Bad Neuenahr-Ahrweiler, Erftstadt Blessem, Köln | LIVE-Blog | Nach dem Unwetter im Südwesten ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 82 gestiegen. Allein im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden über 50 Tote gezählt, 1.300 Menschen werden dort vermisst. Die Lage in Erftstadt-Blessem ist aktuell besonders dramatisch, Rettungsmaßnahmen laufen Über die Entwicklungen informiert sie die Redaktion hier im Liveblog.

Kölner Feuerwehr hat noch 718 Einsätze offen

11:13 Uhr > Die Kölner Feuerwehr will die heute noch offenen 718 Einsätze nach einer Nachtruhe abarbeiten. Die KVB-Haltestelle Geldernstraße ist weiterhin meterhoch überflutet. In einem Keller vermutet die Feuerwehr 300.000 Liter Wasser, die abgepumpt werden müssen. Auch die S-Bahnstation in der Vitalisstraße ist nach wie vor überflutet. Die Kölner Feuerwehr unterstützt auch weiterhin die Nachbarkreise und meldet elf gerettete Personen aus den überfluteten und eingeschlossenen Gebieten rund um Erftstadt, wo die Kölner Strömungsretter im Einsatz sind. Auch ein Autofahrer konnte aus seinem Auto von einer unterspülten Straße gerettet werden.

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Autobahn A1 voll rund um das Dreieck Erfttal gesperrt

11:02 Uhr > Aktuell ist die A1 in Fahrtrichtung Koblenz zwischen dem Autobahnkreuz Köln-West und dem Autobahndreieck Erfttal vollgesperrt. In Fahrtrichtung Dortmund ist die A1 zwischen dem Autobahndreieck Erfttal und der Anschlussstelle Hürth vollgesperrt. Die Fahrbahn ist überschwemmt.
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BBK hilft Unwetterregionen mit Satellitenbildern

9:33 Uhr > Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) fertigt Satellitenbilder von betroffenen Flutgebieten an. „Auf Anfrage der Länder Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen hat das BBK den Copernicus Dienst für Katastrophen- und Krisenmanagement ausgelöst“, sagte BBK-Vize Thomas Herzog dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagausgaben). Copernicus ist das europäische Erdbeobachtungsprogramm.

„Erste Satellitenbilder aus den vom Unwetter betroffenen Gebieten werden seit heute Morgen aufgenommen. Diese Bilder werden, sobald verfügbar, den Beteiligten im Krisenmanagement zur Verfügung gestellt.“ Zudem würden regelmäßig länderübergreifende Lagebilder erstellt, die den Bundesländern, Hilfsorganisationen und Bundesbehörden für ihr Krisenmanagement zur Verfügung gestellt würden, so Herzog weiter.

Auch kümmere sich das BBK um die Koordinierung von Hilfen, beispielsweise von Helikoptern zur Rettung von Menschen oder Zapfstellen zur Abgabe von Trinkwasser. Die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ), die Teil des BBK ist, mit Sitz in Bad Neuenahr-Ahrweiler habe angesichts der verheerenden Hochwassersituation im Kreis Ahrweiler schließlich der Kreisverwaltung und der Technischen Einsatzleitung ihre Unterstützung bei der Unterbringung, Bereitstellung von Einsatzkräften und Versorgung zugesagt. Bereits am Mittwochabend habe der Kreis das BABZ für die Unterbringung von Einsatzkräften genutzt.

Im Kreis Ahrweiler ist der Katastrophenfall ausgerufen. Informationen über die Wetterlage könnten Bürger über die BBK-Warn-App NINA beziehen, dort stellten der Deutsche Wetterdienst sowie die Behörden vor Ort aktuelle Warnungen und Informationen ein.

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Wetterdienst warnt vor neuen Regenfällen – auch im Südwesten

9:11 Uhr >Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor neuen Unwettern. Am Freitag gebe es in einem breiten Streifen vom Süden und Südwesten bis in den Nordosten gebietsweise Gewitter mit Starkregen mit 20 Liter pro Quadratmeter „in kurzer Zeit“, wie die Behörde am Freitagmorgen in ihrem Warnlagebericht mitteilte. Besonders betroffen könnten laut Warnkarte die Landkreise Kaiserslautern, Kusel, Bad Kreuznach, Alzey-Worms, Bingen-Mainz sowie der Donnersbergkreis sein – allesamt in Rheinland-Pfalz.

Im Nordosten seien auch einzelne Sturmböen möglich. Lokale Unwetter mit Regenmengen um 25 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit seien nicht ganz ausgeschlossen. In der Nacht zum Samstag klängen die Gewitter nur zögerlich ab.

Besonders zu Beginn der Nacht gebe es noch punktuell Starkregen, so der Wetterdienst.

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Dramatische Lage in Erftstadt-Blessem

9:08 Uhr > In Erfstadt-Blessem ist die Lage aktuell besonders dramatisch. Die Bezirksregierung Köln spricht von einem Teileinsturz der gesamten Ortslage. Der Stadtteil liegt direkt an der A1 zwischen dem Dreieck Erfttal und der B 265 und ist von zwei Flüssen umgeben: Einmal der Erft und dem Liblarer Mühlengraben.

Die Häuser und Bauwerke im Stadtteil Blessem werden seit den Morgenstunden unterspült und stürzen teilweise vollständig ein. Die Bezirksregierung schreibt: “ Aus den Häusern erfolgen immer wieder Notrufe, da Personen trotz Warnung zurück ins hoch gefährliche Schadensgebiet gekehrt sind oder es nicht verlassen haben.
Es können nur teilweise Personen mit Booten oder Strömungsrettern gerettet werden.“ Über Erftstadt Blessem kreisen jetzt wieder mehrere Hubschrauber, nachdem der Flugverkehr über dem Gebiet gegen 21:45 Uhr aufgrund der Wetterlage eingestellt werden musste. Menschen werden vermisst, wie viele dies sind ist unbekannt.

In dem Ort kommt es zudem zu einem Gasaustritt, der nicht gestoppt werden kann und der weitere Einsatzmaßnahmen gefährdet. Krankenhausbetriebe vor Ort sind nicht mehr möglich und mehrere Pflegeheime werden geräumt.

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Die Rurtalsperre ist übergelaufen

7:58 Uhr > Die hohe Zahl an Vermissten hänge aber aber mit einem zusammengebrochenen Mobilfunknetz zusammen, viele Menschen seien nicht erreichbar, sagte eine Sprecherin des Kreises.

Rund 3.500 Menschen seien nach dem Unwetter in mehreren Betreuungseinrichtungen untergebracht worden, teilte der Landkreis weiter mit. Aus NRW wurden mindestens 31 Todesopfer gemeldet, davon mindestens 15 im Landkreis Euskirchen. Auch weiter im Norden hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun, die Feuerwehr Ratingen nördlich von Düsseldorf sprach von einem „Marathon für die Einsatzkräfte“.

Vollgelaufene Keller könnten nur nacheinander ausgepumpt werden, da sonst die Kanalisation überlastet werde. Die Rurtalsperre lief infolge der hohen Regenmenge über.

Autor: dts
Foto: Das Foto entstand in der Eifel am Fluss Kyll am gestrigen 15. Juli.