Schneider betonte insbesondere die Integrationsleistung der Einwanderungspioniere, die sich unter schwierigsten Voraussetzungen in einer für sie völlig fremden Umgebung zurechtfinden mussten: „Wenn man bedenkt, dass viele von Ihnen aus den ärmsten und entlegensten Dörfern Ihrer damaligen Heimat aufgebrochen sind, wo es kaum Schulen und auch kaum Ausbildungsbetriebe gegeben hat, dann ist das, was Sie hier bei uns geleistet haben, großartig und verdient allerhöchsten Respekt!“, würdigte Schneider das Lebenswerk der ehemaligen Gastarbeiter. Oft sei in der Zwischenzeit beklagt worden, so der Minister weiter, die Einwanderer hätten nicht genug getan, um sich und ihre Familien hier zu integrieren. „Das Gegenteil ist der Fall, Sie haben nicht nur unser Land mit aufgebaut, Sie haben Ihre Kinder und Enkelkinder hier großgezogen, die sich als Deutsche fühlen. Und auch Sie sind hier heimisch geworden, ganz ohne Sprach- und Integrationskurse. Die gab es
damals nicht.“

"Den Menschen zu wenig im Blick gehabt"
Landtagspräsident Eckhart Uhlenberg sagte, das Anwerbeabkommen sollte damals den türkischen Arbeitsmarkt entlasten, die deutsche Industrie stärken und außerdem die Einbindung des NATO-Partners Türkei in den Westen unterstützen. Alle drei seien gelungen, nur habe man damals die Menschen zu wenig im Blick gehabt. „Das aber ist Geschichte“, so Uhlenberg weiter. „Sie gehören heute zu uns in Nordrhein-Westfalen, ob schon mit oder noch ohne deutschen Pass. Dass ist natürlich eine ganz persönliche, freie Entscheidung. Unser Zusammenleben: Das ist unsere Gegenwart und unser Tor in die Zukunft. Mitbürger aus der Türkei sind keine Gastarbeiter mehr. Sie sind immer mehr einfach Nachbarn, oft Freunde und nicht selten schon liebe Familienmitglieder.“

"Geschichten der kleinen Leute"
Nach dem Festakt wurde die vom Kölner Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) erarbeitete Ausstellung „Geteilte Heimat – 50 Jahre Migration aus der Türkei“ eröffnet. Sie zeigt historische Fotos und Objekte aus 50 Jahren Einwanderung. „Diese Bilder erzählen die Geschichte der Einwanderung von unten. Geschichten der kleinen Leute. Hier zeigt sich unsere Einwanderung nicht in Zahlen und Statistiken, sondern mit ganz konkreten Gesichtern.“, so Schneider. Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Dezember 2011 geöffnet und kann Montag bis Freitag zwischen 10.00 und 17.00 Uhr nach Voranmeldung besichtigt werden.

Das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei wurde am 30. Oktober 1961 in Bad Godesberg geschlossen. Heute leben mehr als 800.000 türkeistämmige Menschen in Nordrhein-Westfalen

[il]