Köln | Die Kölner CSD Parade 2014 unter dem Motto „Wir sind „nur“ der Rosa Karneval“ war politischer, extrem fröhlich und 90 Gruppen lang. Tausende Menschen säumten den Parade und Demoweg. Auf der politischen Kundgebung am Heumarkt forderten viele Politiker 100 Prozent Gleichberechtigung. In über 200 Fotos dokumentiert report-k.de die Parade, die politischen Botschaften, die vielen bunten Menschen, ihre Freude, ihre Party und Demonstration gegen Homophobie und für 100 Prozent Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen und Transgender.

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Windig und sonnig

So mancher Teilnehmer hatte größere Probleme seinen skulpturalen Kopfschmuck heile über die Deutzer Brücke zu bringen, so heftig blies der Wind. Die Botschaften waren politisch, bunt, vielfältig, sportlich und kulturell. Die Zauberflöten performten grandios, die Stattgarde war mit einer riesigen Abteilung an Bord des Cologne Pride 2014 mit Bordkapelle, Tanzkorps und Mitgliedern. Offenen Szenenapplaus gab es für die Wurffiguren. Zum ersten Mal war auch der 1. FC Köln mit offiziellen Vertretern auf CSD-Fahrt durch Köln. Toni Schumacher und FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hatten sichtlich Spaß auf dem Wagen. Einen breiten Raum nahmen auch der SC Janus, die Laufveranstaltungen, wie der Frontrun und Run of Colours oder der Come Together Cup ein, der in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum feiert. Aus der Politik waren am Start der Parade, Oberbürgermeister Jürgen Roters, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und zum ersten Mal der frisch gewählte grüne Bürgermeister Andreas Wolter ganz vorne mit dabei. Auch viele Landtagsabgeordnete, wie Lisa Steinmann, SPD oder Ingrid Hack, SPD oder Martin Dörmann, MdB. Der grüne Wagen war hochkarätig besetzt: Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, Simone Peters, Bundesvorsitzende, Volker Beck, MdB, Katharina Dröge, MdB und Vorsitzende der Kölner Grünen, Andrea Asch, MdL und die neue Fraktionschefin der Grünen im Kölner Rat Kirsten Jahn klebten eifrig Sticker wie „intelligent + sexy“ oder „Hart in der Sache“. Viel Kritik gab es an Putin und der russischen Regierung an ihrem Umgang mit den Menschenrechten. Besonders beeindruckend war die große Fahne, die von vielen Menschen getragen wurde und die Flaggen der Staaten trug, wo Homophobie gestoppt werden muss.

Das Karnevalsmotiv löste Kontroversen aus

Das Motto des CSD wurde zum einen aufgegriffen, aber bei einigen Karnevalsgruppen, die offensichtlich nichts mit der Community zu tun hatten, herrschte ein wenig Verwirrung unter den Besuchern am Rand. Es gab auch Proteste mit „Weniger Karneval und mehr Demo“. Im Vorfeld gab es auch Verwirrung in einer Kölner Lokalredaktion mit dem Motto was der Klust so kommentierte: „Manchmal steckt der Teufel im Detail: In der Berichterstattung zum ColognePride hat die lokale Regenbogenpresse das Motto der Veranstaltung wiedergegeben. Aus dem „Wir sind ’nur‘ der rosa Karneval“ wurden fahrlässiger Weise die Anführungsstriche entfernt. Hunderttausende Kölner und Kölnerinnen werden morgen mit der falschen Botschaft auf die Straße gehen.Der ColognePride hingegen bleibt dabei: Der Express ist „nur“ ein Boulevardblättchen!“

Conchita Wurst Double führte zu Smartphone-Foto- und Video-Hysterie

Für ein wenig Verwirrung sorgte aber nicht nur das Motto, sondern auch ein Conchita Wurst sehr ähnlich sehendes Double. Viele Kölnerinnen und Kölner zückten, als der Wagen an ihnen vorbeifuhr sofort das Smartphone und fotografierten und videografierten was das Zeug hielt. Manche kletterten sogar für ein Selfie auf den Wagen. Aber es gab so viele Conchita Wursts im CSD 2014. Wer war die richtige und hatte sie nicht vor kurzem beim CSD in Berlin 2014 gesagt, dass sie nicht zur Ikone werden wolle.

