Köln | Christoph Gröner ist CEO der Gröner Group und im Mülheimer Süden von Köln mit dem „Cologneo Campus“ engagiert. Ein neues Quartier soll hier im rechtsrheinischen Köln entstehen. Ende Januar gaben zudem die Rheinenergie, die Gröner Group und die neu gegründete Ecobuilding eine Partnerschaft auf Augenhöhe bekannt. Andi Goral traf Christoph Gröner im Bürohaus Süd des „Cologneo Campus“ am Montag 5. Februar 2024 zum Interview.

Die Visualisierung des „Cologneo Campus“ von kaderwittfeld architekten.

Die Geschichte

Der „Cologneo Campus“ ist das Entree in die Stadtentwicklung des Mülheimer Südens im rechtsrheinischen Köln entlang der Deutz-Mülheimer Straße. Dort wo einst die „Van der Zypen & Charlier Waggonwerke“ produzierten, soll mit dem „Cologneo Campus“ ein neues Stadtquartier entstehen, wie es moderne Stadtentwicklung heute so präferiert: Büro, Wohnen, Gewerbe und Kreativwirtschaft nah beieinander. Das Areal unterteilt sich in die Entwicklungsflächen 1 und 2. 1 steht für die oben beschriebene Entwicklung und im Areal 2 soll Wohnungsbau entstehen. Der „Cologneo Campus“ Teil 1 zeigt schon erste Formen, etwa mit dem Bürohaus Süd, das bereits steht. Die Ateliers in der bestehenden Bebauung bleiben, wie auch der Szeneclub „Gebäude 9“. Das Gelände erwarb Gröner bereits 2015, also vor 9 Jahren. Es ist ein ganz besonderer Ort: 1888 errichtete die Eisenbahnwagen- und Maschinenfabrik Van der Zypen & Charlier dort Hallen. Der Mitbesitzer des Unternehmens Eugen Langen ließ auf dem Gelände eine Probestrecke errichten. Dort ließ er die von ihm erfundene Schwebebahn testen. In den Waggonhallen wurden die Waggons der Wuppertaler Schwebebahn gefertigt. Die ist zwar nicht einzigartig, aber sie war die erste ihrer Art als hängende Einschienenbahn. Heute fahren Schwebebahnen auch in den USA, Japan oder Dresden. Aber die Wuppertaler sind die ersten, die mit dem „Einschienen-Hängebahn System Langen“ fahren. Sie sind weltweit das Vorbild für alle weiteren Systeme.

Im Zweiten Weltkrieg blieb von den Fabriken wenig übrig. Fast 70 Prozent wurden zerstört. Ab April 1945 wurde wieder produziert, 1959 fusionierte das Unternehmen mit Klöckner-Humboldt-Deutz und 1967 wurde die Produktion von Eisenbahnwaggons und Waggons für die Wuppertaler Schwebebahn eingestellt. Es ist aber nicht nur diese Geschichte, die den Mülheimer Süden als Ort der Industriegeschichte weltweit einzigartig macht. Im Mülheimer Süden siedelte sich das Unternehmen N.A. Otto & Cie an. Das Unternehmen, das von Nicolaus August Otto und Eugen Langen gemeinsam gegründet und zuvor in der Kölner Altstadt seinen Sitz hatte. In der Gasmotorenfabrik Deutz, so firmierte das Unternehmen um, waren die Chefingenieure Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach angestellt. Sie entwickelten den von Otto entwickelten Viertaktmotor zur Serienreife. Der Mülheimer Süden kann mit Fug und Recht als Wiege der Weltmotorisierung mit Ottomotoren bezeichnet werden.

Seit 2017/18 wird ein B-Plan für das Areal entwickelt. Dort wo Langen, Otto, Daimler und Maybach einst tüftelten sollen nun Büro- und Praxisflächen, Kleingewerbe- und Atelierflächen sowie Gastronomieflächen entstehen oder sind es teilweise schon. Warum die Entwicklung so lange dauert und was die Gröner Group dort noch plant erzählt Christoph Gröner im Interview mit report-K.

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Dabei ist das Projekt der Gröner Group nicht die einzige Entwicklungsfläche im Mülheimer Süden. Es gibt etwa noch das Otto Langen Quartier oder die Entwicklung auf dem ehemaligen Lindgens Areal.

