten ins Ausland und Schulfeste sollen verboten werden. Auf diese Empfehlung einigte sich die Kultusministerkonferenz, sagte Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag. Die Maßnahme solle für mindestens zwei, vielleicht aber auch drei Monate gelten.

Die Bundesländer wollen die Schulabschlüsse untereinander zudem auf jeden Fall anerkennen, auch wenn die Prüfungen unser besonderen Bedingungen stattfinden, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Wenn Prüfungen wegen Schulschließungen nicht stattfinden könnten, sollten diese nachgeholt werden. Schüler sollten wegen der Corona-Krise keinerlei Nachteile erleiden.

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||| SPORT:

Bericht: Formel-1-Saisonstart wird verschoben

Der Saisonstart der diesjährigen Formel 1 in Australien wird laut eines Berichts der BBC wegen der Corona-Krise verschoben. Der Sender bezieht sich auf informierte Kreise, eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Zuvor hatte schon der Rennstall McLaren angekündigt, wegen eines Coronavirus-Falls im eigenen Team nicht in Melbourne anzutreten.

Bereits für eine Woche später, am 22. März, ist das zweite Rennen in Bahrein geplant, für den 5. April das Rennen in Vietnam. Ob diese Rennen wie geplant stattfinden sollen, war zunächst nicht bekannt. Das ursprünglich vierte Saisonrennen, das für den 19. April in Shanghai geplant war, war schon zuvor abgesagt worden.

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IOC-Präsident: WHO entscheidet über Absage der Olympischen Spiele

Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, will angesichts der Corana-Pandemie bei einer möglichen Entscheidungen über eine Absage oder Verlegung der Olympischen Spiele in Tokio dem Rat der Weltgesundheitsorganisation folgen. Den ARD-Tagesthemen (Donnerstagausgabe) sagte Bach, der Zeitplan für die Olympischen Spiele in Tokio werde eingehalten. Deshalb stehe man bereits seit Mitte Februar in ständigem Kontakt mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, auf deren Rat man höre.

Auf die Frage, ob man die Olympischen Spiele absagen werde, wenn die WHO dies rate, sagte Bach: „Wir werden dem Rat der Weltgesundheitsorganisation folgen.“ Bach räumte ein, man habe derzeit aufgrund der Pandemie „ernsthafte Probleme mit den Qualifikationswettbewerben“. Dort gebe es viele Absagen, so dass in einigen internationalen Verbänden und Sportarten „die Qualifikationssysteme gefährdet“ seien.

„Hier werden wir sehr flexibel reagieren müssen“, erklärte Bach, etwa indem Wettbewerbe verlegt und Qualifikationskriterien geändert würden. Den Athleten insbesondere aus den derzeit besonders betroffenen Ländern und Regionen müsse „unter diesen wirklich extrem schwierigen Bedingungen eine faire Qualifikation“ geboten werden.

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Handball-Länderspiel gegen die Niederlande abgesagt

Das Handball-Länderspiel der deutschen Mannschaft gegen die Niederlande ist am späten Donnerstagabend wegen der Corona-Krise abgesagt worden. Früher am Abend war noch mitgeteilt worden, dass die Partie am Freitag in Magdeburg stattfinden werde. Zwar war das Team der Niederlande am Donnerstagnachmittag in Dessau eingetroffen, der niederländische Verband setzte aber fast zeitgleich auf Anweisung des dortigen Gesundheitsministeriums den gesamten Spielbetrieb und damit auch Aktivitäten der Nationalmannschaft aus.

Die Stadt Magdeburg und das zuständige Gesundheits- und Veterinäramt hatten zur Eindämmung des Coronavirus bereits am Montag bis auf Weiteres Konzerte, Sport- und andere Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Gästen untersagt. Das Spiel hätte ohne Publikum stattfinden sollen.

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||| WIRTSCHAFT:

US-Börsen stürzen ab – Dow mit größtem Tagesverlust seit 1987

Die US-Börsen sind am Donnerstag erneut abgestürzt. Zu Handelsende in New York wurde der Dow mit 21.200,62 Punkten berechnet, ein Einbruch in Höhe von genau 9,99 Prozent im Vergleich zum Mittwochsschluss. Es handelt sich um den viertgrößten Tagesverlust der Geschichte des Dow Jones Industrial Average und den größten Verlust seit 1987. Boeing-Aktien waren im Dow am stärksten belastet und ließen bis kurz vor Handelsende rund 17 Prozent nach.

