Die Höhner haben seit einem Jahr einen neuen Frontmann: Patrick Lück. Foto: Höhner/Jasmund

Köln Seit 2021 ist der Sänger Patrick Lück bei der Kölner Kultband Höhner, wo er im Vorjahr Henning Krautmacher als Frontmann abgelöst hat. Wir haben mit ihm über die bevorstehende Sessionseröffnung und seine Erfahrungen bei den Höhnern gesprochen.

Die neue Session beginnt offiziell jetzt am kommenden Samstag. Mit welchen Gefühlen blicken Sie in aktuell eher schwierigen Zeiten auf den Elften im Elften?

Patrick Lück: Es gab immer wieder solche Situationen, wie zum Beispiel während des Golfkrieges. Damals haben die Höhner mit dem Song “Kumm loss mer fiere” reagiert. Darin heißt es “wir schunkeln an den Sorgen nicht vorbei”, was sehr treffend für den Umgang mit solchen Krisenszenarien ist. Die Leute brauchen gerade die Musik, um sich etwas ablenken und um eine kleine Auszeit nehmen zu können. Wir sind als Künstler aber auch, wie jetzt alle Menschen gefordert, Haltung zu zeigen, damit das, was in der NS-Zeit passiert ist, nie wieder passieren kann.

Wie bereiten Sie sich auf eine Session mit rund 150 Auftritten vor?

Lück: Wir sind das ganze Jahr mit verschiedenen Projekten wie der “Höhner Classic”, dem „Rock and Roll Circus“ oder den normalen Konzerten unterwegs. So sind wir gut eingespielt. Für die Session stellen wir ein eigenes Programm mit neuen Songs und alten Hits extra zusammen. Wir konnten bei den ersten Auftritten im Vorfeld der Sessionseröffnung im Umland schon einmal das Programm testen und nachjustieren. Wichtig ist zudem, dass man sich gerade für die Zeit im Januar und Februar gesundheitlich fit hält.

„Zum Karneval feiern vom Westerwald nach Köln“

Wie haben Sie vor der Höhner-Zeit den Karneval erlebt?

Lück: Ich bin quasi von der anderen Seite zum Karneval gekommen und habe dort regelmäßig gefeiert. Für uns aus dem Westerwald war das Geschehen in Köln schon immer etwas Besonderes. Später bin ich dann mit meiner früheren Band Street Life und auch solo bei den großen Bällen in Köln aufgetreten.

Zu den Höhnern sind sie über deren früheren Keyboarder Peter Werner gekommen.

Lück: Peter ist der beste Freund des Keyboarders von Street Life, Elmar Hüsch. Er war oft bei unseren Konzerten zu Gast. Denn direkten Kontakt zur gesamten Band habe ich damals aber noch nicht gehabt, der entstand erst, als die Höhner einen Nachfolger für Henning Krautmacher gesucht haben.

Waren Sie damals schon ein Höhner-Fan?

Lück: Ich habe im Karneval alles querbeet gehört und war kein expliziter Höhner-Fan. Bei vielen Songs wusste ich gar nicht, dass diese von den Höhnern stammen. Das Repertoire ist ja mit über 500 Songs riesengroß. Da gelten viele Lieder bereits als kölsches Kulturgut. Jetzt konzentriere ich mich immer auf das Repertoire, das wir gerade spielen. Das verändert sich auch immer wieder. Im Karneval stehen andere Lieder im Vordergrund als bei der bald anstehenden Weihnachtstour. So lerne ich Schritt für Schritt immer mehr Songs aus dem Repertoire kennen.

„Ein harmonischer und fließender Übergang“

Sie sind seit 2021 bei den Höhnern, wie lief die Übergabe mit Henning Krautmacher ab?

Lück: Ich habe ein Jahr gemeinsam mit Henning auf der Bühne gestanden. Das war für mich genauso wichtig wie für die Band und vor allem auch für unsere Fans. Wenn nach fast 37 Jahren Henning plötzlich ein Neuer auftaucht, wäre das schwer vermittelbar gewesen. Gemeinsam haben wir aber einen fließenden und harmonischen Übergang geschafft.

Nun stehen Sie seit einem Jahr alleine als Sänger auf der Bühne.

Lück: Das erste Mal war das während einer Erkrankung von Henning schon der Fall. Dann kam der erste Auftritt alleine im Karneval bei einem Termin im Ruhrpott. Da haben die Leute schon geguckt, weil einer von uns gefehlt hat. Natürlich hängen viele Fans an einzelnen Personen in der Band, was auch ganz legitim ist. Aber dank unserer guten Vorbereitung wurde die neue Formation sehr schnell akzeptiert und es gab viel Lob auch von alteingesessenen Fans, die gerne weiter mit uns feiern.

Wie groß war für Sie der Spagat zwischen der Tradition bei den Höhnern und der eigenen kreativen Handschrift?

Lück: Zu zweit als Frontleute auf der Bühne zu stehen und das mit einem Kollegen, der das schon seit 37 Jahren macht, war schon sehr besonders. Ich habe natürlich auch selbst Erfahrung im Musikgeschäft mitgebracht, konnte aber von Henning noch viel bei den gemeinsamen Auftritten lernen, was zum Beispiel die kölsche Aussprache betrifft. Jetzt ganz alleine vorne zu stehen, ist trotzdem wieder anders, da ich jetzt auch meine eigenen Sachen noch mehr einbringen kann. Das versuchen wir als Band immer weiterzuentwickeln und zu optimieren.

„Man sollte nicht immer alles sofort kritisieren“

Wie schwer ist es heute in Zeit der steten Beobachtung noch Liedtexte zu schreiben, die nicht sofort online kritisiert werden?

Lück: Es gab die Dame, die ein Problem mit dem Liedtitel “Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche” ihre Probleme gehabt hat. Das hat sich aber schnell erledigt. Da ging es um kölsche Begriffe, die nicht richtig verstanden worden sind. Aber natürlich ist es wichtig, bei den Liedtexten zeitgemäß zu sein und auch politisch korrekt zu agieren. Aber vielleicht sollte man auch nicht alles sofort kritisieren und online so einen “Shitstorm” auslösen. Man sollte Dinge zunächst genau hinterfragen, erforschen und verstehen. Darum geht es auch bei unserem neuen Song “Es ist nicht so wie du denkst”.

Sie sind vom Banker zum Musiker geworden. Wie kam es dazu?

Lück: Ich war schon immer der Musik verbunden und habe als Kind alle Instrumente zu Hause ausprobiert. Den ersten Kontakt zur kölschen Musik hatte ich über Bap. Geprägt haben mich auch die Elvis-Platten meines Vaters und später Robbie Williams. Ich habe mir dann alles selbst autodidaktisch beigebracht und schon während meines Berufs als Banker viel Musik gemacht. Irgendwann war klar, dass mich der Job aber nicht erfüllt, und so bin ich freiberuflicher Sänger geworden. Man sollte immer das machen, wofür sein Herz schlägt.

Wie gut ist der Kontakt zu den ehemaligen Bandmitgliedern?

Lück: Der ist immer noch sehr gut. Es gibt immer wieder musikalische Berührungspunkte, wie zum Beispiel bei unserem Domkonzert. Außerdem freuen wir uns immer, wenn die früheren Kollegen zu unseren Premieren kommen und dann im Publikum sitzen. Dazu kommen viele private Kontakte. So treffe ich mich auch mal mit Peter Werner, wenn ich Fragen zur kölschen Aussprache habe. Die Höhner-Familie hält auch über die Generationen zusammen.