Mainz, Rom | Der 1967 in Köln geborene Theologieprofessor Peter Kohlgraf wird überraschend Nachfolger von Karl Kardinal Lehmann Bischof von Mainz. Diese Entscheidung von Papst Franziskus wurde soeben offiziell in Rom und Mainz bekanntgegeben. Der Pastoraltheologe wird damit 88. Nachfolger des heiligen Bonifatius und als Lehmann-Nachfolger einer der exponiertesten Katholiken in Deutschland.

Mainz ist heute zwar zahlenmäßig nur eines der kleineren deutschen Bistümer; etwas mehr als 700.000 Katholiken in Rheinland-Pfalz und dem angrenzenden Hessen zählen offiziell zum Kirchengebiet. Doch das Bistum ist sehr alt, die Anfänge reichen 1600 Jahre bis ins 4. Jahrhundert zurück, offiziell wurde Mainz 747 zum Erzbistum erhoben und mehr als 1000 Jahre war Mainz einer der bedeutendsten Bischofssitze nördlich der Alpen, und der Mainzer Erzbischof zugleich einer der sieben deutschen Kurfürsten. Der Mainzer Dom entstand um das Jahr 1000, also gut 100 Jahre nach dem Alten Dom in Köln oder 200 Jahre vor Baubeginn des heutigen Doms.

Noch wichtiger ist die jüngste Vergangenheit: Der bisherige Amtsinhaber, Karl Kardinal Lehmann, war nicht nur 33 Jahre Bischof in Mainz, sondern von 1987 bis 2008 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und damit Gesicht und Stimme der katholischen Kirche in Deutschland. Gegen Rom vertrat Lehmann, der wohl nur aufgrund einer Intervention des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl bei Papst Johannes Paul II überhaupt zum Kardinal erhoben worden war, eher liberale Positionen.

Kohlgraf wurde 1967 als Sohn eines Maurers und einer Krankenschwester in Köln geboren, machte am Dreikönigsgymnasium Abitur und wurde nach Theologiestudium in Bonn und nach der Pastoralen Ausbildung im Erzbischöflichen Priesterseminar Köln 1993 im Kölner Dom zum Priester geweiht. Er war Kaplan der Pfarrgemeinde Herz Jesu in Köln und St. Martin in Euskirchen. Seit der Promotion im Jahr 2000 orientierte sich Kohlgraf eher akademisch; 2002 wurde  er zum Professor für Pastoraltheologie an der Katholischen Hochschule Mainz berufen.

Verbal hat Kohlgraf in Mainz bereits einen guten Einstand gehabt: Bescheiden im Auftreten, spielte er die rheinische Karte und hob die Gemeinsamkeiten von Köln und Mainz hervor. Gut kam auch dieses Statement an: „Mein Vater war Maurer. Als Kind habe ich oft dabei zusehen können, wie mit Hilfe seiner Arbeit ein Haus entsteht, langsam, geduldig, Stein auf Stein, und am Ende solide gebaut. Vielleicht ist das keine schlechte Erfahrung für einen Bischof. Meine Mutter war Krankenschwester, nach dem Tod des Vaters hat sie als Nachtschwester in einem Kölner Krankenhaus gearbeitet. Von ihr behalte ich für meine Aufgabe: Die Wunden vieler Menschen zu berühren und zu heilen, ist Aufgabe eines Bischofs.“

Autor: Von Christoph Mohr