Zwei, die sich verstanden: Seb Andersson und Friedhelm Funkel, hier beim Training im Frühjahr 2021. Foto: Bopp

Köln | Nicht mehr lange und der FC startet in die neue Saison.

Nach der famosen vorigen Runde tritt Köln in drei Wettbewerben an. Dafür braucht man einen üppigen Kader, doch die finanzielle Lage ist bekanntlich wenig rosig und so sind auch immer wieder Abgänge ein Thema.

Speziell die Namen Seb Andersson und Ondrej Duda fallen immer wieder, Anthony Modeste hatte im Trainingslager selbst mit Wechselgedanken öffentlich kokettiert.

Ex-Coach Friedhelm Funkel, der Köln 2021 vor dem Abstieg rettete, beobachtet nach wie vor die Situation am Geißbockheim genau und bewertet im Gespräch mit report-K die besagten Personalien.

Friedhelm, warum hat Sebastian Andersson kaum Kredit? Er hat unter Ihnen immerhin die entscheidenden Tore zur Rettung in Kiel gemacht.

Funkel: Ich finde das total übertrieben. Ich habe Sebastian kennengelernt, ein sehr sensibler Spieler, der mit seinen Verletzungen sehr professionell umgegangen ist. Ich kenn den aktuellen Stand nicht. Im letzten Jahr war er viel besser drauf, hat oft mit Anthony vorne zusammen gespielt. Die vielen negativen Dinge, die man so liest, die hat er einfach nicht verdient.

Er ist immer eine Alternative, vorausgesetzt, er ist gesund. Dass er bleiben kann, ist klar, er hat ja einen Vertrag. Und im Fußball kann alles sehr schnell gehen. Man weiß nicht: Schlägt Tigges ein? Was ist mit Modeste? Der hat ja Wechselabsichten geäußert.

Ich bin absoluter Nostalgiker. Und frage deshalb: Muss es nochmal eine Million mehr sein?

Friedhelm Funkel

Hat Sie das überrascht?

Funkel: Er hat dem FC so viel zu verdanken, und er hat viel zurückgegeben. Diese Beziehung Fans-Anthony, Verein-Anthony – das wird er nirgends anders bekommen. Ich bin absoluter Nostalgiker. Und frage deshalb: Muss es nochmal eine Million mehr sein? Er ist jetzt der Spitzenverdiener mit drei Milllionen, hat einen Anschlussvertrag sogar. Irgendwann sollte man auch zufrieden sein mit dem was dieser Verein Anthony gegeben hat. Ich glaube nicht, dass er noch mal hungern muss in seinem Leben.

Das ist meine Einstellung, dazu werde ich stehen. Ich hab oft für weniger als ich hätte kriegen können weitergemacht. Wertschätzung hat er ohne Ende beim FC. Aber zurück zu Seb: Man war ihm gegenüber ehrlich, das finde ich gut, dass man ihm gesagt hat, dass er weniger Einsatzzeiten bekommt. Aber ich unke auch schon mal: Vielleicht ist man hinterher froh, dass man Sebastian hat.

Anthony Modeste im Trainingslager des FC. Foto: Bucco

Ist es richtig, dass Timo Horn weiter beim FC trotz Nummer 2-Status bleibt?

Funkel: Dass Timo mehr verdient als Marvin Schwäbe, dafür kann er ja nichts. Dass sich in einer Saison Veränderungen ergeben können, das ist halt so. Du musst, wenn du dir Gedanken machst den Verein zu wechseln, erst mal Angebote haben.

Er wird mit Sicherheit nicht zufrieden sein, doch sein Nachfolger hat hervorrragend gehalten. Timo ist sehr professionell damit umgegangen. Wenn er nicht ein passendes Angebot bekommt, was soll er machen?

Muss Ondrej Duda weg?

Funkel: Ich hab es leichter gehabt. Er hat sich die Einsätze verdient, bei mir waren Mark Uth und Tony Modeste nicht da. Zwei Spieler, die letzte Saison sehr gut waren. Ondrej ist kein einfacher Spieler. Sondern einer, der auch mal launisch ist und schlecht gelaunt zum Training kommt. Ich habe ihn immer wieder in den Arm genommen. Das ist ein begnadeter Fußballer.

Uth und er haben auch einige Spiele zusammen gemacht. Duda muss klar im Kopf sein und darf keine negativen Gedanken haben. Er kann jeder Mannschaft ab Platz 5 in der Bundesliga helfen. Ich wünsche den Jungs allen, dass sie die bestmöglichen Entscheidungen treffen.

Als Nostalgiker gefragt: Verstehen Sie die Summen im Fußballzirkus noch – oder braucht es eine Gehaltsobergrenze?

Funkel: Die kann kein Mensch verstehen, das tut dem Fußball nicht gut. Einen Dembelé hätte ich bildlich gesprochen in ein Kouvert gesteckt und irgendwohin geschickt. Der hat bei Barca kaum gespielt und fordert mehr Gehalt. Das versteht kein Mensch mehr, da muss man kein Nostalgiker sein. Langsam bin auch ich nicht mehr abgeneigt, über die Gehaltsobergrenze nachzudenken. Was soll ein Trainer denen sagen: Wir machen Lauftraining?

Ist man mehr Dompteur als Fußballlehrer?

Funkel: Du musst die Stars nur bei Laune halten. Es wird immer schlimmer. Das hat nix mit Neid zu tun, ich gönne allen das Allerbeste. Aber wenn ich fünf Millionen im Jahr verdiene, muss ich dann das sechsfache kassieren?