Köln | 6 Rolltreppen hat der Ebertplatz, alle stehen seit 14 Jahren still. Das bleibt auch so, denn jeweils 350.000 Euro für eine neue sind Verwaltung und Politik zu viel. Bis 2021 soll feststehen, wie der Eberplatz künftig erschlossen wird. Bis dahin werden die Rolltreppen zu Kunst im öffentlichen Raum aufgehübscht. 150.000 stehen dem Kulturamt dafür zur Verfügung.

Dafür wurde zunächst eine internationale Ausschreibung gestartet. 53 Einsendungen gab es, sogar von Künstlern, designern und Architekten aus Norwegen, Frankreich und Großbritannien. Eine Jury wählte acht aus, denn einige Ideen sind nur auf sechs Monate ausgelegt. Ende Oktober soll schon die erste umgesetzt sein. Vorher heißt es aber, alles mit dem Bauamt auf Verkehrssicherheit zu prüfen.

Rolltreppe wird zur Aussichtsplattform erweitert

„Meine genügt den Sicherheitsansprüchen im öffentlichen Raum“, sagt der Künstler Oliver Kruse von seinem Vorschlag, der als erster verwirklicht werden soll. „hervorragend“ nennt er ihn – nicht aus Selbstherrlichkeit, sondern in Anspielung auf die Gestalt. Denn seine Rolltreppe ragt aus dem Untergrund hervor, wird mit Holz verlängert und endet in über dem Straßenniveau schwebenden Plattform aus Sperrholzplatten. Eine ideale Aussichtsplattform etwa auf die Eigelsteinburg und Spielfläche für künstlerische Aktionen.

Als nächstes sollen „Polemoskop“ des Köln-Aachener Quartetts Matthias Hoffmann, Tim Panzer, Jan Rothenstein und Wiebke Schlüter sowie „Bezeichnung: o.T.“ der Kölner Claus Daniel Herrmann und Roman Jungblut umgesetzt werden. Ersteres greift ein Spiegelsystem aus dem kriegerischen Barock auf, mit dem über Mauern geguckt werden konnte, ohne selber gesehen zu werden. Hier gilt es, das Himmelslicht in die dunklen unterirdischen Passagen zu holen. Das andere Projekt ist eine „reaktive Licht- und Toninstallation“, die durch Betreten der Rolltreppe ausgelöst wird.

Auch andere Entwürfe setzen auf aufwändige Licht- und Toninstallationen, verwandeln die Rolltreppe in eine Rutschbahn oder in einen „Barren“, bei dem man sich an Holmen nach oben oder unten stemmen kann. Maria Wildeis betreibt schon seit 2015 die Galerie „Tiefgarage“ in der Passage zum Hansaring. Mit Andreas Gehlen hat sie sich „muddy moves“ ausgedacht: Die Rolltreppe soll mit einer „schleimigen Masse“ übergossen und mit einer dünnen Schicht Teer gefestigt werden. Anschließend sind – im Gegensatz zu anderen Künstlern und Künstlerinnen – Pinkler und Tag-Sprayer willkommen.

Alle acht Sieger–Ideen werden auf einer großen Plakatwand gegenüber dem Nagelbrunnen vorgestellt.

Autor: ehu | Grafik: Oliver Kruse / Stadt Köln
Foto: So soll das Projekt „hervorragend“ von Oliver Kruse aussehen.