Die Kandidatin der Linkspartei, Beate Klarsfeld, kam auf 126 Stimmen. 108 Abgeordnete enthielten sich der Stimme, vier Stimmen waren ungültig. Der Kandidat der NPD, Olaf Rose, erhielt drei Stimmen. Der 72-jährige Gauck war von 1990 bis 2000 Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde. Es war bereits die dritte Bundespräsidentenwahl innerhalb von drei Jahren. Nach dem Rücktritt von Horst Köhler im Mai 2010 wurde Christian Wulff als Bundespräsident gewählt und setzte sich so gegen den damals rot-grünen Kandidaten Gauck durch. Wulff trat im Februar 2012 nach nur 20 Monaten im Amt zurück. Die Bundesversammlung besteht aus allen 620 Bundestagsabgeordneten und der gleichen Anzahl von Mitgliedern, die von den Volksvertretungen der Länder gewählt wurden. Darunter befinden sich bekannte Namen aus Sport, Kultur und Gesellschaft. Neben der Schauspielerin Senta Berger werden zum Beispiel die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und Fußballtrainer Otto Rehhagel mit abstimmen. Weitere prominente Wähler sind der Fernsehkommissar Jan Josef Liefers, der Komiker Ingo Appelt und Fernsehmoderator Frank Elstner.

Neuer Bundespräsident Gauck will zwischen Politik und Bürgern vermitteln
Bundespräsident Joachim Gauck will in seinem neuen Amt zwischen der Politik und den Bürgern vermitteln und sich gegen Politikverdrossenheit einsetzen. Beide Seiten müssten sich wieder annähern, sagte der frühere DDR-Bürgerrechtler in einer Rede nach seiner Wahl in der Bundesversammlung in Berlin. Nach der Annahme seiner Wahl erklärte Gauck: "Eins kann ich versprechen: Dass ich mit all meinen Kräften und mit meinem Herzen Ja sage zu der Verantwortung, die Sie mir heute übertragen haben".

Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) gratuliert Bundespräsident Joachim Gauck zu seiner Wahl
Die im Vorfeld der Wahl geäußerte Aussage des neuen Bundespräsidenten, die integrationspolitische Linie seines Vorgängers fortführen und sie zu einer der wichtigen Themen seiner Amtszeit machen zu wollen, stimmt Migranten und Muslime in unserem Land zuversichtlich. „Wir freuen uns über die Ansage, dass der eingeschlagene Weg bezüglich Integration und Muslime, der Dialog und die Zusammenarbeit mit Muslimen, auch  weiterhin vom neuen Bundespräsidenten Gauck  fortgeführt werden soll. Dies ist ein positives Zeichen“, sagt Bekir Alboğa.

Joachim Gauck genießt durch sein politisches Engagement für Demokratie und Menschenrechte ein großes Ansehen in der deutschen Gesellschaft. „Joachim Gauck’s Lebensthema ist die Freiheit von Bürgern. Aus eigener Erfahrung weiß er, wie Menschen unter  Unterdrückung und Chancenlosigkeit leiden. Er weiß aber auch, was Freiheit für eine Gesellschaft bedeutet. Wir Muslime wünschen, dass sich unser neuer Bundespräsident für die Menschenrechte aller Bürgerinnen und Bürger, unabhängig ihrer Herkunft und Religion, in unserem Land einsetzt“ so Alboğa. Muslime sollten nach 50 Jahren in Deutschland und ihrer Leistung beim Mitaufbau dieses Landes nicht mehr nur toleriert, sondern ebenso als gleichberechtigter Teil dieser Gesellschaft akzeptiert werden.

„Wir Muslime möchten gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger dieser Gesellschaft sein und hoffen, dass unser aller Bundespräsident weitere Akzente setzt, um die individuelle sowie strukturelle Integration und Partizipation der Muslime in der hiesigen Gesellschaft zu fördern“, betont Alboğa.

[dts]