Hamburg | Der EKD-Kulturbeauftragte Johann Hinrich Claussen hat eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Elbphilharmonie beim bevorstehenden G20-Gipfel in Hamburg eingefordert. „Man sollte ein Konzerthaus nicht umstandslos zur Bühne für die Mächtigen dieser Welt machen“, forderte der langjährige Hamburger Propst und Hauptpastor in einem Gastbeitrag für die „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“. Das solle man besonders dann nicht tun, „wenn sich unter diesen Mächtigen einige hoch problematische Autokraten befinden“.

Namentlich nannte Claussen US-Präsident Donald Trump, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Russlands Präsidenten Wladimir Putin. „Wenn Künstler vor Großpolitiker treten, dann dürfen sie auf keinen Fall zu deren Dienern werden“, so der Kulturbeauftragte des Rates der EKD. „Deshalb darf die Elbphilharmonie sich nicht einfach dafür hergeben, ein profanes diplomatisches Arbeitstreffen kulturell zu überhöhen“, so Claussen. „Die Elbphilharmonie bietet für Gipfelfotos aller Art eine grandiose Kulisse“, schreibt der Theologe in seinem Beitrag.

Claussen sieht vor allem Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Verantwortung. „Die Bundesregierung ist als Gastgeber für das Konzert verantwortlich“, so Claussen. „Bitte werft die Neunte Sinfonie von Beethoven mit ihrer Freuden- und Freiheitshymne nicht Autokraten zu Füßen, bloß weil sie so festlich ist.“

Autor: Andi Goral