Köln | Den Tag über bestimmten Geschichten aus dem deutschen Lager die Nachrichtenlage, Organisationen die für mehr Umweltschutz in Brasilien Appelle an die Fifa richten und die Sperre gegen Franz Beckenbauer. In den Spielen gab es die erste große Sensation: Spanien ging gegen die Niederlande mit 1:5 unter und Mexiko schlug in einem Regenkrimi Kamerun mit 1:0. Wissenschaftler der International School of Management (ISM) in Frankfurt und der Deutschen Sporthochschule Köln prognostizieren den Verlauf der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.

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SPIELBERICHTE DES TAGES

Weltmeister Spanien geht gegen Niederlande 1:5 unter

Die Niederlande haben den amtierenden Fußball-Weltmeister Spanien düpiert und bei der Weltmeisterschaft in Brasilien mit 5:1 geschlagen. Dabei sah es zunächst danach aus, dass die Iberer das Spiel für sich entscheiden: De Vrij holt Costa im eigenen Strafraum von den Beinen, woraufhin der Unparteiische auf den Elfmeterpunkt zeigt. Den Strafstoß verwandelt Alonso in der 27. Minute zum 1:0 für Spanien.
Nach der Führung für die Spanier intensivierten die Niederländer um Bayern-Star Arjen Robben ihre Angriffsbemühungen und belohnten sich kurz vor der Halbzeit mit dem Ausgleich: Ein langer Ball landet bei van Persie, der frei vor dem spanischen Torhüter Casillas steht und den Ball mit dem Kopf zum 1:1 in die Maschen befördert. Mit diesem Ergebnis ging es in die Kabinen. Kurz nach dem Seitenwechsel dann die Führung für die Niederlande: Robben lässt Ramos und Pique ins Leere laufen und überwindet Casillas sehenswert zum 2:1. Gut zehn Minuten später wetzt Elfmeter-Verursacher de Vrij die Scharte aus und besorgt nach einem Freistoß mit dem Kopf das vorentscheidende 3:1. In der 72. Minute nutzt van Persie einen Fehler von Casillas zum 4:1 für die Niederlande.
In der 80. Minute setzt schließlich Arjen Robben mit seinem Treffer zum 5:1-Endstand den Schlusspunkt in der Partie.
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Mexiko schlägt Kamerun 1:0

Die mexikanische Nationalmannschaft hat bei der Fußball-WM in Brasilien Kamerun mit 1:0 geschlagen. Die Auswahl aus Nordamerika hatte zu Beginn deutlich mehr von der Partie und erspielte sich mehrere Torchancen. Der Unparteiische sorgte mit gleich zwei zweifelhaften Entscheidungen in der ersten Halbzeit allerdings dafür, dass sich die mexikanische Auswahl nicht für ihren Einsatz belohnen konnte: In der elften Minute zappelte der Ball im Netz, nachdem Herrera das Leder von der rechten Seite in den Strafraum geschlagen und dos Santos freistehend einnetzen konnte.
Der Schiedsrichter entschied allerdings auf Abseits. In der 30. Minute ist der Ball erneut im Tor von Kamerun: Layun bringt den Ball nach einer Ecke nach innen, wo dos Santos erneut richtig steht und den Ball mit dem Kopf in den Kasten bugsiert. Der Unparteiische sah in dieser Situation aber ein Foulspiel und gab deshalb auch diesen Treffer nicht.
Auch nach der zweiten zweifelhaften Entscheidung des Schiedsrichters suchte die mexikanische Auswahl bei strömendem Regen die Lücke in der Defensive von Kamerun, biss sich an den kompakt stehenden und robust zu Werke gehenden Spielern aus Zentralafrika aber zunächst die Zähne aus. Folgerichtig ging es mit einem 0:0 in die Kabinen. Nach dem Seitenwechsel verflachte die Partie zunächst etwas, ehe Peralta in der 61. Minute im Nachschuss das erlösende 1:0 für Mexiko erzielen konnte.
Nach dem Führungstreffer hatte Mexiko weiterhin viel Ballbesitz und ließ damit kaum Chancen für Kamerun zu. Auch „El Tri“ kam zu keinem weiteren Treffer, womit es beim verdienten 1:0-Sieg für die Nordamerikaner blieb.
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AM RANDE DER WM

Fifa sperrt Beckenbauer provisorisch

Der Fußball-Weltverband Fifa hat Franz Beckenbauer am Freitag provisorisch für eine Dauer von 90 Tagen für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball gesperrt. Die Sperre wurde vom Vizevorsitzenden der rechtsprechenden Kammer der Fifa-Ethikkommission, Alan Sullivan, auf Antrag des Vorsitzenden der Untersuchungskammer, Michael J. Garcia, ausgesprochen und gelte ab sofort, wie die unabhängige Ethik-Kommission der Fifa am Freitag mitteilte. Das mutmaßliche Vergehen stehe im Zusammenhang mit der fehlenden Kooperation von Beckenbauer in einer Untersuchung der Ethik-Kommission: So sei der „Kaiser“ wiederholt angefragt worden, in einem persönlichen Interview oder durch die Beantwortung schriftlicher Fragen, Informationen zu liefern.
„Der Entscheid basiert auf Art. 83 Abs. 1 des Fifa-Ethikreglements, da davon ausgegangen werden kann, dass es zu einem Vergehen gegen das Ethikreglement gekommen ist und dass es nicht möglich sein wird, früh genug eine reguläre Entscheidung zu fassen“, teilte die Fifa-Ethikkommission weiter mit.
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DFB-Kicker Durm: Keine Angst vor Ronaldo

Der Jung-Nationalspieler Erik Durm hat sich vor dem ersten Spiel der DFB-Elf bei der WM in Brasilien gegen Portugal am kommenden Montag selbstbewusst gezeigt und betont, dass er keine Angst vor Superstar und Weltfußballer Cristiano Ronaldo habe. „Wenn man als Fußballer vor jemandem Angst hat, kann man seine Leistung nicht abrufen. Wir haben Respekt vor ihm und seinem Team. Er ist nicht umsonst Weltfußballer geworden“, sagte Durm am Freitag auf einer Pressekonferenz. Die DFB-Elf müsse versuchen, dass Konterspiel der Portugiesen zu unterbinden, so der Linksverteidiger weiter. Die deutsche Nationalmannschaft trifft in ihrem ersten WM-Gruppenspiel am Montagabend um 18:00 Uhr (MESZ) auf die portugiesische Auswahl.
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Kevin Großkreutz: „Meine Lieblingsposition ist auf dem Platz“

Der Dortmunder Profikicker Kevin Großkreutz redet am liebsten über Fußball – und nicht über Dinge, die neben dem Platz geschehen. „Ich sehe mich als Fußballer. Nach dieser Saison kann ich für mich keine feste Position ausmachen, ich habe wirklich fast alles gespielt. Ich habe auch keine Lieblingsposition, meine Lieblingsposition ist auf dem Platz“, sagte der 25-Jährige in einem Interview für die Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes. „Ich freue mich einfach, wenn ich spiele und wenn ich der Mannschaft helfen kann. Dort, wo der Trainer mich gebrauchen kann, gebe ich alles. Ich fühle mich überall wohl und ich bin selbstbewusst und erfahren genug, um zu wissen, was ich auf jeder Position zu tun habe. Auch in der Nationalmannschaft.“ In Brasilien fühlt Kevin Großkreutz sich außerordentlich wohl: „Extrem gut. Wir sind von den Brasilianern grandios empfangen worden, das war wirklich ein einmaliges Erlebnis. Das WM-Quartier ist top, der Platz ist super, das Wetter hervorragend. Alles passt.“
Das Wetter werde die Leistungen der Mannschaft wohl nicht mindern, ist er überzeugt: „Es ist schon anders als in Deutschland. Mittags, wenn die Sonne raus kommt, ist es heftig. Aber ich glaube, dass wir uns darauf gut vorbereitet haben. Die Temperaturen und das Klima werden kein Problem für uns sein. Wir sind fit, wir können das ab.“
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Quoten: Fast 16 Millionen Zuschauer sehen WM-Auftaktspiel

Das Auftaktspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft haben sich am Donnerstagabend im Schnitt 15,87 Millionen Zuschauer im ZDF angesehen. Der 3:1-Sieg von Gastgeber Brasilien gegen Kroatien hatte damit einen Marktanteil von 62,8 Prozent. Bereits bei der Eröffnungsfeier ab 20 Uhr hatten mehr als sieben Millionen Menschen eingeschaltet (Marktanteil: 28,3 Prozent).
Vor vier Jahren – zum WM-Auftakt zwischen Südafrika und Mexiko (1:1) ab 16 Uhr (MEZ) – hatte die ARD etwa 8,6 Millionen Zuschauer und damit einen Marktanteil von 55,5 Prozent.
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WWF appelliert an Fifa: Teil des WM-Gewinns in Umweltschutz stecken