Der breiter gefasste S&P 500 war zu diesem Zeitpunkt mit rund 2.495 Punkten im Minus gewesen (-8,93 Prozent), die Technologiebörse Nasdaq berechnete den Nasdaq 100 zu diesem Zeitpunkt mit rund 7.430 Punkten (-7,19 Prozent). Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagabend schwächer. Ein Euro kostete 1,1194 US-Dollar (-0,58 Prozent).

Der Goldpreis war ebenfalls stark im Rückwärtsgang, wenngleich nicht so deutlich wie Aktien. Am Abend wurden für eine Feinunze 1.569,04 US-Dollar gezahlt (-4,23 Prozent). Das entspricht einem Preis von 45,07 Euro pro Gramm.

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Corona-Crash geht weiter: DAX verliert über 12 Prozent

Am Donnerstag ist der DAX weiter dramatisch eingebrochen. Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 9.161,74 Punkten berechnet, ein Minus in Höhe von 12,23 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss. Die allergrößten Verluste gab es bis kurz vor Handelsschluss mit einem Abschlag von jeweils rund 18 Prozent bei Continental, Daimler und Wirecard.

Am glimpflichsten mit einem Abschlag von zu diesem Zeitpunkt „nur“ knapp 6 Prozent kam Linde davon, kurz vor Beiersdorf und Vonovia. Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagnachmittag deutlich schwächer. Ein Euro kostete 1,1067 US-Dollar (-1,71 Prozent).

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Deutsche Bank bekräftigt trotz Coronakrise ihr Jahresziel

Die Deutsche Bank hält trotz der wachsenden Rezessionsängste wegen der Corona-Pandemie an ihrem Ziel fest, vor Steuern eine schwarze Null zu schaffen. „Wenn sich die Wirtschaft nach einem scharfen Einbruch schnell wieder erholt, sehe ich bislang keinen Grund dafür, unser Ziel für dieses Jahr zu relativieren“, sagte Finanzchef James von Moltke in dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). Von Moltke räumte jedoch ein: „Die Situation entwickelt sich gerade allerdings sehr dynamisch, und welche Auswirkungen unser Haus dann tatsächlich treffen werden, hängt natürlich davon ab, wie sich die Staaten, Unternehmen und Verbraucher verhalten.“

Noch lasse sich nicht genau sagen, welche konkreten Auswirkungen Corona für die Wirtschaft haben werde. „Kurzfristig sehe ich für unser Haus keine dramatischen Auswirkungen.“ Die Bank hat sich einen radikalen Sparkurs verordnet.

Dennoch zeigt sich von Moltke davon überzeugt, dass die Bank über genug Geld verfügt, um alle notwendigen Investitionen zu stemmen. Durch den Ausstieg aus dem Aktienhandel habe die Bank mehr Budget für die verbleibenden Geschäftsfelder. „In einigen Bereichen, etwa bei den Kontrollsystemen, haben die notwendigen Investitionen ihren Höhepunkt mittlerweile überschritten“, betonte von Moltke.

„Das schafft neuen Spielraum für Investitionen in anderen Bereichen.“ Als Beispiel nannte der Finanzvorstand die Unternehmensbank. Außerdem weite das Institut seine Devisenhandelsplattform Autobahn auf den Anleihehandel aus.
„Die Digitalisierung des Anleihehandels wird wiederum dazu führen, dass wir auch hier weniger Personal brauchen.“ Nach der gescheiterten Fusion mit der Commerzbank richtet der Manager den Blick über die Landesgrenzen hinweg. „Weder Christian Sewing noch ich haben je einen Hehl daraus gemacht, dass wir von einer europäischen Konsolidierung ausgehen und dass die Deutsche Bank einen aktiven, einen gestaltenden Part dabei spielen will“, sagte er. Die Bank habe sich im vergangenen Jahr eine mögliche innerdeutsche Konsolidierung genau angesehen. „Und wir haben uns aus vielen sehr guten, genau geprüften und nach wie vor gültigen Gründen dagegen entschieden. Insofern halten wir grenzüberschreitende Zusammenschlüsse für wahrscheinlicher.“ Fortschritte bei der Banken- und Kapitalmarktunion in der EU wären nach seiner Ansicht dafür „sehr hilfreich“. Von Moltke betonte: „Bis es so weit ist, haben wir noch Zeit, unsere Hausaufgaben zu machen.“

Autor: Andi Goral