Köln | Parkash ist Dolmetscher für Paschtun und steht an Gleis 1 des Flughafenbahnhofs in Köln. Er lächelt und freut sich auf die Flüchtlinge. Er ist heute zum zweiten Mal am Gleis. Später stellt er sich an die Treppe und begrüßt die Menschen freundlich. Die Ankunft der Züge ist mittlerweile Routine und die Teams sind gut eingespielt. Schwierig ist für die Helfer, dass die Ankunfts- und Ankündigungszeit der Züge stark schwankt.

Über 400 Flüchtlinge sind heute in Köln Bonn angekommen. Fünf Busse fuhren später weiter nach Bonn, weitere nach Recklinghausen, Coesfeld und Hamminkeln. Es hat sich einiges verändert an der Drehscheibe Köln. Zwar ist diese immer noch eine Einsatzstelle der Kölner Feuerwehr und Einsatzleiter Gessmann kümmert sich persönlich um jede Kleinigkeit, aber es gibt weniger freiwillige Helfer. Keine Mitarbeiter mehr des THW oder der freiwilligen Feuerwehr. Man wolle die Kräfte und ihre Arbeitgeber schonen, so Gessmann. Es sind immer noch viele Freiwillige dabei, allerdings weniger als noch beim ersten Zug. Alle Abläufe wirken routinierter. Stadtsprecher Gregor Timmer erläutert, dass man sich bemühe alle 700 registrierten Helferinnen und Helfer im Wechsel einzusetzen.

Parkash erzählt gegenüber report-K von seinen Erlebnissen mit den Flüchtlingen und wie wichtig es sei, dass sie die vertraute Sprache aus ihrem Kulturkreis sprechen könnten. Er habe das Gefühl, dies stärke die Menschen in der Fremde. Das spüre man sehr deutlich. Parkash ist professioneller Dolmetescher und lebt seit mehr als 20 Jahren in Köln. Die Menschen die heute in Köln ankamen wirkten alle fröhlich, grüßten und lächelten. Sie fühlten sich sicher. Halil Aydemir, im Vorstand der Christlich-Islamischen Gesellschaft in Köln, ist als Notfallseelsorger seit dem ersten Zug mit dabei. Er zeichnet ein differenzierteres Bild der Flüchtlinge: Ja man sehe die Erleichterung in den Augen ihrem Ziel näher gekommen zu sein, aber auch traurige Augen, die vom Verlust dessen was man zurück gelassen habe, erzählen. Aydemir steckt zwei müden Kindern zwei Ballisto Stangen zu und bekommt dafür ein Lächeln geschenkt.

Gregor Timmer erzählt, dass die Stadt an einer dauerhaften und tragfähigen Lösung für die Drehscheibe ohne die Hilfsorganisationen arbeite. Dies werde aber mindestens noch zwei Wochen dauern. Bisher sei immer nur ein Zug angekommen. Timmer rechnet zum Wochenende hin allerdings mit mehr Zügen, durchaus auch zwei Zügen an einem Tag. Schwierigkeiten bereite die Unberechenbarkeit mit der die Züge in Köln ankämen, schließlich wolle man die Helfer nicht stundenlang warten lassen. Der heutige Zug war zunächst für den frühen Abend angekündigt, dann kurz vor Mitternacht. Schlussendlich kam er kurz nach 22 Uhr. Die Bundeswehr helfe mittlerweile auch mit, so trügen Bundeswehr Soldaten Menschen in Rollstühlen die Treppe nach oben. Auch die KVB sei noch aktiv und manage die Bustransporte. Es werde jetzt noch ein weiteres Zelt aufgestellt. Denn eines der Zelte soll als Einsatzleitung und als Rückzugsraum für die Helfer genutzt werden. Die Malteser haben ihre Sanitätsstation und Unfallhilfsstelle erweitert.

Es fällt auf, dass die Flüchtlinge besser auf die kühlen Temperaturen vorbereitet sind. Man sieht keine Menschen mehr ohne Jacken oder mit nackten Füssen. Auch das Kleiderzelt wird weniger genutzt. Die Flüchtlinge wirken auch nicht mehr verängstigt, sondern eher informiert. Einige Flüchtlinge nutzen den Aufenthalt in Köln auch, sich mit ihren Verwandten zu treffen, die sie dann abholten oder machten sich weiter alleine auf den Weg. Sie sind in der Pflicht sich nach drei Tagen bei den Behörden zu melden, sich registrieren zu lassen und dann einen Asylantrag zu stellen. So sieht es das Gesetz vor. Die Stadt rechnet mit einem Anschwellen des Flüchtlingsstroms am kommenden Wochenende und dann auch mit zwei Zügen.

Autor: Andi Goral
Foto: Dolmetscher Parkash (in der grünen Weste) schenkte jedem der Ankommenden ein Lächeln und begrüßte die Flüchtlinge in ihren Heimatsprachen.