Köln | Vor 60 Jahren wurden Seilbahn und Rheinpark im Rahmen der Bundesgartenschau eröffnet – Grund genug für Stadt und KVB das doppelte Jubiläum ordentlich zu feiern. Am 18. Juni laden sie zu von 11 bis 17 Uhr einem großen Familienfest ein. Jetzt wurde schon einmal das Programm vorgestellt.


Heute sind die Gondeln Werbeträger, unter anderem für den Zoo, die Polizei oder die „Sendung mit der Maus“. Foto:ehu

Ein Geschenk für alle, die in diesem Jahr ebenfalls ihren 60. Geburtstag feiern: Sie können kostenlos mit der Seilbahn fahren und mit Mini-Eisenbahn durch den Rheinpark tuckern. Für Kinder gibt es eine Tombola, im Malerwinkel können sie mit Farben experimentieren, im Brunnengarten Mosaike aus Rheinkieseln legen und Papierschiffchen schwimmen lassen. Schließlich schickt das Jugendamt noch das „Juppi“-Spielmobil.

Nur an diesem Tag wieder in Betrieb: der Brunnenpark

Es gilt, Blumen an ihrem Duft zu erkennen und im Rollstuhl zu erleben, wie Behinderte Basketball spielen. Die Mitglieder vom BSC Köln 99ers führen das meisterlich vor. Die Kindertanzgruppen Kölner Karnevalsvereine und der Kinderzirkus Fearless treten auf, Björn Heuser lädt zum Mitsingen ein. Extra in Betrieb genommen werden auch die kleinen, sich drehenden Fontänen im Brunnengarten: Der war vor sechs Jahren restauriert worden, wenig später hatten Metalldiebe die Kupferrohre gestohlen.

Natürlich ist für Essen und Trinken gesorgt, auch das Rheinpark-Café – es wird gerade saniert und soll im nächsten Jahr wiedereröffnet werden – bietet Kostproben des künftigen Angebots an. Von einem Hubsteiger lässt sich das Treiben aus 20 Meter Höhe beobachten. Und wen das alles zu angestrengt hat, dem wird zur Entspannung in der benachbarten Claudius-Therme der Nacken massiert.

Spezielle Themenführungen im Laufe des Jahres ergänzen das Jubiläumsprogramm. Nostalgische Gefühle können am 24. September wach werden: Dann kostet ein Hin- und Rückfahrt genau so viel wie vor 60 Jahren. Kleines Aber: Statt der 1,70 DM sind es dann 1,70 Euro. Zusammengenommen also eine ideale Gelegenheit, dieses „absolute Juwel“ kennenzulernen, so Manfred Kaune, Leiter des Grünflächenamtes.

Die Bundesgartenschau 1957 setzte Maßstäbe für moderne Gartenarchitektur

Der Rheinpark war „Gastgeber“ für die Bundesgartenschau 1957. Er entstand am rechten Rheinufer, wo nach 1945 die Kriegstrümmer von Deutz abgelagert wurden. Mit ihnen wurde eine sanft hügelige Auenlandschaft nachgeformt. Es war die 4. Gartenschau, doch während ihre Vorgänger in Hamburg, Hannover und Kassel noch traditioneller Gartenarchitektur mit geraden Linien und rechteckiger Ordnung frönten, wurde hier der aktuelle „Nierentisch“-Stil aufgegriffen. Geschwungene Linien bestimmten das Bild, locker und luftig waren die Arrangements. Schließlich wurde Beton als Gestaltungsmittel entdeckt. Er ersetze den bis dahin favorisierten Naturstein. Als 1971 zum zweiten Mal eine Bundesgartenschau nach Köln kam, wurde dieses Konzept behutsam erweitert und angepasst, weiß Joachim Bauer, Kaunes Stellvertreter und Experte für den Rheinpark.

Die Seilbahn wurde zum beliebten Ausflugsziel nicht nur für Touristen

Der Rheinpark war als Fortsetzung des Inneren Grüngürtels auf der linken Rheinseite gedacht. Weil es dort damals noch keine Brücke gab, wurde die Seilbahn als 650 Meter lange Verbindung gebaut – gegen die Empfehlung von „Verkehrsexperten. Die befürchteten, dass die Autofahrer durch den Anblick abgelenkt würden. Die Argumente wiederholten sich, als die Kölner den Neubau der Seilbahn – 1963 für den Bau der Zoobrücke abgerissen – forderten. Sie hatten Erfolg, drei Jahre später wurde die Wiedereröffnung gefeiert, und die Strecke war auf 935 Meter gewachsen. Seit 1998 wird sie von der KVB betrieben.

Als „Verkehrsmittel“ hat sie ausgedient, ist zum beliebten Ausflugsziel nicht nur für Touristen geworden. Im Gästebuch verewigten sich unter anderem Bundeskanzler Konrad Adenauer, Bundespräsident Theodor Heuss, sondern auch Lukas Podolski, Hans Meiser, Manfred Germar, Wolf Niedecken oder Christoph Biemann von der „Sendung mit der Maus“. Für die wirbt heute eine der 50 Originalgondeln für jeweils vier Personen, die von Anfang an im Einsatz sind. Sogar heiraten kann man heute hoch in der Luft über dem Rhein.

Im Rekordjahr 2014 wurden 400.000 Fahrkarten verkauft. Es war auch das Jahr, in dem der bislang einzige Unfall passierte, der allerdings glimpflich ablief. Durch eine Windböe wurde auf dem rechtsrheinischen Pfeiler ein Kabel aus der Führungsrolle gerissen, zwei Gondeln blieben in der Luft hängen. Sechs Passagiere konnten von der Feuerwehr unversehrt abgeseilt werden. Inzwischen wurde nachgerüstet.

Aktuelle Informationen – auch über andere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr: www.rheinpark-köln.de

Autor: ehu
Foto: Strahlend weiß überquerten die Gondeln in den Anfangsjahren den Rhein. Foto: Stadt / KVB