Köln | Sozialdezernentin Henriette Reker informierte heute zum aktuellen Stand der Flüchtlingsunterbringung in Köln. Unter anderem äußerte sich die Sozialdezernentin auch zu den Razzien im Kölner Großflüchtlingsunterkunft Herkulesstraße im Nachgang zum Innenausschuss des NRW-Landtages, wo diese Thema waren. Die Zugangskontrolle zur Flüchtlingsunterkunft wird verändert.

Mehr Überwachung an der Herkulesstraße

Es werde mehr Überwachung in der Herkulesstraße geben, kündigte Reker an. Unter anderem werde am Zugang eine Vereinzellungsanlage, wie bei Fußballspielen angebracht. Also immer nur eine Person kann diese Schleuse passieren. Mit einem Scanner werde ein Fingerabdruck genommen. Zudem müssen Besucher in Zukunft angemeldet werden. Bisher sei man mit der Zugangsregelung sehr offen umgegangen, aber man wolle auch keinen Schutzraum für Kriminelle bieten. Dies sei weder im Interesse der Stadtgesellschaft, noch der Bewohner der Flüchtlingsunterkunft. Reker sprach im Zusammenhang mit den Razzien aber auch von einer „Nebelbombe“, die gezündet worden sei. Damit meinte sie die Zahl der 159 Straftäter, die die Polizei nennt und die sie in Zweifel zieht, nur weil Personen bei Polizeikontrollen, die Herkulesstraße als Wohnort angegeben hätten.

Die Zahlen

Die Zahlen sagen nichts darüber aus, dass sich hinter jeder ein persönliches oder ein familiäres Schicksal verbirgt. Mit Stand 20.11.2014 seien in Köln 4.891 Flüchtlinge untergebracht. 788 in den Notaufnahmen Herkulesstraße und Vorgebirgsstraße. 1.578 Flüchtlinge in Hotelbetrieben, 2.031 in Wohnungen und Wohnhäusern, 60 Personen in Gemeinschaftsräumen und 164 in der Turnhalle eines Schulzentrums. Das sind in den letzten zehn Jahren die höchsten Flüchtlingszahlen, die 2009 mit 1.548 ihren Tiefststand erreicht hatten. Man habe in diesem Jahr 1.300 neue Plätze für Flüchtlinge geschaffen und bis Juni 2015 sollen sieben Unterkünfte in Systembauweise in Zündorf, Bayenthal, Brück, Longerich, Wahn, Rondorf und Deutz hinzukommen. Drei weitere Unterkünfte mit schnell lieferbaren Wohncontainern sollen in Blumenberg, Lövenich und Worringen bis März 2015 aufgebaut werden. In Kalk, Nippes und Longerich will die Stadt weitere Hotels belegen.

Der ehemalige Praktiker Baumarkt in Porz-Eil wird als Notmaßnahme für die Aufnahme von 200 Flüchtlingen ertüchtigt. Damit wolle man die Obdachlosigkeit der Flüchtlinge verhindern, so die Stadt Köln. Für die Ratssitzung im Dezember bereitet man derzeit die Vorlagen für sieben weitere temporäre Bauten und vier Bauten in konventioneller Bauweise vor. Die Botschaft sei man halte an den Leitlinien als Haltung und Überschrift fest, sei aber bei der derzeitigen Lage nicht fähig diese immer einzuhalten. So werde man die Leitlinie maximal von 80 Personen pro Flüchtlingsunterkunft derzeit zumindest auf den großen Standorten nicht einhalten können. Man halte an der dezentralen Verteilung der Unterkünfte fest und werde die Flüchtlinge mit Sozialarbeitern begleiten. Die sieben geplanten Anlagen sollen in Systembauweise in Zollstock, Rondorf, Lindenthal, Ossendorf, Niehl, Esch und Porz gebaut werden. Die vier konventionellen Bauten sind geplant für die Neustadt-Süd, Rondorf, Marienburg und Lövenich.

Reker geht davon aus, dass auch 2015 der Strom nicht abreißen werde und man auch im kommenden Jahr mit 2.000 zusätzlich zu schaffenden Plätzen rechnen müsse.

Autor: Andi Goral
Foto: Nach den Razzien der Polizei im Kölner Flüchtlingsheim Herkulesstraße, will die Stadt die Eingangskontrollen verändern. Das Foto zeigt die Polizei vor Ort bei der ersten der Razzien.