Das Symbolbild zeigt eine bedrohliche Situation

Köln | Das Festival für Krimifans „Crime Cologne“ startet am 25. September. Die Macher fürchten, dass das Festival zum letzten Mal stattfinden kann und machen darauf aufmerksam, dass ihre städtische Förderung gefährdet ist.

Das ist passiert

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Stadtkämmerin Dörte Diemert haben den Entwurf einer Haushaltsplansatzung in den Kölner Stadtrat eingebracht. In diesem fehlt die Förderung der Crime Cologne für den Doppelhaushalt der Jahre 2023/24. Denn die Förderung der „Crime Cologne“ war von der Kölner Ratspolitik im Haushalt 2020/21 politisch initiiert, wie viele andere auch. Die Parteien – allen voran das Gestaltungsbündnis aus Grünen, CDU und Volt, haben dann aber vergessen, diese Vorhaben über den Haushalt 2022 fortzuschreiben. Daher hat die Stadtverwaltung die Mittel dafür nicht in den Haushalt eingestellt und gestrichen. Das machte Kölns Oberbürgermeisterin Reker auch mit einem schriftlichen Statement klar und schob die Verantwortung den politischen Parteien zu, die gerade den Haushaltsplanentwurf der Politik beraten. Jetzt warnen die Verantwortlichen der „Crime Cologne“ davor, dass mit der Sitzung des nächsten Finanzausschusses am 30. September die Mittel „gestrichen“ und damit das „Förderungsaus“ beschlossen wird.

Das aktuelle Festival

Die „Crime Cologne Köln“ als Krimifestival findet vom 25. September bis 4. Oktober in der Stadt statt. Angesagt haben sich zahlreiche Bestseller:autorinnen des Genres. Die „Crime Cologne Köln“ entwickelte sich in den vergangenen zehn Jahren deutschlandweit zu einem vielbeachteten Festival. Auch in diesem Jahr sind bereits mehrere Lesungen ausverkauft. Unter anderem lesen Krimistar Friedrich Ani aus „Auge um Auge“, US-Bestsellerautorin Tess Gerritsen, Volker Kutscher der Autor von „Babxylon Berlin“ oder Bestsellerautorin  Nele Neuhaus mit ihrem neuen Roman. Beliebte Veranstaltungen wie „Dine & Crime“, die True Crime Lesung in der Kölner Rechtsmedizin, die Lesung im Bestattungshaus, der Schweizer Abend, der „Crime Cologne Award“, die KVB-Krimibahn oder die „Ladies Crime Night“ sind bereits ausverkauft. Das Programm der aktuellen „Crime Cologne Köln“ findet sich hier: www.crime-cologne.com/programm-2022

Um wie viel Geld geht es eigentlich?

Es geht um 25.000 Euro jährliche Fördersumme. Das, so die Macher:innen sei niemals kostendeckend gewesen, alldieweil 3.000 Euro davon auch noch für das Preisgeld des „Crime Cologne Award“ festgeschrieben war. Diesen Preis habe das Festival auf Wunsch der Stadt Köln initiiert.

„Wir sind sehr verwundert über das Verhalten der Verantwortlichen“, so Achim Mantscheff, Vorstand des gemeinnützigen Crime Cologne e.V. „In dieses Festival ist in den letzten Jahren ein Vielfaches der öffentlichen Förderung durch persönliches Engagement geflossen – längst nicht nur auf der finanziellen Ebene. Und beileibe nicht nur durch den Crime Cologne e.V. Das Festival ist zu einem Netzwerk vor allem der Kölner Verlags-, Buchhandels- und Medienlandschaft geworden.“

Als besonders „beschämend“ bezeichnen es die Macher:innen, dass aus der Politik und Stadtverwaltung niemand im Vorfeld der Haushaltsplanungen das Gespräch gesucht habe. Ein Verhalten, dass bei der aktuellen Kölner Politik immer wieder auffällt. Etwa auch bei der Entscheidung der Bezirksvertretung Innenstadt zur Aachener Straße. Hier sprach auch niemand aus der Kölner Politik mit den Gastronomen.

Die Macher:innen reklamieren, dass durch Festivals wie die „Crime Cologne“ auch der Wirtschafts- und Kulturstandort Köln gestärkt werde. Schließlich müssen Autor:innen und Gäste irgendwo schlafen und nutzen die gastronomische Infrastruktur.

Der Festivalleiter Hajo Emons bringt es auf den Punkt: „Die Situation ist absurd. Noch während die Künstler:innen auf der Bühne stehen, will uns die Stadt Köln das Licht ausdrehen.“

Eine lange Liste mit Testimonials

Die Macher:innen der „Crime Cologne“ haben eine ganze Reihe von Testimonials eingeholt, die report-K hier im Wortlaut wiedergibt:

„Von Beginn an war die ‚Crime Cologne‘ eine wichtige Bühne für unsere Krimi-Autoren und -Autorinnen. In den 10 Jahren ihres Bestehens waren wir mit 15 Veranstaltungen mit von der Partie, auch im letzten Jahr, als das Festival kleiner und im digitalen Raum stattfinden musste. Kriminalliteratur ist ein wichtiges Genre: Sie erfreut sich großer Beliebtheit bei einem breiten Publikum und verhandelt oft gesellschaftlich relevante Themen. Die ‚Crime Cologne‘ eröffnet vielen Leser:innen den Zugang zu den Büchern und Autor:innen. Sie schließt eine Lücke in der Präsentation von Literatur in Köln, denn gerade Lesungen zu Krimiliteratur finden vor allem auf Festivals statt.“ Kerstin Gleba, Verlegerin von Kiepenheuer & Witsch

