Frankfurt/Main | Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR ein Ermittlungsverfahren wegen verdächtiger Börsengeschäfte der Commerzbank eingeleitet, bei denen der deutsche Fiskus Millionenbeträge verloren haben könnte. Es geht um den Handel von Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Dividende. Nach Erkenntnissen von Steuerfahndern haben mehr als 100 Banken und Kapitalanlagefonds mit solchen Deals den Staat über etliche Jahre hinweg um insgesamt mehr als zehn Milliarden erleichtert.

Die Commerzbank äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem Verfahren. Insgesamt sind mit dem Fall Commerzbank bei den Staatsanwaltschaften in Berlin, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, München und Stuttgart mittlerweile 20 Ermittlungsverfahren wegen Cum-Ex-Fällen anhängig. Es geht um den Verdacht der Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen.

Sechs Verfahren laufen alleine in Köln. Von den Ermittlungen betroffen sind namhafte Institute aus dem In- und Ausland. Mit der Landesbank Baden-Württemberg ist mindestens ein staatliches Geldinstitut in solche Geschäfte verstrickt gewesen.

Ein erstes Geständnis liegt bereits vor. Die Hypo-Vereinsbank (HVB) hat Cum-Ex-Deals zugegeben, den Schaden beglichen und knapp zehn Millionen Euro Bußgeld bezahlt. Die HVB hatte zusammen mit Geschäftspartnern dem Fiskus rund 200 Millionen Euro abgenommen.

Anlass für die Ermittlungen bei der Commerzbank ist ein Untersuchungsbericht der Wirtschaftsprüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), den das Institut selbst in Auftrag gegeben hatte. Die PwC stieß bei ihren Nachforschungen auf verdächtige Cum-Ex-Geschäfte des zweitgrößten deutschen Geldinstituts. Die Commerzbank informierte die Finanz- und Ermittlungsbehörden über dieses Ergebnis. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt leitete daraufhin jetzt das Ermittlungsverfahren ein.

Autor: dts
Foto: Skyline in Frankfurt mit der Zentrale der Commerzbank