Die ehemalige Luftnachrichtenzentrale in Köln-Ostheim. | Foto: Fortis Colonia

Köln | Es gibt eine intensive Debatte um die ehemalige Luftnachrichtenzentrale auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Köln-Ostheim. Auf einem Großteil des Geländes steht heute die Siedlung Neubrück. Ein Gebäude des ehemaligen Fliegerhorstes steht noch: die Luftnachrichtenzentrale. Die könnte abgerissen werden. Es entspann sich bereits eine Debatte um die Zukunft des Gebäudes. Jetzt meldet sich der Verein Fortis Colonia zu Wort.

Zeitgeschichtliches Dokument

Fortis Colonia ist der Auffassung „Auch militärische Bauten verdienen Schutz“. Der Verein, der sich um Relikte der Stadtbefestigung in Köln bemüht, ist der Auffassung, dass das Gebäude ein Zeugnis der militärischen Infrastruktur der 1930er-Jahre in Köln war und kein unbedeutendes. Zudem sei es selten. Vor allem der Turm an dem Gebäude sei Zeugnis der Luftbeobachtung und wie bauliche Infrastruktur auf neue Waffengattungen reagierte. Zum Baustil schreibt der Verein: „Die relativ originale Luftnachrichtenzentrale weist einen für Köln einzigartigen Architekturstil auf. Die heimatbezogene Bauweise mit weißen Putzfassaden und Natursteinakzenten etwa am Eingang ist typisch für die Epoche des Nationalismus. Als solches ist das Gebäude ein erhaltenswertes Dokument seiner Zeit.“

Fehlende geschichtliche Einordnung

Der Verein geht auf die Argumentation der Befürworter eines Abrisses des Gebäudes ein. Die führen auf, dass der Fliegerhorst in Köln-Ostheim von den Nationalsozialisten für ihren Angriffskrieg im Westen genutzt worden sei. Dies, so Fortis Colonia, schmälere nicht den Stellenwert des Gebäudes für die Kölner Siedlungsgeschichte. Unter anderem hatte sich der Verein EL-DE-Haus in die Debatte eingebracht und teilte die Stellungnahme der Geschichtswerkstatt Köln-Brück. Es geht dabei um die Idee, das Gebäude nicht abzubrechen, sondern es so umzubauen, so dass es als Schule genutzt werden kann. Der EL-DE-Haus Verein ist der Auffassung, dass dies nicht angebracht sei. Der Kasernengeist müsse einer kritischen Würdigung unterzogen werden. Kritisch sah der Verein, der das NS-DOK in Köln unterstützt, die Bekanntgabe des rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz die Luftnachrichtenzentrale als „Denkmal des Monats“ zu deklarieren. In beiden Fällen fehle die historische Einordnung. Das Argument, dass es sich um eines der wenigen erhaltenen NS-Bauten handele sei ohne Erklärung der Funktion des Gebäudes zu kurz gegriffen.

Bildungsprozesse auslösen

Fortis Colonia fordert eine Auseinandersetzung mit der Historie: „Eine fragwürdige oder aus heutiger Sicht inakzeptable Nutzung kann nicht den Bauwerken angelastet werden und darf nicht zur unreflektierten Beseitigung führen. Durch Auslöschung historischer militärischer Anlagen lässt sich die Schuld, die in Zusammenhang mit ihrer Nutzung entstanden ist, nicht tilgen. Ihre Funktion als Mahnmal und Denkanstoß können sie vielmehr nur ausfüllen, wenn sie erhalten bleiben und dadurch Diskussionen sowie Bildungsprozesse auslösen. Gerade die Umnutzung regt zur Beschäftigung mit diesen Unrechtsregimen an. Der heute wichtige Aspekt der Nachhaltigkeit sowie der Schutz der Baustoffressourcen lassen sich nur durch Erhalt und Umnutzungen erreichen. Wir können und sollten uns den Abriss von Gebäuden alleine aus idiologischen Gründen nicht leisten.“

ag