Damaskus, Köln | aktualisiert | Nach wochenlangen heftigen Gefechten und trotz US-geführter Luftangriffe sind Kämpfer der radikal-sunnitischen Gruppierung „Islamischer Staat“ in die Grenzstadt Kobane eingedrungen. Trotz erbitterten Widerstands und westlicher Waffenlieferungen an die verteidigenden Kurdenmilizen hissten IS-Kämpfer erstmals ihre markante schwarze Flagge auf einem Gebäude am Stadtrand. Es sei zu schweren Kämpfen innerhalb der Stadt gekommen. Vor dem Kölner Hauptbahnhof haben sich hunderte Kurden und Mitstreiter versammelt haben, die für die Menschen in Kobane demonstrieren. Sie versammelten sich auch in der Bahnhofsvorhalle und A-Passage des Kölner Hauptbahnhofes zu einer 30-minütigen Sitzblockade.

Fotostrecke: Kurden fordern vor dem Kölner Hauptbahnhof Solidarität mit den Menschen in Kobane >

Zuvor war es den Angreifern gelungen, eine strategisch wichtige Höhe einzunehmen, von der aus die Stadt überblickt werden kann. Nach Angaben eines britischen Journalisten in der Stadt soll eine umfassende Evakuierung der verbliebenen Zivilbevölkerung in Richtung der Türkei begonnen haben. Sollte die Stadt an den „Islamischen Staat“ fallen, würden weite Teile der türkisch-syrischen Grenze unter Kontrolle des Kalifats kommen.


Die Demonstration vor dem Hungerstreik

Demonstrationen und Hungerstreik in Köln

Seit mehreren Tagen demonstrieren Menschen vor dem Kölner Hauptbahnhof, der Ratssitzung und dem Kölner Heumarkt für mehr Unterstützung für die Menschen in Kobane. Zudem sind Menschen für mehrere Tage in den Hungerstreik getreten. Die Angriffe der IS-Milizen auf die Region Kobane dauern seit dem 15. September an, so die Kölner Unterstützer, die auch noch telefonischen Kontakt in die Stadt haben. Die Demonstranten, auch aus dem linken Spektrum werfen der Türkei vor die IS-Milizen logistisch, militärisch und politisch zu unterstützen. Dies geschehe als Gegenleistung für die 49 freigelassenen türkischen Konsularangehörigen, so die Demonstranten. Weitere Vorwürfe sind, dass die Türkei mit der Pufferzone, die kurdische Selbstverwaltung in dem Gebiet zerstören will und die Region entvölkern. Die Kölner Unterstützer sprechen von einem Genozid, der sich aktuell in Kobane abspiele. Die Kämpfer und Selbstverwaltung von Kobane bräuchten dringend internationale Unterstützung, so die Kölner Demonstranten.

Sitzblockade in der Vorhalle des Kölner Hauptbahnhofes und der A-Passage

Rund 300 Menschen trafen sich an der Mahnwache für die Menschen in Kobane vor dem Kölner Hauptbahnhof. Für etwa 30 Minuten blockierten die Demonstranten Teile der Vorhalle und den Beginnn der A-Passage. Sie wollen mit dieser Aktion auf die Situation der Menschen in Kobane aufmerksam machen. Diese kämpfen gegen die IS-Milizen. Die Stimmung in Köln schwankt zwischen sich gegenseitig Mut machen und Verzweiflung über das was man über das Telefon in Erfahrung bringt und den allgemeinen Nachrichtenlagen.

Besondere Kritik übt man am Verhalten der Türkei, die so die Berichte per Telefon die Grenze komplett geschlossen habe. Auch verletzte Kämpfer könnten nicht mehr in Sicherheit gebracht werden, so die Aussagen. Besonders sorgt man sich um die Kobane verbliebenen Frauen und Kinder. Man spricht von einem grausamen Krieg und Bombardements durch die IS-Milizen. Der Türkei unterstellt man auch heute wieder, dass sie die IS-Milizen unterstütze. Die Kämpfe seien aber nicht nur in Kobane, sondern auch in Serekoniye/Geza und im Kanton Cizre. Es gebe viele Verletzte und Tote und die Lage sei besorgniserregend. Die Mahnwache vor dem Kölner Hauptbahnhof soll andauern.

Nach Medienberichten sollen Flüchtlinge die Türkische Grenze noch überschreiten können. Die Türkei steht mit schweren Waffen an der Grenzlinie, kommt den kurdischen Kämpfern gegen den IS aber nicht zur Hilfe.

Autor: dts, ag
Foto: Ein Demonstrant hält im Kölner Hauptbahnhof einen Wimpel mit der Aufschrift „YPG“ empor, das für die Verteidigungskräfte in Kobane steht.