"Das waren Kinder – die waren gegen den Krieg"
„Damals in der braunen Nacht, da gab es in Deutschland ein Licht. Das waren Kinder. Wer hätte das gedacht?! Die waren gegen den Krieg“, sangen Rolly Brings & Bänd heute im Kölner Rathaus. Insgesamt fünf Songs hat der Kölner Liedermacher den Edelweißpiraten nun schon gewidmet – „Und es ist mit uns noch lange nicht vorbei“, versprach er den Edelweißpiraten heute. Als Kinder hatten sich Hans Fricke, Gertrud Koch, Peter Schäfer, Wolfgang Schwarz und Friedrich Theilen gegen die Ideologien der Nationalsozialisten erhoben. „Die Edelweißpiraten aber ließen sich ihre Lieder – und damit einen wichtigen Teil ihrer Identität – nicht nehmen“, betonte heute Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters.

Trotz aller Verbote und Verfolgungen hätten sie standhaft an ihrer Überzeugung festgehalten. Als Würdigung ihres Widerstandes wurden sie heute in Köln mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Einige ihrer Freunde und Edelweißpiraten konnten diese Ehrung heute nicht mehr entgegen nehmen. Sechs von ihnen wurden am 10. November 1944 in Köln-Ehrenfeld von der Gestapo und SS ohne Gerichtsurteil erhängt. Dort finde noch heute in jedem Jahr eine Gedenk- und Mahnveranstaltung statt.


(von links) Hans Fricke, Gertrud Koch, Peter Schäfer, Wolfgang Schwarz und Fritz Theilen mit Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (stehend)


Hans Fricke, heute 85 Jahre alt, hatte sich mit 15 Jahren den Edelweißpiraten angeschlossen. 1944 war er von der Wehrmacht eingezogen worden und geriet noch im selben Jahr in französische Kriegsgefangenschaft. 1948 kehrte er in seine Heimatstadt Köln zurück. Seit 2004 beteiligt sich Herr Fricke mit außerordentlichem Engagement an der Aufarbeitung der Nazizeit. Dem NS-Dokumentationszentrum in Köln gab er ausführliche Zeitzeugeninterviews und stellte ihm sein Bild- und Dokumentenmaterial zur Verfügung. Bei öffentlichen Wanderungen führte er Gruppen als Wanderführer auf den Spuren der Edelweißpiraten durch das Siebengebirge. Er informiert und diskutiert mit Schülern über seine Erfahrungen als Edelweißpirat.

Gertrud „Mucki“ Koch (87) wurde von den Nationalsozialisten wegen ihrer politischen Einstellung verfolgt. Mehrere Monate verbrachte die Edelweißpiratin im Gefängnis, ihr Vater starb 1942 im Konzentrationslager Börgermoor. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sie sich als Zeitzeugin bei der Aufklärung über die NS-Zeit und gestaltete unter anderem Ausstellungen im NS-Dokumentationszentrum mit. Immer wieder tritt sie auch heute noch als Zeitzeugin auf und berichtet Schülern über ihre Erfahrungen. 2007 wurde Gertrud Koch bereits vom Landschaftsverband Rheinland mit dem Rheinlandtaler und im Jahr 2008 mit der Heine-Büste des „Freundeskreises Heinrich Heine“ ausgezeichnet.

Auch Peter Schäfer schloss sich als Jugendlicher den Edelweißpiraten an. Seit 2004 beteiligt er sich aktiv an der politischen Bildung, vor allem junger Menschen, und wirkte im Jahr 2004 aktiv an einem Projekt zur Musik der Edelweißpiraten mit. Auch bei den großen und sehr erfolgreichen „Edelweißpiratenfestivals“ in Köln in den Jahren 2005 und 2006 beteiligte sich Schäfer mit einigen anderen Edelweißpiraten mit bewegenden Lektionen über erlebte Geschichte. Im Jahr 2007 wurde er vom Landschaftsverband mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet.

Wolfgang Schwarz wuchs mit seinem Bruder in Ehrenfeld bei Verwandten auf. Seine Mutter war früh verstorben, sein Vater wurde 1940 in Auschwitz ermordet. Schwarz weigerte sich, am Dienst in der Hitlerjugend teilzunehmen und schloss sich den Edelweißpiraten an. Sein Bruder Günter war mit gerade sechzehn Jahren einer der Jüngsten einer Gruppe von Deutschen, die am 10. November 1944 in der Hüttenstraße in Köln-Ehrenfeld ohne Gerichtsurteil öffentlich gehängt wurden. Zu der Gruppe zählten auch sechs Jugendliche, von denen einige, so wie Günter Schwarz, Edelweißpiraten waren. Seit Ende der 1940er Jahre nimmt Schwarz an öffentlichen Veranstaltungen teil und spricht an Schulen über sein Leben während der NS-Diktatur. Sein Video-Interview, ist in der Dauerausstellung des NS-Dokumentationszentrums in Köln und im Internet unter „Erlebte Geschichte“ zu sehen. 2008 wurde er für sein Engagement mit der Heine-Büste des „Freundeskreises Heinrich Heine“ ausgezeichnet.

Fritz Theilen wurde mehrfach verhaftet und in der Zentrale der Geheimen Staatspolizei in Köln sowie im Gefängnis in Brauweiler brutal verhört. Schließlich wurde er in Erziehungslager eingewiesen, da er als Dreizehnjähriger Kontakt zu der Gruppe „Navajos“ pflegte und sich später den Edelweißpiraten anschloss. Nach der Zeit des Zweiten Weltkrieges nahm Theilen an öffentlichen Veranstaltungen teil und veröffentlichte 1984 mit dem Buch „Edelweißpiraten“ seine Lebenserinnerungen. Solange es sein Gesundheitszustand zuließ, berichtete er als Zeitzeuge Schülern von seinem Leben zur Zeit der NS-Diktatur. 2008 wurde er für sein Engagement mit der Heine-Büste des „Freundeskreises Heinrich Heine“ ausgezeichnet.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung