Essen | Die anhaltenden Probleme beim Bau der Hamburger Elbphilharmonie lassen Deutschlands größten Baukonzern Hochtief rote Zahlen schreiben. Rückstellungen in zweistelliger Millionenhöhe für die längere Bauzeit des Projekts bescherten dem Konzern im zweiten Quartal 2012 unter dem Strich einen Verlust von 15 Millionen Euro, wie Hochtief-Chef Frank Stieler am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen berichtete.

In einem Brief an die Aktionäre schrieb der Manager, der Konzern sehe keinen anderen verantwortungsvollen Weg, das durch Kostenexplosionen und Bauzeitverzögerungen überschattete Prestigeprojekt fertigzustellen. Hochtief werde jedoch Ansprüche auf Erstattung der Kosten geltend machen.
Die Auswirkungen des Baudebakels in Hamburg sind für den mehrheitlich vom spanischen ACS-Konzern kontrollierten Bauriesen umso bitterer, weil Hochtief im zuletzt kriselnden Asien-Geschäft endlich den Turnaround geschafft hat. Die australische Tochter Leighton kehrte in die Gewinnzone zurück, nachdem das Unternehmen dem Mutterkonzern zuletzt mit zwei völlig aus dem Ruder gelaufenen Projekten – einer Mautstraße in Brisbane und einer Entsalzungsanlage in Victoria – die Bilanz verhagelt hatte. Die Auftragslage des Essener Baukonzerns ist aber weiter robust. Der Auftragseingang erhöhte sich im ersten Halbjahr um 25,3 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro, der Umsatz um 15,8 Prozent auf 12 Milliarden Euro.
Stieler bekräftigte die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Danach erwartet Hochtief für 2012 ein Vorsteuerergebnis leicht unter 550 Millionen Euro und einen Konzerngewinn knapp unter 180 Millionen Euro. Allerdings werde es für den Konzern angesichts der notwendig gewordenen Rückstellungen deutlich anspruchsvoller sein, diese Zahlen zu erreichen. An der Börse verlor die Hochtief-Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen zeitweise mehr als zwei Prozent an Wert.

Autor: dapd