Bei Geschichtsvergessenheit und Antisemitismus gilt "Null Toleranz"
Anfang 1960 reiste der damalige Schuldezernent der Stadt Köln, Johannes Giesberts, nach Israel. In Tel Aviv suchte er den Kontakt zu seinem dortigen Amtskollegen Schaul Levin. Nach einem langen Gespräch waren sich beide einig, dass die Begegnung junger Deutscher mit jungen Israelis die wirkungsvollste Methode sei, Antisemitismus vorzubeugen. Gemeinsam wurden sie so zu Pionieren des deutsch-israelischen Jugendaustauschs. Seit 50 Jahren besuchen sich die Schüler in Köln und Tel Aviv-Yafo nun gegenseitig. Dabei nahmen beide Länder ihre offiziellen diplomatischen Beziehungen erst 1965, also fünf Jahre später, auf.

„Was damals unter schwierigsten Umständen aufgebaut wurde, ist mittlerweile Normalität. Mit großer Selbstverständlichkeit treffen sich heute junge Menschen aus Köln und Tel Aviv, um am schulischen, kulturellen und familiären Leben des jeweils anderen teilzunehmen“, betonte Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters heute auf dem Festakt im Kölner Rathaus. „So selbstverständlich solche Begegnungen geworden sind, so sehr sind sie nach wie vor durch die Shoah und die Gräueltaten des Nazi-Regimes geprägt. Es ist Aufgabe jeder neuen Generation, diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Bei Geschichtsvergessenheit und Antisemitismus kann und darf es nur heißen: Null Toleranz“, so Kölns Oberbürgermeister weiter.

„Der Jugendaustausch leistet einen unersetzbaren Beitrag zur kommunalen Außenpolitik“
Roters betonte zugleich, dass sich die Stadt Köln auch eine Partnerschaft mit der Stadt Bethlehem pflege und so einen kommunalen Beitrag zum Frieden im Nahen Osten beitrage. Seit 2007 würde sich Köln daher auch für die Durchführung trilateraler Maßnahmen einsetzen. So hätte ein erster Austausch zwischen Schülerinnen aus Bethlehem, Köln und Tel Aviv im März 2009 in Köln stattgefunden und nur ein Jahr später trafen sich am 11. März 2010 Schülerinnen aus Bethlehem, Köln und Tel Aviv in Israel. Anlässlich der Frauen-Fußball-WM in 2011 plane die Stadt Köln zudem ein Turnier mit Teams aus Bethlehem, Tel Aviv-Yafo und weiteren Kölner Partnerstädten. Willi Lemke, der UN-Sonderberater für Sport, habe bereits zugesagt, die Schirmherrschaft übernehmen zu wollen. „Der Jugendaustausch leistet einen unersetzbaren Beitrag zur kommunalen Außenpolitik“, betonte Roters.

Auch Assaf Zamir, Bürgermeister Tel Aviv-Yafo, betonte die Bedeutung des Schüleraustausches. „Jugendliche beginnen dabei, sich gegenseitig besser zu verstehen, kennen zu lernen und Stereotypen und Vorurteile abzubauen“, erklärte Zamir. „Auch heute ist das für uns sehr wichtig, denn in den letzten Monaten war der Staat Israel das Ziel eines besonders bösartigen Propagandaangriffs, der darauf abzielte, unsere Existenz zu delegitimieren“, so Zamir weiter. Bewundernswert sei es daher, dass das Projekt in den vergangenen 50 Jahren ie geendet hätte – „Trotz der Schwierigkeiten und obwohl sich die Zeiten, Menschen und Geschehnisse verändert haben“, sagte Tel Aviv-Yafos Bürgermeister.

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