Rom | Der italienische Präsident Sergio Mattarella hat am Montag Berichte bestätigt, nach denen bei einem Bootsunglück im Mittelmeer Hunderte Flüchtlinge ums Leben gekommen sind.

Mattarella sprach von einer „Tragödie“. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte am Rande des EU-Außenministertreffens in Luxemburg, seinen Informationen zufolge seien mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen.

Zuvor hatte es Berichte von bis zu 400 Toten gegeben. Demnach waren vier Boote auf dem Weg von Ägypten nach Italien gekentert. An Bord seien vor allem Somalier gewesen.

Steinmeier erwartet Ausweitung des EU-Marineeinsatzes vor Libyen

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erwartet eine Ausweitung des EU-Marineeinsatzes vor der libyschen Küste. Es sei keine Frage, dass in Zukunft mehr notwendig sein werde als die Bekämpfung von Schleppern und die Aufnahme von in Seenot geratenen Flüchtlingen, sagte Steinmeier bei einem Treffen der EU-Außenminister am Montag in Luxemburg. Noch am Montag soll die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini einen entsprechenden Antrag erhalten.

Weitere Details wurden zunächst nicht genannt. Frankreich sprach sich unterdessen für eine Kontrolle des Waffenembargos durch Schiffe der EU-Länder aus, Großbritannien will die libysche Küstenwache für den Kampf gegen Schleuser schulen.

Göring-Eckardt: EU-Türkei-Deal für Tragödie mitverantwortlich

Nach der neuen Flüchtlingstragödie im Mittelmeer hat die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, vor weiteren Katastrophen gewarnt und als Konsequenz die Einrichtung legaler Zugangswege in die EU für Migranten gefordert. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstag) sagte sie: „Die Toten auf der Mittelmeerroute waren absehbar und es werden leider nicht die letzten sein.“ Göring-Eckardt sah einen Grund in dem Flüchtlingsabkommen zwischen der Türkei und der EU: „Der EU-Türkei-Deal zwingt die Menschen wieder auf die Boote.“

Statt nun auch noch ein Abkommen mit Libyen zu schließen, sollte die EU legale Zugangswege ermöglichen, fügte die Grünen-Politikerin hinzu.

Autor: dts