Die Umweltstiftung WWF hat den Weltfußballverband Fifa aufgefordert, einen Teil der Gewinne aus der WM 2014 für Umweltschutzmaßnahmen bereitzustellen, „die den Menschen und der Natur Brasiliens zugute kommen. Falls Herr Blatter da noch Ideen oder Anregungen braucht, kann er mich gerne anrufen“, sagte der Vorstand von WWF Deutschland, Eberhard Brandes, in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ (Freitagausgabe). Brandes verwies darauf, dass das Tier, das für das Maskottchen „Fuleco“ der Fußball-WM Pate stand, auf der am Donnerstag veröffentlichten Roten Liste der Weltnaturschutzunion als gefährdet eingestuft ist.
Diese nur in Brasilien heimische Gürteltierart sei „leider geradezu klassisches Beispiel für die Gründe des globalen Artensterbens“, sagte Brandes. Die Tiere würden stark bejagt und müssten zudem noch die Zerstörung ihres Lebensraumes verkraften. Der Amazonas-Regenwald in Brasilien sei „immer stärker bedroht“.
Der „traurige Dreiklang des Artensterbens“ laute: Lebensraumzerstörung, Wilderei und Klimawandel, so der WWF-Vorstand. Vor allem bei Fischerei sowie Land- und Forstwirtschaft müsse es ein Umdenken geben.

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Kölner und Frankfurter Wissenschaftler simulieren WM-Verlauf

Wissenschaftler der International School of Management (ISM) in Frankfurt und der Deutschen Sporthochschule Köln prognostizieren den Verlauf der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.

Michael Groll von der Deutschen Sporthochschule und Bernd Giezek von der ISM in Frankfurt haben in einem Modell den möglichen Verlauf der heute beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft prognostiziert. Zunächst wurde durch statistische Berechnungen unter Einbeziehung von Marktwert, Weltrangliste, Wettquoten und Performance in den Qualifikationsspielen eine Rangfolge der teilnehmenden Mannschaften ermittelt. Bei der anschließenden Simulation anhand der WM-Gruppen und des Spielplans wurden zusätzliche Sondereffekte und Zufallsfaktoren einbezogen. Dieser Faktor „Unvorhergesehenes“ ergibt sich aus der Analyse von weiteren Informationen zu den einzelnen Mannschaften, wie z.B. Verletzungspech, taktische Ausrichtung oder allgemeine Formkurve sowie den Heimvorteil für Brasilien, aufgrund der klimatischen Verhältnisse aber sicherlich auch für die anderen südamerikanischen Teams. Daraus ergeben sich folgende Prognosen:

In Gruppe A kommt Brasilien weiter, Kroatien zieht gegenüber Kamerun den Kürzeren. Gruppe B sollte eigentlich von Spanien und den Niederländern dominiert werden – möglicherweise zieht aber Chile statt Spanien ins Achtelfinale ein. In Gruppe C kommt Kolumbien sicher weiter, die Elfenbeinküste und Japan streiten sich ums Weiterkommen. In Gruppe D bleibt es Spekulation ob neben Uruguay England oder Italien das Achtelfinalticket buchen können, mit schlechteren Chancen für England. Gruppe E kommt ohne Überraschungen aus: Frankreich und Schweiz kommen weiter! Auch in Gruppe F wird es mit den beiden Gruppenersten Argentinien und Bosnien-Herzegowina erwartungsgemäß zugehen. In der deutschen Gruppe G hat neben Deutschland Portugal die besten Chancen auf ein Weiterkommen. Die US-Amerikaner werden allerdings ein Wörtchen mitreden. Geheimfavorit Belgien kommt in Gruppe H weiter, Russland hat es dagegen schwer, Südkorea hinter sich zu lassen.

Während das Achtelfinale mit Mannschaften wie Kamerun, Japan und Südkorea noch recht bunt daherkommt, heißen die sechs sicheren Kandidaten für das Viertelfinale Deutschland, Brasilien, Kolumbien, Argentinien, Belgien und die Niederlande. Falls Spanien wider Erwarten doch weiterkommen sollte, ist spätestens im Achtelfinale gegen Brasilien Endstation.
Für das Halbfinale qualifizieren sich Brasilien, Deutschland, Argentinien und die Niederlande und im Endspiel stehen sich dann Brasilien und Argentinien gegenüber – so zumindest die Prognose.

Autor: dts, did | Foto: Creating Images/Fotolia