„Wir wünschen uns für die ‚Crime Cologne‘ jedwede Unterstützung, ein so etabliertes und vom Publikum äußerst geschätztes Veranstaltungsformat darf nicht verschwinden. Das Lesen an sich muss gefördert werden, in allen Altersstufen, in vielen Genres. Jede und jeder sollte auch die Möglichkeit erhalten, Autorinnen und Autoren live erleben zu dürfen, um die Leidenschaft für Bücher zu fördern oder zu entfachen. Welche Rolle das Lesen oder Hören von Büchern einnimmt, haben die letzten Monate wohl deutlich gezeigt, die Bedeutung des Kulturgutes Buch darf in ihrem unschätzbaren Wert für unsere Gesellschaft nicht in Frage gestellt werden. Dazu gehört selbstverständlich auch der Erhalt der Lesefestivals.“ Simon Decot, Vorstand Programm der Bastei Lübbe AG

„Die ‚Crime Cologne‘ hat sich für uns zu einem wichtigen Festival entwickelt: Sie bringt nicht nur unsere Bücher und Autoren einem wachsenden interessierten Publikum näher, sie ist auch aktive Buchhandels- und Leseförderung. Viele der Veranstaltungsorte sind mittelständische Buchhandlungen, deren Fortbestehen für uns als Verlag von höchster Bedeutung ist. Die ‚Crime Cologne‘ ist über die Grenzen Kölns hinaus mittlerweile eine Marke mit Strahlkraft – für die Stadt, die lesenden Autoren und das Bücherlesen im Allgemeinen.“ Sabine Cramer, Verlegerische Geschäftsführerin DuMont Buchverlag GmbH & Co KG

„Der Verleger Hejo Emons machte Köln zur Hauptstadt der Kriminalliteratur. Er war es auch, der das Festival »Crime Cologne« ins Leben rief, einen Konvent internationaler Stars und Newcomer der Kriminalliteratur. Nach zehn Jahren gehört die ‚Crime Cologne‘ zum unverzichtbaren Bestandteil der städtischen Kulturszene. Diese Tradition gilt es, unbedingt zu erhalten und im Namen der riesigen Krimigemeinde mit Hingabe weiterhin zu fördern und zu befeuern.“ Friedrich Ani, Suhrkamp-Autor und siebenfacher Träger des Deutschen Krimi Preises

„Der ‚Crime Cologne‘ ist es in den zehn Jahren ihres Bestehens gelungen, eines der wichtigen Krimifestivals im deutschsprachigen Raum zu werden. Über Kölns Grenzen hinaus, wirbt es nicht nur für dieses bei Leserinnen und Lesern sehr beliebte Literaturgenre, sondern auch für unsere Stadt. Als Vorstand des Vereins Literaturszene Köln bitten wir dringend um eine maßgebliche künftige Unterstützung des Festivals, damit dieses bei Krimifans und Schreibenden gleichermaßen beliebte Festival eine Zukunft hat.“ Uwe Kalkowski, Bettina Fischer, Paula Döring für den Verein Literaturszene Köln e.V.

„In Zeiten des Onlinehandels haben Events dieser Art, im Hinblick auf die Kundenbindung und Stärkung der Innenstadt, mehr und mehr existentielle Bedeutung für uns.“ Mayersche Buchhandlung

„Das Kölner Krimifestival ‚Crime Cologne‘ hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der spannendsten Literaturereignisse des Landes entwickelt und ist aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken.“ Henriette Reker im Vorwort zum Programmheft der „Crime Cologne“ 2019

„Die Stadt Köln, namentlich das Amt für Wirtschaftsförderung, bzw. inzwischen die KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH, fördert das Festival seit dem ersten Jahr. Dieses Engagement ist wichtig für Köln und die Region, nicht nur, weil die ‚Crime Cologne‘ über die Jahre zu einem der größten Krimifestivals des Landes geworden ist.“ Kölns Bürgermeister Andreas Wolter in seinem Grußwort zur Eröffnung der „Crime Cologne“ 2019

„Für den Aufbau Verlag ist die ‚Crime Cologne‘ eines der wichtigsten Literaturfestivals inDeutschland geworden.“ Reinhard Rohn, Verlagsleiter Aufbau Verlag

„Krimis sind das Genre der Literatur, das alle anderen literarischen Gattungen vereinen kann und somit zurecht das erfolgreichste Buch-, TV- und Medien-Genre überhaupt ist: Natürlich geht es meistens um Verbrechen, Mord und Totschlag und deren Aufklärung, aber auch um Kultur(en), Milieubeschreibungen, Psychologie, Gesellschaftskritik, Politik, Umwelt, Wirtschaft usw. – und immer um Menschen. Genau diese Menschen, die Erfinder, Autoren, Leser, Fans und Interessierte, bringt die »Crime Cologne« zusammen. Bei Lesungen und Buchveranstaltungen kann man sich gruseln, inspirieren und feiern lassen, aber sich auch bilden und unterhalten lassen. Diese Vielfalt, der Austausch, die Lebendigkeit und die Vermittlung bei, mit und über der ‚Crime Cologne‘ ist so wertvoll!“ Antoinette von Schwarzkopf, Senior Event Manager, Ullstein Buchverlage