Gröner und Rheinenergie wollen nachhaltige Quartiere entwickeln

Am 30. Januar 2024 überraschten die Rheinenergie, die Gröner Group und die Ecobuilding – alle drei Unternehmen firmieren als Aktiengesellschaften – die Kölner Öffentlichkeit mit einer Mitteilung, dass die Unternehmen in Zukunft bei der Entwicklung nachhaltiger Quartiere bundesweit kooperieren wollen. Von Seiten der Rheinenergie aus, soll dies vor allem der bereits bundesweit aktive Energiedienstleister „RheinEnergie – next solutions“ übernehmen. Ein erstes Projekt wird der „Cologneo Campus“ in Köln Mülheim sein. Hier vor allem der erste Abschnitt mit der Gewerbeentwicklung. Der zweite Abschnitt, der Bereich Wohnen bleibt noch offen. Die Ecobuilding ist ein Schwesterunternehmen der Gröner Group und wird von Christoph Gröner als CEO und Ronald Pofalla als COO geleitet. Gegründet wurde dieses im zweiten Halbjahr 2023. Das erste Projekt der Ecobuilding ist die Errichtung von zwei Fertigteilwerken die das Unternehmen EMC 2.0 nennt. Eines davon soll in Nörvenich in der Kölner Region und ein weiteres in Thierbach in Sachsen entstehen. Je 90 Millionen Euro will die Ecobuilding AG investieren. Dort sollen Holz-, Holz und Beton- oder Beton-Fertigteile digital gefertigt werden. Das Bauen werde digitalisiert und humaner, davon zeigt sich Gröner überzeugt, der selbst mal auf dem Bau jobbte, so sagt er es. Durch Building Information Modeling (BIM) und Prefabrication wird Bauen im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise um mindestens ein Zehntel günstiger und benötigt nur die halbe Zeit, so die Voraussage von Ecobuilding. Das Unternehmen werde durch diese Entwicklung selbst eine Marktnachfrage schaffen. Pofalla in einem schriftlichen Statement: „Klimawandel, knappe Rohstoffe und Fachkräftemangel führen dazu, dass wir in der Bau- und Immobilienbranche mehr mit weniger Aufwand erreichen müssen. Deswegen setzen wir auf Digitalisierung, Prefabrication und ein nachhaltiges Energiemanagement, um Ressourcen zu sparen. Hier gehen wir mit der Ecobuilding AG voran.“

Gemeinsam mit der Rheinenergie soll ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden, um in Quartieren in Zukunft eine CO2-neutrale Energieversorgung zu erreichen. Dies soll im Projekt „Cologneo Campus 1“ Realität werden. Hier sollen Wärmepumpen, lokal erzeugter grüner Strom und Fernwärme verzahnt werden. Die drei Partnerunternehmen sprechen von einem Vorzeigeprojekt für Sektorenkoppelung und Elektrifizierung in der Wärmeversorgung. Das Versprechen: „Die Partner beabsichtigen, auf dem Gelände in Köln-Mülheim ein innovatives und nachhaltiges Energiekonzept umzusetzen, das vor Ort emissionsfrei ist. Für die Erzeugung von Wärme und Kälte kommen dabei dezentrale Wärmepumpen, die Umweltenergie in Form von Geothermie und Luft nutzen, zum Einsatz. Unterstützt wird das System durch einen Anschluss an das Fernwärmenetz der RheinEnergie. Der Strom für das Wärmepumpensystem soll vorwiegend mit Aufdach- und gebäudeintegrierten Photovoltaikanlagen mit einer geplanten Leistung von 565 Kilowattpeak erzeugt werden. Insgesamt verbinden die Projektpartner in ihrem Energieversorgungskonzept somit Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Elektrifizierung in der Wärme- und Kälteversorgung.“

Aber nicht nur in Köln wollen die drei Unternehmen zusammenarbeiten, sondern auch auf einem weiteren Gröner Areal in Karlsruhe genannt „Greenville“ mit dem Titel „Das blühende Leben“. Hier soll auf einem ehemaligen Militärgelände gebaut werden. Die Idee das Gelände zu entwickeln, das einmal dem Bund gehörte ist mehr als 10 Jahre alt.