Die Tatwerzeuge. Der 42-jährige Amokläufer Walter Seifert hat am 11. Juni 1964 mit einem selbst gebastelten Flammenwerfer einen Anschlag auf die katholische Volksschule im Kölner Vorort Volkhoven verübt. Die sich ihm entgegenstellende junge Lehrerin Ursula Kuhr erstach er mit einer ebenfalls selbst angefertigten Lanze, die 62-jährige Lehrerin Gertrud Bollenrath verletzte er mit mehreren Messerstichen so schwer, dass sie kurz nach der Tat in einem Kölner Krankenhaus ihren Verletzungen erlag. Bei dem Anschlag wurden 28 Kinder verletzt. | Foto: picture-alliance / dpa | Horst Ossinger

Köln | aktualisiert | Elf Menschen starben beim Amoklauf von Köln-Volkhoven am 11. Juni 1964. Es waren acht Kinder, zwei Lehrerinnen und der Täter Walter Seifert.

Frührentner

Zum 60. Mal jährt sich der Amoklauf im Kölner Norden. Es war der erste Amoklauf an einer Schule in der Bundesrepublik Deutschland. Walter Seifert war der Täter. Er war 42 Jahre alt und Frührentner. Es war der 11. Juni 1964 als Seiffert sich auf den Schulhof der Katholischen Volksschule begab. Auf dem Rücken trug er eine Pflanzenspritze, die er zu einem Flammenwerfer umgebaut hatte. Mit einer Lanze schlug Seiffert das Fenster zu einer zweiten Klasse ein. Zuvor hatte er das Tor zum Schulhof verkeilt. Es war ein sonniger Juni-Tag. Seiffert ging auf die Kinder im Schulhof zu und richtete seinen Flammenstrahl aus der Lanze direkt auf sie. Auch in den Klassenraum richtete der Attentäter den rund 6 Meter langen Flammenstrahl durch das eingeschlagene Fenster.

Täter vergiftet sich selbst

Dann trank der Attentäter eine Flasche mit E605 – ein Pflanzenschutzmittel. Mit seiner Lanze stach er auf dem Schulhof auf die Lehrerin Gertrud Bollenrath ein, die sich vor die Kinder gestellt hatte. Sie starb. Auch die 24-jährige Lehrerin Ursula Kuhr wurde von Seiffert erstochen. Es starben die Kinder Dorothea Binner, 9, Renate Fühlen, 9, Ingeborg Hahn, 9, Ruth Hoffmann, 10, Klara Kröger, 9, Stephan Lischka, 9, Karin Reinhold, 11, und Rosel Röhrig, 10. 380 Kinder waren an diesem Morgen in der Volksschule in Volkhoven. 20 Kinder waren schwer verletzt.

Polizei schießt

Nach seiner Tat floh Seiffert mit der Lanze in der Hand und wurde von rund 20 bis 30 Menschen verfolgt. Seiffert bedrohte diese auf einem nahegelegenen Bahndamm mit seiner Lanze. Als die ersten Polizeibeamten eintrafen schoss einer der Beamten gezielt auf den Oberschenkel des Attentäters. Der wurde verletzt und in die Kölner Uniklinik „Lindenburg“ eingeliefert. Am Abend starb der Attentäter an der Vergiftung durch das Pflanzenschutzmittel.

Zwei Schulen im Kölner Stadtbezirk Chorweiler wurden nach den getöteten Lehrerinnen Gertrud Bollenrath und Ursula Kuhr benannt.

OB Reker hat Erinnerung

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, damals sieben Jahre alt, hat den Tag als Schülerin in Köln erlebt: „Auch 60 Jahre später erinnere ich mich noch genau an diesen furchtbaren Tag. Trauer und Anteilnahme, aber auch Unverständnis und Zorn waren in der ganzen Stadt zu spüren, und wir Kinder waren angsterfüllt. Das Geschehene bewegt mich noch heute und erscheint mir auch nach so vielen Jahren noch immer unbegreiflich. Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen und ihren Angehörigen.“

Gedenkfeiern 

Am Sonntag, den 9. Juni 2024, laden die katholische und evangelische Gemeinde, sowie die Ursula-Kuhr-Schule, um 18 Uhr zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in die kath. Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Köln-Weiler ein.

Am Jahrestag des Attentats, dem 11. Juni 2024, findet ein feierliches Gedenken ab 12 Uhr in der Aula der Ursula-Kuhr-Schule in Köln-Heimersdorf statt. Von dort aus geht es zu Fuß zur alten Volksschule in Volkhoven. Abschließend wird dort vor der Gedenkplakette ein Kranz niedergelegt. Bürgermeister Wolter wird die Feierlichkeiten mit einer kurzen Ansprache begleiten.

„In der heutigen Zeit ist es wichtig, an Menschen zu erinnern, die sich bedingungslos für andere eingesetzt haben, Zivilcourage zeigten und so Vorbilder für uns alle sein können. Wir sind stolz darauf, dass unsere Schule den Namen Ursula Kuhrs trägt. Eine Lehrerin, die sich schützend vor ihre Schülerinnen und Schüler gestellt hat und diesen Einsatz mit dem Leben bezahlt hat,“ führt Anne Stiels (Konrektorin der Ursula-Kuhr-Schule) aus.