Köln | Ermittler der Polizei Köln haben am Freitag, 10. Januar 2014, zwei Männer (31, 50) und eine Frau (39) festgenommen, die im Verdacht stehen, mehrere hundert Käufer von Smartphones betrogen zu haben. Die Betrüger verursachten nach derzeitigem Stand der Ermittlungen seit Anfang Dezember 2013 einen Schaden von mehreren hunderttausend Euro.

Die Festgenommenen gehören nach derzeitigen Erkenntnissen zu einer Bande, die über die mittlerweile stillgelegte Internetseite „christmashandy.com“ gutgläubigen Käufern trotz Zahlung des Kaufpreises entweder gar keine Ware, oder statt des versprochenen Marken-Smartphones ein Plagiat geliefert haben, das auf den ersten Blick optisch nicht sofort als solches zu erkennen ist.

Laut  Hermann-Josef Schmitz, Kommissariatsleiter des Kriminalkommissariats 33, der Betrugsdienststelle unter anderem zuständig für Internetbetrug, ging die Website Mitte November 2013 online und bot verschiedene Modell führender Smartphone-Hersteller wie Apple, HTC und Samsung weit unter handelsüblichem Preis an. Die Website wurde nach Angaben von Schmitz durch ein Unternehmen mit Sitz in Prag in der Türkei gehostet. Die Postadresse im Impressum der Seite verweise auf ein Schuhgeschäft in Österreich. Als Bankverbindung war ein Geldinstitut mit Sitz in Köln angegeben worden.  Über das im Internet angegebene Konto wurden seit Anfang Dezember mehr als 500.000 Euro in die Türkei transferiert. Nach Eingang einer ersten Anzeige veranlassten die ermittelnden Beamten unverzüglich eine Sperrung des Kontos und sicherten so knapp 150.000 Euro.

Die Festnahme sei erfolgt, so die Polizei, als die 39-jährige bei einer Büroservice – Firma, die als Postanschrift diente, Post und Paketrückläufer abholen wollte. Neben der Frau, die nach derzeitigen Erkenntnissen unter anderem für die Betreuung der „Strohmänner“ in Deutschland zuständig war, nahmen die Beamten einen 31-jährigen türkischen Staatsbürger fest. Dieser übernahm die Anwerbung der Personen, über deren Identität unter anderem die Zahlungen abgewickelt wurden. Die Polizei schreibt ihm momentan eine Haupttäterschaft zu. Ob und wie viele Personen beteiligt waren, kann die Polizei derzeit noch nicht beantworten.  Bei dem dritten Festgenommenen handelt es sich um einen griechischen Staatsbürger (50). Dieser war nach aktuellem Stand der Ermittlungen nur mit dem 31-Jährigen nach Deutschland eingereist, um hier eine Meldeanschrift und ein Konto einzurichten.

Zunächst nur Vorkasse – dann Fake-Handys per Nachnahme versendet

Zunächst hätten die Betreiber der Seite nur Lieferung gegen Vorkasse angeboten. Später sei Bestellern der Warenversand per Nachnahme angeboten worden, so Schmitz. Dabei wurden auch tatsächlich Handys versendet. Allerdings nicht die auf der Website angepriesenen Premium-Modelle verschiedener Hersteller, sondern Plagiate. Im Falle des Plagiats eines Smartphones des Herstellers Samsung, das bei der Verhaftung der drei Verdächtigen sichergestellt wurde, sei hoher Aufwand betrieben worden, so Schmitz. Das Telefon ist rein äußerlich nur schwer vom Original zu unterscheiden, funktionstüchtig und besitzt die aktuelle Software des Herstellers, allerdings mit englischer Sprachausgabe. Öffnet man das Handy auf der Rückseite, fällt auf, dass der Akku kein CE-Prüfzeichen trägt und dort, wo beim Original elektronische Komponenten verbaut sind, nur Markierungen im Kunststoff vorhanden sind. Zur Herkunft der Plagiate kann die Polizei noch keine Angaben machen, man sei gerade dabei, einen Kontakt zu den Original-Herstellern aufzubauen.

Die Polizei Köln war tätig geworden, nachdem eine Anzeige aus dem Raum Köln bei ihr eingegangen war.  Mit Festnahme der Tatverdächtigen verschwand auch der Internetauftritt aus dem Netz.  Alle Festgenommenen wurden noch am Wochenende einem Richter vorgeführt und gingen in Haft.  Anhand der eingegangen Zahlungen geht die Polizei derzeit von mehr als 600 Geschädigten bundesweit und im europäischen Ausland aus. Personen, die bei der Firma ein Handy gekauft haben und in der beschriebenen Art getäuscht wurden, bittet die Polizei unverzüglich, Anzeige zu erstatten.

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Wie schütze ich mich vor „Fake-Seiten“?

Die Polizei Köln weist auf Folgendes hin:

Werden Sie stutzig, wenn ein Anbieter mit extrem günstigen Preisen wirbt! Überprüfen Sie im Impressum den Sitz der Firma! Sehen Sie sich die AGB des Anbieters genau an. Sind diese vollständig, ist zum Beispiel ein Geschäftssitz hinterlegt! Forschen Sie mit Hilfe einer Suchmaschine nach weiteren Einträgen zum Namen der Seite. Häufig wird von anderen Usern oder entsprechenden Infoseiten vor „Fake-Seiten“ gewarnt.

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Autor: dd, ots
Foto: Ein sichergestelltes Plagiat eines Samsung Galaxy S4.