Bonn | aktualisiert 14:13 Uhr | Erdbeben, Überschwemmungen und Wirbelstürme: Die Einwohner des südpazifischen Inselstaates Vanuatu leben mit dem größten Risiko, Opfer einer Naturkatastrophe zu werden. Die Inselgruppe wird zum einen am häufigsten von Naturgewalten erschüttert, zum anderen fehlt es in Vanuatu an dringend notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, wie aus dem Weltrisikobericht 2012 des Bündnisses Entwicklung Hilft hervorgeht. Deutschland hat dagegen nur wenig zu fürchten.

Die Bundesrepublik liegt im internationalen Ländervergleich in der niedrigsten Risikogruppe auf Platz 146 von 173 untersuchten Staaten. Besonders gefährdet seien Länder in Ozeanien, Südostasien, Afrika, Mittelamerika und der Karibik, sagte Studienleiter Jörn Birkmann von der Universität der Vereinten Nationen am Mittwoch in Bonn. „Dort trifft eine sehr hohe Gefährdung gegenüber Naturgefahren und Klimawandel auf sehr verwundbare Gesellschaften.“ Hinter Vanuatu – allerdings mit großem Abstand – rangieren Tonga, die Philippinen, Guatemala und Bangladesch auf den Rängen 2 bis 5. Das geringste Katastrophenrisiko tragen Malta und Katar.

Für den Weltrisikoindex wurden neben der akuten Katastrophengefährdung durch die geografische Lage des Landes drei weitere Punkte einbezogen: die Anfälligkeit in Form von mangelnder Infrastruktur oder Ernährung, die Bewältigungsmöglichkeiten, darunter medizinische Versorgung und Frühwarnung, sowie die Anpassung der Länder auf Naturkatastrophen. Aus der Kombination ergaben sich die einzelnen Risikowerte für jedes Land.

Haiti versus Neuseeland

So seien die Niederlande wegen ihre geringen Höhe über dem Meeresspiegel zwar sehr anfällig für Überschwemmungen. Die gute Infrastruktur bessere die Lage aber deutlich auf. Ein Gegensatz zu Haiti: Bei dem schweren Erdbeben 2010 kamen 220.000 Menschen ums Leben. Bei einem vergleichbar schweren Erdbeben in Neuseeland seien es 187 Todesopfer gewesen, sagte Birkmann.

Nach Ansicht des Bündnisses Entwicklung Hilft bekommen Umweltzerstörungen einen immer größeren Einfluss. „Denn wo Hänge entwaldet sind, wo schützende Riffe Mangroven und Feuchtgebiete degeneriert oder sogar komplett verschwunden sind, treffen Naturgewalten mit ungleich größerer Wucht auf die bewohnten Gebiete“, sagte der Geschäftsführer des Bündnisses, Peter Mucke. Dieser Zusammenhang werde von der Politik zu wenig beachtet.

Als Konsequenz aus dem Bericht verlangt das Bündnis Entwicklung Hilft, zu dem die fünf deutschen Hilfswerke Brot für die Welt, Medico International, Misereor, Terre des hommes und Welthungerhilfe zählen, mehr Katastrophenvorsorge und eine verstärkte Bekämpfung von Armut und Hunger. Der Klimawandel müsse eingedämmt und in gefährdeten Regionen mehr auf Bildung und Forschung gesetzt werden.

Autor: Fabian Wahl/ dapd