Das Symbolbild zeigt einen Ausschnitt des Neven DuMont Hauses in der Kölner Amsterdamer Straße. | Foto: Bopp

Köln | aktualisiert und ergänzt | Das Medienhauses DuMont schließt sein Druckzentrum. Es ist die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die die Nachricht verbreitet.

Der Betriebsrat und die Beschäftigten seien am gestrigen 4. Oktober informiert worden, sagt Verdi. Die Druckaufträge seien am 30. September nach Koblenz zum Mittelrhein-Verlag vergeben worden, so die Gewerkschaft, die schreibt: „Damit verlieren in Köln 200 Beschäftigte eines Betriebs, der schwarze Zahlen schreibt, ihren Arbeitsplatz.“ Die 200 Beschäftigten arbeiteten im Druckzentrum des Verlagese und bei der DuMont Tochter RZZ-Versand.

Verdi zeigt sich fassungslos

„Das Vorgehen des Arbeitgebers lässt uns sprachlos zurück. Ein Unternehmen, das immer auf seine Tradition und soziale Verantwortung geschworen hat, opfert diese von heute auf morgen dem Profitzuwachs. Leidtragende sind rund 200 Beschäftigte“, erklärte der zuständige Verdi Gewerkschaftssekretär, Viktor Efa. „Wieder einmal werden Aufträge von einem tarifgebundenen Betrieb an ein tarifloses Unternehmen vergeben, um Kosten zu sparen. Wir sehen hier auch die Politik in der Pflicht zu handeln!“

Verdi geht sogar weiter und spricht von Gesetzesbruch, da die Geschäftsleitung nach Betriebsverfassungsgesetz den Betriebsrat rechtzeitig und umfassend über ihre Planungen hätte informieren müssen. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten liege bei 57 Jahren, rechnet Verdi vor. Die Gewerkschaft befürchtet, dass es wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt für die Mitarbeitenden von DuMont gebe. Verdi: „Der Umgang mit den Beschäftigten ist verantwortungslos. Sie haben in der Vergangenheit erheblich in den Standort investiert, indem sie teilweise auf Lohn verzichtet haben. Doch anstatt Anerkennung zu erhalten, werden sie abrupt von ihrer Arbeit freigestellt. Den ganzen Vormittag haben wir erlebt, wie die Betroffenen vor Ort und am Telefon bitterlich geweint haben. Die Botschaft wurde in Schockstarre entgegengenommen. Der Arbeitgeber hatte wohl mit einer anderen Reaktion gerechnet, da sogar ein privater Sicherheitsdienst anwesend war. Das alles zeigt uns, dass die Geschäftsleitung bis heute nicht weiß, wer ihre Beschäftigten sind.“

Efa erklärt weiter: „DuMont Druck Köln ist nicht insolvent. Ganz im Gegenteil, nach den letzten Jahresabschlüssen wurden Gewinne erzielt und abgeführt. Es geht hier also nur um Profitmaximierung und das auf dem Rücken der Menschen, die die Tradition lange Jahre aufrechterhalten haben“, so Efa abschließend.“

Medien berichten, dass DuMont ein rein digitales Medienhaus werden möchte und Investitionen in das Druckzentrum nicht nachhaltig seien.

Die Entwicklung zur Konzentration von Druckstandorten bei Zeitungshäusern ist nicht neu. So kündigte etwa der „Trierische Volksfreund“ am 5. Mai 2021 an seinen Druckstandort in Trier zu schließen und die Zeitung in Saarbrücken zu drucken, in der Druckerei der Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei, zu der auch der „Trierische Volksfreund“ gehört.

DuMont verweist auf Pressemitteilung

Fragen beantwortet das Medienhaus DuMont nicht, sondern verschickt eine Pressemitteilung. In dieser bestätigt das Unternehmen rein digital werden zu wollen. Auf die Vorwürfe der Gewerkschaft Verdi geht das Unternehmen nicht ein. Die Herausgeber der Zeitungen des Kölner Stadt-Anzeiger und Express Isabella Neven DuMont und Christian DuMont Schütte, die auch dem Aufsichtsrat vorstehen als Vorsitzende und Stellvertreter, in einem gemeinsamen schriftlichen Statement: „Unter den gegebenen Rahmenbedingungen sahen wir keinen Spielraum mehr für die Entwicklung des Gesamtunternehmens. Unabhängig von der unternehmerischen Entscheidung gilt unser persönliches Bedauern allen betroffenen Mitarbeitenden“.

