Köln | Ein Flüchtlingsboot aus Malta ist derzeit unterwegs nach Köln. Der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki will an Fronleichnam, um 10 Uhr eine Messe vor dem Boot halten.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki erklärt im Vorfeld: „Wir wollen den Menschen auf der Flucht deutlich machen, dass Christus sich so mit ihnen identifiziert, dass er mit ihnen im Boot sitzt. Sie sollen hier bei uns eine neue Lebensperspektive gewinnen“. Zudem sammelt das Erzbistum Köln für die Seenotrettung Moas. Der Kölner Erzbischof übt Kritik am Kaufverhalten der Menschen in westlichen Gesellschaften: „Wir gehen hier in den Laden und kaufen für 5 Euro ein T-Shirt, das in diesen Ländern unter entsetzlichen Bedingungen von Frauen oder kleinen Kindern hergestellt worden ist. Viele dieser Menschen fliehen auch vor unmenschlichen Lebensbedingungen, die wir mit geschaffen haben.“

Mit der symbolträchtigen Aktion des Flüchtlingsbootes will man, wie vor einem Jahr mit den 23.000 Glockenschlägen für jeden auf dem Mittelmeer gestorbenen Flüchtling aufrütteln. Das Erzbistum macht darauf aufmerksam, dass das UNHCR nach den 23.000 Glockenschlägen weitere 3.327 gestorbene Flüchtlinge gezählt hat. Das Boot wurde in Kooperation mit der Hilfsorganisation MOAS durch das Erzbistum von Malta nach Köln gebracht. Nach Angaben der Hilfsorganisation wurde das Boot vor einigen Jahren von der Maltesischen Armee bei einem Rettungseinsatz beschlagnahmt und später auf Malta versteigert. Ein Malteser mit Leidenschaft für Bootsrestaurierung hat das Boot erworben. Nun hat das Erzbistum Köln das Boot gekauft und nach Deutschland gebracht. Nach der Fronleichnamsprozession wird es im Dom zunächst in die „Ecke der Barmherzigkeit“ als Mahnzeichen stehen.

Das 7 Meter lange Fischerboot aus Holz ist typisch für den Einsatz durch libysche Schleuser auf der Route von Libyen nach Italien. Ein solches Boot ist bei der Flucht mit 80 bis 100 Menschen besetzt und stark überladen. Die Menschen haben keinerlei Möglichkeit sich vor Sonne, Kälte oder Wellen zu schützen. Gepäck, Proviant oder Wasser dürfen meist nicht mitgenommen werden, weil einfach kein Platz dafür gelassen wird, um noch mehr Menschen an Bord bringen zu können. Die Menschen an Bord leiden unter Sonnenbrand, Erschöpfung, Atemnot oder werden zerquetscht.

Autor: ag, Foto: Erzbistum Köln