Bei seiner Welreise hat Martin Ofori auch die japanische Küste besucht. Foto: Martin Ofori

Köln “Stellen Sie sich vor, Sie landen auf einem fremden Planeten. Alles scheint wie gewohnt. Und doch auf unbestimmte Weise anders als dort, woher Sie kommen, eine erstaunliche Parallelwelt. Je länger sie schauen, desto mehr fesselt Sie das Unvertraute im Vertrauten: faszinierende kleine Abweichungen, außerweltliche Stimmungen, fremdartige Schönheit. Sie beginnen diesen Planeten zu erkunden und stellen fest: Sie sind auf der Erde. Nur haben Sie die Erde so noch nicht gesehen”, schreibt der Bestseller-Autor Frank Schätzing in seinem Vorwort für die Ausstellung “The Way I See The World” des Kölner Fotografen Martin Ofori, die vom 21. bis zum 26. April (Vernissage 20. April, 17 bis 21 Uhr, Öffnungszeiten täglich 15-19 Uhr) im Alten Pfandhaus am Kartäuserwall 20 in der Südstadt zu sehen ist.

Eigentlich wollte Ofori Grafikdesign studieren, entschied sich dann aber wegen der schlechten Jobaussichten für ein Studium der Wirtschaftsinformatik. “In diesem Beruf habe ich etwa zehn Jahre gearbeitet, dann kam ein Anruf einer Freundin, die mich darauf hingewiesen hat, dass es an der Kunsthochschule für Medien in Köln einen neuen Studiengang gibt, der Kunst und Computer miteinander verbindet. Es gab nur zehn Studienplätze und ich war eher skeptisch, ob ich da überhaupt eine Chance habe. Aber ich konnte mit dem Studium beginnen”, erinnert sich der Kölner, der dafür extra aus Berlin in seine Heimatstadt zurückkam.

Martin Ofori hat bei großen Blockbustern mitgewirkt

Heute sei Computeranimation keine große Sache mehr. “Aber damals musste man für die Hard- und Software einen riesigen Betrag investieren. Und in der Hochschule hatten wir alles umsonst und das auf dem neuesten Stand der Technik”, sagt Ofori, der nach dem Abschluss des Studiums zunächst in der Werbung arbeitet und dort die Postproduktion von Werbespots übernimmt.

2004 geht der Kölner nach London und entscheidet sich für die Welt des Spielfilms. “London war der einzige Ort, wo das möglich war. Ich habe aber auch in anderen Ländern gearbeitet und war zum Beispiel zwei Jahre in Neuseeland. Dort war ich bei der Firma, die für Filme wie ‘Herr der Ringe’ oder ‘Planet der Affen’ zuständig war. Mein Job war es, in der Postproduktion die virtuellen und die realen Welten so zusammenzufügen, dass es am Ende so aussieht, als wäre alles real gedreht worden”, sagt Ofori, der auch für Blockbuster wie “James Bond 007: Skyfall”, “Harry Potter” oder “Avengers” zuständig war.

Martin Ofori vor dem Alten Pfandhaus in der Südstadt. Foto: Eppinger

Doch 2018 stoppte er seine gewohnte Jobroutine: “Ich wollte mich neu orientieren und eine Pause einlegen. Deshalb habe ich mich auf eine Weltreise begeben, auch weil ich mir Neuseeland einmal genauer anschauen wollte.” Mehr als ein Dutzend Länder bereist Ofori dafür. Von Nepal ist er über Indien und Sri Lanka nach Neuseeland unterwegs und geht danach nach Vietnam, Kambodscha, Thailand, Malaysia, Singapur, Bali, Hongkong, Südkorea, China und Japan, bevor er zum Finale Kanada und Island besucht.

Während der Tour entstehen mehr als 17.000 Fotos. “Die lagen nach der Reise lange brach, bevor ich sie mir durchgesehen habe und 800 Aufnahmen herausgefiltert habe. Ich habe mit dem Handy vorwiegend menschenleere Landschaften und Stadtmotive fotografiert. Für das Handy habe ich mich entschieden, weil man diese Kamera immer ganz unkompliziert dabei haben kann. Später habe ich die Bilder nachbearbeitet, sodass ich sie jetzt auch im großen Format zeigen kann. Veränderung habe ich bei den Ausschnitten vorgenommen und teilweise wie bei einer Aufnahme der japanischen Küste mit einem Mond auch Dinge hinzugefügt. Da kam mir mein berufliches Wissen zugute. Für die Ausstellung habe ich nun 20 Bilder in verschiedenen Größen in drei Serien ausgewählt, die auch einen Querschnitt der Aufnahmen darstellen.”

Vom befreundeten Autor gibt es viel Lob für die so entstandenen Bildwelten: “Das sieht vor allem gut aus, oftmals grandios, entwickelt einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann. Gerade auch, weil Ofori keine aufwendigen fotografischen Techniken bemüht. Vielmehr folgt die Technik dem Spontanen, Ungeplanten, nicht Vorhersehbaren. Aus Unschärfe entsteht Geheimnisvolles und Vieldeutiges. Nun sind Schnappschuss-Technik und Lomo-Ästhetik im Prinzip nichts Neues. Aber unter Millionen Augenblicken den richtigen Augenblick intuitiv festzuhalten – darin liegt die Kunst. Was Ofori dann folgen lässt, ist gewissermaßen das Geheimnis des vollendeten Make-Ups. Digitale Nachbearbeitungen, die nicht mit dem technisch Möglichen klotzen, sondern die Magie des Bildes behutsam, ja sinnlich vertiefen”, schreibt Schätzing.