Dr. Christoph Bauer, CEO von DuMont, spricht im Falle des Druckzentrums von Gesamtinvestitionen, die das Ende der technischen Laufzeit erreicht hätten. Weitere Investitionen seien nicht nachhaltig abbildbar. Durch die externe Vergabe seien die Print-Produkte langfristig auf einem marktgerechten Kostenniveau für die Leserinnen und Leser zu produzieren. Die Blätter werden in einem größeren Format, dem Rheinischen Zeitungsformat jetzt produziert. In Köln habe dem Medienhaus die gestiegenen Kosten für Papier, Strom und Entwicklungen beim Gaspreis und das hohe Kostenniveau der eigenen Druckerei zu schaffen gemacht. Der Verlag schreibt: „In den nun anstehenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat werden die betriebsverfassungsrechtlichen Vorgaben und Verfahren eingehalten und alle tariflichen Rahmenbedingungen beachtet“.

Reaktion aus der Kölner Politik

Aus der Kölner Politik meldete sich Karina Syndicus von Gut Köln: „Den Druck nach Koblenz zu verlegen ist eine Farce. So weit außerhalb Kölns darf nicht mal Kölsch gebraut werden; aber 3 Kölner Zeitungen ab sofort dort zu drucken um Kosten zu senken und das sehenden Auges verbunden mit einem herben Schlag für die plötzlich vor die Tür gesetzten Menschen, scheint möglich. Das ist nicht hinnehmbar. Die Köln Business Wirtschaftsförderung muss hier mit an den Tisch und es müssen Lösungen gefunden werden einen so großen Kölner Betrieb auch in Köln zu halten mit allen Gewerken. Erfolgt der Druck nicht mehr in Köln erhöhen sich zudem die Transportwege massiv.“

Lena Teschlade, arbeits- und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen, äußert sich zur Schließung des DuMont Druckzentrums: „Ich empfinde tiefste Empörung angesichts dieser Entscheidung, die eindeutig auf Kosten der Belegschaft getroffen wird und ausschließlich der Gewinnmaximierung dient. Die Mitarbeiter:innen von DuMont Druck Köln können sich darauf verlassen, dass sie auf unsere uneingeschränkte Solidarität zählen können. Diese Entscheidung muss dringend überprüft werden. In der Vergangenheit haben die Beschäftigten erheblich in den Standort investiert und sogar auf Lohn verzichtet, dennoch werden sie nun abrupt freigestellt. Die Geschäftsführung trägt eine klare Verantwortung gegenüber ihren Angestellten, die sie wahrnehmen muss. Das aktuelle Vorgehen ist deshalb inakzeptabel und kann nicht toleriert werden.“

Oberbürgermeisterin Henriette Reker trifft Betriebsratsmitglieder

Nachdem das Kölner Medienhaus DuMont am Mittwoch bei einer Betriebsversammlung bekanntgegeben hat, mit sofortiger Wirkung sein Druckzentrum in Köln zu schließen und die Ausgaben des Kölner Stadt-Anzeigers, der Kölnischen Rundschau und des Express nicht mehr in Köln, sondern in Koblenz beim Mittelrhein-Verlag zu drucken, hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker sich heute mit einzelnen Mitgliedern des Betriebsrats getroffen und sich die Situation vor Ort schildern lassen.

„Die Schließung des Druckzentrums des DuMont-Verlags in Köln, von dem rund 200 Mitarbeitende betroffen sind, ist eine schmerzliche Entscheidung mit Blick auf die lange Zeitungsdrucktradition in unserer Stadt. Betriebswirtschaftlich mag die Entscheidung notwendig sein, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist diese ein Schock und gerade deshalb muss sich das Verlagshaus bemühen, hier individuelle Lösungen zu finden. Da wo wir als Stadt unterstützen können, werden wir dies tun“, so Oberbürgermeisterin Reker.

Generell ist die Konzentration im Druckbereich auf wenige zentrale Druck-Standorte, insbesondere im Bereich des Zeitungsdrucks, eine Entwicklung, die es in vielen Regionen Deutschlands gibt. Dieser landesweite Trend in den letzten Jahren hat nun auch Köln erreicht. Grund dafür sind der rasante Technologiefortschritt der vergangenen Jahre und die Digitalisierung, aber auch veränderte Medienkonsumgewohnheiten. Die Digitalisierung ist einer der großen Transformationstreiber, indem journalistische Nachrichtangebote im Netz, mobil und jederzeit abrufbar, sich kontinuierlich weiterentwickeln. „Daher ist es umso wichtiger geworden, dass das inhaltliche Profil der Kölner Zeitungslandschaft von Qualität und gutem Journalismus geprägt ist. Das wünsche ich mir auch weiterhin von den Verantwortlichen in Verlagen und Redaktionen“, unterstreicht Oberbürgermeisterin Reker.

ag