Das Pressefoto der Aktivistengruppe K.R.A.K.E zeigt Müllsäcke, die vor dem Hochwasser aus den überfluteten Mülleimern geholt wurden. | Foto: KRAKE

Köln | In Köln ist Hochwasser. Uferbereiche werden überschwemmt. Sperrungen eingerichtet, Hubtore geschlossen und das Kanalnetz vorbereitet. Die Umweltaktivisten von K.R.A.K.E machen jetzt darauf aufmerksam, dass auch die Mülleimer in den überschwemmten Bereichen geleert werden müssen, damit der Müll nicht in den Rhein gelangt und von dort in die Nordsee. Sie holten jetzt den Müll aus den Eimern und adressieren eine Forderung für die Zukunft an den Kölner Stadtrat.

Das Pressefoto der K.R.A.K.E zeigt einen städtischen Mülleimer, der im Hochwasser des Rheins im November 2023 steht. | Foto: KRAKE

K.R.A.K.E sind die Anfangsbuchstaben von Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit. Die Aktivistinnen und Aktivisten stellen fest, dass ab einem Rheinhochwasser von 5,80 Metern der Parkplatz an der Bastei überflutet werde. Das ist korrekt und viele Kölner Medien berichten bei jeder Überflutung darüber. Dann werden die dort aufgestellten Mülleimer überflutet. Diese werden aber weder von den Stadtentwässerungsbetrieben (StEB) noch den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) oder den für die Sperrung Verantwortlichen entleert. K.R.A.K.E spricht davon, dass man regelrecht verzweifle, dass die Stadt Köln es nicht schaffe, die am Rheinufer stehenden Mülleimer vor dem Hochwasser zu entleeren.

Weniger Debatte mehr mitdenken und dann gut machen

Nun kann man mutmaßen warum das nicht klappt: Für die Mülleimer ist die AWB zuständig. Für die Hochwasservorsorge die StEB. Es ist davon auszugehen, dass die beiden städtischen Dienstleister nicht abgestimmt sind und sich niemand für die Mülleimer bei Hochwasser verantwortlich fühlt, beziehungsweise bei Hochwasser diese aus der Leerung genommen werden, da die Mitarbeitenden der AWB nicht gefährdet werden dürfen und die Leerung wegen Hochwassers aus der Routine fällt. Es ist der klassische Fall operativen Versagens und Gedankenlosigkeit bei den Verantwortlichen. Daher ist es gut, dass K.R.A.K.E darauf aufmerksam macht, da es den Anschein hat, das das Thema Mülleimer bisher nicht mitgedacht wurde.

Es ist ein operatives Thema für die AWB oder die StEB. Dem Aufsichtsrat der AWB sitzt die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kölner Stadtrat Christiane Martin vor. Hier haben die Grünen schon lange das Sagen. Auch in der StEB finden sich die Grünen prominent vertreten: William Wolfgramm ist dort Vorsitzender des Verwaltungsrates. Und nicht nur das. Wolfgramm leitet das Dezernat VIII für Klima, Umwelt, Grün und Liegenschaften.

Die K.R.A.K.E will jetzt eine Eingabe für den Stadtrat aufsetzen, damit dieser sich des Problems annimmt. Das Thema Müll soll in den Hochwasserschutzplan mit aufgenommen werden. Die Aktivist:innen fordern eine Ermittlung aller Mülleimer entlang des Rheins und ab welchem Pegelstand diese überschwemmt werden und eine spontane und außerplanmäßige Leerung dieser, sollte der Hochwasserfall eintreten.

Aktivist:innen handelten

Bei diesem Hochwasser, das heute Morgen die Marke von 7,17 Metern erreichte, wurden die K.R.A.K.E Aktivist:innen selbst aktiv und entleerten die Mülleimer an der Bastei. „Seit spätestens Donnerstagvormittag war klar, dass der Pegel zum Wochenende hin an der 7-Meter-Marke kratzen würde. Freitagvormittag haben wir die Stadt darum gebeten, die Mülleimer zu leeren. Passiert ist leider nichts.“, stellt K.R.A.K.E Aktivist Odenthal fest. Auch K.R.A.K.E Aktivist Schweigert ist frustriert. Im Verein ist er der Projektleiter für die Rheinkrake – der auf dem Rhein schwimmenden Müllfalle. „Mit viel Aufwand versuchen wir hier den Müll aus dem Fluss zu holen und dann verpasst es die Stadt zum wiederholen Mal vor Hochwasser die Mülleimer am Rhein zu leeren. Hätten wir die jetzt nicht geleert, wäre da so viel Müll in den Fluss gelangt, wie wir sonst in vier Wochen mit der Rheinkrake rausholen. Das ist doch Wahnsinn.“

StEB und AWB müssen sofort handeln

Bevor nun der Stadtrat einen Masterplan Mülleimer bei Hochwasser mit entsprechender Consulting-Unterstützung und Studie prüft und in seinen Gremien debattiert, wäre es ein Einfaches für die StEB die Leerung der Mülleimer in ihr Konzept mit zu übernehmen, diese selbst zu leeren oder die AWB einzubinden. Denn sie ist dafür verantwortlich. So schreibt die StEB auf der Seite zum Hochwasserschutz: „Die StEB Köln schützen Sie und unsere Stadt vor Hochwasser und Überflutungen.“ An den grünen Vorsitzenden im Aufsichtsrat und Verwaltungsrat dürfte es ja kaum scheitern.

Die Aktivist:innen der K.R.A.K.E haben da eine gute Anregung auf den Weg gebracht. Jetzt muss sie nur noch schnell und richtig umgesetzt werden.

ag