Köln | Am heutigen Freitagvormittag haben rund 50 Jugendliche der Fridays for Future-Bewegung auf dem Bahnhofsvorplatz am Kölner Dom demonstriert. Die Jugendlichen forderten die Bundesregierung dazu auf, eine striktere Klimapolitik zu verfolgen. Zudem bereitete sich die Bewegung auf den nächsten anstehenden globalen Klimastreik vor. Der Bundestag verabschiedete den Gesetzesentwurf zum Klimpaket am Freitag parallel zur Demonstration auf dem Bahnhofsvorplatz. Allerdings kündigten die Länder, bei neun von ihnen sind die Grünen an der Regierung beteilgt und unter anderem Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Grüne, Widerstand an gegen die steuerpolitischen Regelungen des Klimapakets. 

Jeden Freitag demonstrieren Schüler und Jugendliche in Köln für mehr Klimaschutz. Unterstützt werden die jungen Demonstranten dabei seit einigen Monaten von kleinen Gruppen wie den „Grannies for Future“. Da am gewöhnlichen Kundgebungsort auf dem Alter Markt zur Zeit der Weihnachtsmarkt aufgebaut wird, fand die Kundgebung heute auf dem Bahnhofsvorplatz statt. Konkret kritisierten die Demonstranten die hohen Preise für den öffentlichen Nahverkehr in Köln und forderten die Stadtpolitik dazu auf, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Köln kostenlos zu machen.

VRS erhöhte Ticketpreise erst im Sommer

Immer wieder wird die Debatte um die Ticketpreise bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) und dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) in der breiten Gesellschaft befeuert. Erst im Juli 2019 kündigte der VRS an, die Preise für Zeitkarten zum kommenden Jahreswechsel zu erhöhen. Ab dem 1. Januar 2020 kosten die Zeitkarten des VRS im Schnitt 2,5 Prozent mehr, den gleichen Preisanstieg gibt es auch zum Jahreswechsel 2020/21 nochmal. Der Zweckverband des VRS begründete die beschlossenen Preiserhöhungen mit steigenden Kosten bei Personal, Treibstoff und Material und weniger Einnahmen im Geschäftsjahr 2018 als erwartet. Ein Monatsticket für das Stadtgebiet Köln kostet aktuell 98,50 Euro.

„Wir fordern, dass – wie es auch andere Städte schon vorgegeben haben – die Preise für den ÖPNV so abgesenkt werden, dass es einfach attraktiv ist, die Bahnen zu benutzen, anstatt mit dem Auto in die Stadt zu fahren.“, sagt Ulrich Lau von der Gruppe „Grannies for Future“. In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits Beispiele, wo der kostenlose Nahverkehr eingeführt wurde. Im Sommer beschloss der Stadtrat der Kommune Monheim in der Nähe von Düsseldorf, dass in Monheim gemeldete Bürgerinnen und Bürger kein Ticket mehr für Busfahrten lösen müssen. Eine Bahn hat Monheim nicht.

„Es ist dringend wichtig, dass das, was die Jugend fordert, umgesetzt wird. Nämlich dass schnell gehandelt wird, um die Klimakatastrophe zu verhindern“, fordert Lau weiter. Im Anschluss an die Kundgebung verteilten die Demonstranten in der Stadtbahn Flugblätter und warben dort nochmals für einen kostenlosen Nahverkehr in Köln.

Nächster globaler Klimastreik am Ende des Monats

Am 29. November findet in Köln der nächste globale Aktionstag unter dem Motto „#NeustartKlima“ statt. Zum Anlass nahm Fridays for Future unter anderem das umstrittene und von der Bundesregierung vorgeschlagene Klimaschutzgesetz. Der Bundestag verabschiedete den Gesetzesentwurf am Freitag parallel zur Demonstration auf dem Bahnhofsvorplatz. Zuvor stellten Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future in einem offenen Brief an die Bundesregierung die Handlungsfähigkeit der Koalition im Angesicht der Dringlichkeit der Klimakrise in Frage und forderten die Bundesregierung auf, das Klimapaket grundlegend zu überarbeiten. Es reiche nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens effektiv einzuhalten.

Der weltweite Aktionstag findet zudem am Freitag vor der Eröffnung der UN-Weltklimakonferenz am 2. Dezember in Madrid statt. Die Weltklimakonferenz sollte ursprünglich in Santiago de Chile stattfinden. Sie wurde allerdings am 30. Oktober von Chile´s Präsident Sebastián Piñera abgesagt. Er begründete dies mit landesweiten Protesten, die die Kluft zwischen Arm und Reich und die chilenische Regierung kritisierten.

Bereits über 300 Demonstrationen in Deutschland angekündigt

Laut Fridays for Future seien für den globalen Aktionstag bundesweit bisher 339 Demonstrationen geplant. In Köln rufen die Demonstranten für den 29. November ab 11 Uhr zur Großdemonstration auf dem Hohenzollernring auf.

Am letzten globalen Aktionstag am 20. September sprachen die Veranstalter in Köln von rund 70.000 Teilnehmern bei dem Demonstrationszug durch die Kölner Innenstadt. Bei der Polizei Köln waren im Vorfeld rund 20.000 Teilnehmer angekündigt. In ganz Deutschland sollen an diesem Tag rund 1,4 Millionen Menschen an den Kundgebungen und Demonstrationen für besseren Klimaschutz teilgenommen haben. Die Aktivisten hatten weltweite Proteste in rund 2.900 Städten in mehr als 160 Ländern angekündigt.

Autor: Sean Magin
Foto: Die Gruppe „Grannies for Future“ unterstützt die Fridays for Future-Bewegung bei den Demonstrationen in Köln. Im Hintergrund ist der Sprechgesang zu hören: „Wir sind hier, wir sind laut. Weil ihr unseren Kids nicht glaubt.“