Der Klust, also der Kölner Lesben- und Schwulentag, der den Cologne Pride 2014 organisiert hat formulierte mehrere politische Forderungen. So solle mehr in die Bildung investiert werden, um die sexuelle Aufklärung in den Schulen zu fördern, nach dem Muster der „schlau“-Kampagne. Hintergrund sind hier die „besorgten Eltern“, die Sexualaufklärung in Schulen und Kindertagesstätten verhindern wollen und die dem rechten ultrakonservativen Lager zuzurechnen sind. Mehrfach engagierte sich der Klust in diesem Jahr gegen die „Besorgten Eltern“. Eine Teilnehmerin hatte auf ihre weiße Jacke geschrieben: „Homophobie kann man heilen“.

Kritik wurde auch laut, dass die Kölner CDU toleriere, dass ausgerechnet in Porz mit der Stimme von Regina Wilden, Bezirksvertreterin der als rechtsextrem geltenden Bürgerbewegung „Pro Köln“, der CDU Mann Henk van Benthem zum Bezirksbürgermeister gewählt wurde. Nicht vergessen ist, dass der am 27. Juni 2008 gegründete Arbeitskreis „Christen Pro Köln“, dem Regina Wilden damals als Sprecherin diente, am 6. Juli 2008 einen Artikel veröffentlichte in dem es unter anderem hieß: “Es ist wieder CSD-Zeit! Es ist wieder soweit: Die CSD-Saison ist im Gange! Das ist die Jahreszeit, in der Berufsschwule und Eiferer von Stadt zu Stadt reisen, um dort an Maskerade-Umzügen oder in freizügiger Kleidung für angebliche ‘Rechte von Homosexuellen’ zu werben.” Damals forderte „Christen Pro Köln“ die materielle und ideelle Förderung von „Homosexuellen-Vereine“ in Köln einzustellen.

Auch heute noch so der Klust sei Homophobie und Transphobie allgegenwärtig. So fordert man die 100 prozentige Gleichstellung, die Öffnung der Ehe und das Recht zur Adoption. Menschen die nach dem Paragraph 175 abgeurteilt wurden, müssen vollständig rehabilitiert und entschädigt werden, so der Klust. In 70 Ländern herrsche noch Diskriminierung und teilweise die Todesstrafe für Schwule und Lesben. Vollkommene Zustimmung erhielt der Klust von der Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes.

Claudia Roth betonte den Paragraph Eins des Grundgesetzes, der von der Würde des Menschen spreche und diesen nicht ausdifferenziere ob jemand Hetero- oder Homosexuell oder etwa deutsch sei. Es gehe darum die gleichen Rechte endlich umzusetzen und mit den Mogelpackungen aufzuhören. Vor allem die große Koalition könne mit ihrer großen Mehrheit im Deutschen Bundestag zügig voranschreiten und die noch verbliebenen 60 Diskriminierungsgesetze auflösen. Justizminister Heiko Maas erläuterte dass man bereits in der Vorbereitung sei, 20 Gesetze zu ändern, vor allem im Steuerrecht. Man sei dabei die vom Verfassungsgericht vorgeschriebenen Gesetzesänderungen umzusetzen. Maas versprach, dass alle Urteile des Paragraph 175 überprüft würden und sofern es keine verfassungsrechtlichen Bedenken gebe, auch aufgehoben würden. Man habe bereits viel erreicht, so Maas, aber es gebe noch Luft nach oben. Serap Güler von der CDU ließ durchblicken, dass sich auch in der CDU Dinge bewegen, allerdings blieb sie am unkonkretesten was politische Inhalte anging. Michael Kausch, FDP, wurde deutlicher und nannte Volker Kauder, als den Blockierer in der CDU. Es gehe ums Adoptionsrecht, aber auch um Regelungen in der Mehrelternfamilie und Deutschland brauche ein neues Familien-Reproduktionsrecht. In den Staaten in denen Schwule und Lesben bedroht werden, wie Nigeria oder Unganda müsse Entwicklungsminister Gerd Müller, aber auch Außenminister Steinmeier stärker die Menschenrechte fokussieren und gegebenenfalls mit Sanktionen drohen oder diese ein- und umsetzen. Auch Simone Peter von den Grünen forderte klar und deutlich 100 Prozent Gleichberechtigung. Harald Pätzold von der Linken stimmte Peter zu.

Politisch war er der CSD 2014 in Köln, international war er und ziemlich jeck. Und für die Teilnehmer hatte er jede Menge Spaß im Angebot mit unzähligen Parties, aber auch Infoveranstaltungen und Diskussionsrunden.

Autor: Andi Goral