Köln | Eine vierköpfige Bande wurde heute morgen von der Kölner Polizei festgenommen. Ihnen wird nach monatelangen intensiven Ermittlungen einer Ermittlungsgruppe der Kriminalinspektion 5 vorgeworfen, eine Discounterkette mit der immer gleichen Masche bestohlen zu haben. Wichtigstes und perfides Tatwerkzeug: Ein Kinderwagen. Die Beute: Nuss-Nougat-Creme, Markenkaffee und Markenschokolade. Im Interview Kriminaloberrat Gunnar Hömann, Leiter Kriminalinspektion 5 der Kölner Polizei, der den Modus Operandi der Kinderwagenbande erläutert.

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Ungewöhnliche Methode

Zwischen 700 und 1.000 Paketen Kaffee fand die Ermittlungsgruppe „Gym“ bei vier mutmasslichen Ladendieben, die heute morgen mit Haftbefehl festgenommen wurden. Seit Oktober waren die Fahnder den Tätern auf der Spur, die mit einer ungewöhnlichen Methode eine einzige Discounterkette um tausende Pakete Kaffee, Schokolade und Nuss-Nougat-Creme erleichterten.

Die Kölner Polizei kam der Bande auf die Spur, da sie im Bereich Fahrraddiebstähle an Gymnasien ermittelte. Daher auch der ungewöhnliche Name der Ermittlungsgruppe „Gym“. Die verdeckt ermittelnden Beamten beobachteten die vierköpfige Gruppe mehrere Monate. Die Art und Weise der Diebstähle lief immer nach dem gleichen Muster ab. Die vierköpfige Gruppe fuhr bei einer Filiale der immer gleichen Discounterkette vor. Eine Person blieb im Fluchtfahrzeug. Eine Frau ging in den Laden und verstrickte das wenige Personal in Gespräche und lenkte es so ab. Zwei weitere Personen schoben einen leeren und teuer wirkenden Kinderwagen in den Laden. Dort räumten sie die Kaffee und Schokoladenregale leer – legten die Markenprodukte in den Kinderwagen, verdeckten das Diebesgut mit einer Decke und schoben seelenruhig an der Kasse vorbei in Richtung Ausgang. Denn wer schaut schon unter eine Decke in einen Kinderwagen und riskiert das Baby zu wecken?

Kinderwagenbande mit klar strukturierten Abläufen

Kam das Paar aus dem Supermarkt machte sich der Fahrer des Fluchtfahrzeugs auf den Weg. Wenige hundert Meter von dem ausgeraubten Supermarkt entfernt wurde der Kinderwagen ausgeleert, die Kinderwagenbande stieg ein und brauste zum nächsten Supermarkt der Discounterkette, wo der Diebstahl nach dem gleichen Muster ablief. Die Täter hatten sich eine Discounterkette ausgesucht, die weder über entsprechende Sicherungsanlagen noch Videoüberwachung verfügte und vor allem wenig Personal einsetzt. Zwischen 40 bis 50 Straftaten können die Ermittler der Bande nachweisen. Die Ertappten müssen jetzt mit einer Anklage wegen bandenmäßigen Diebstahls rechnen.

Rund 30 große Plastikmüllsäcke stellten die Beamten heute bei den mutmasslichen Tätern sicher. Das seien zwischen 700 und 1.000 Paketen Kaffee alleine. Die Polizeikräfte gehen nach der Menge an beschlagnahmten Produkten davon aus, dass dies die Ausbeute einer Woche sei. An einem Tag machte das Quartett oft zwischen sechs und zehn Beutezügen. Offen bleibt wie der weitere Weg des Diebesgutes war, welche Hehler aufkauften und wo der Kaffee und die Schokolade verkauft wurden. Die nicht unerheblichen Mengen Bargeld, die heute Morgen bei der Hausdurchsuchung und Festnahme der vier Personen sichergestellt wurde, lässt darauf deuten, dass der Handel der Hehlerware florierte.

Autor: Andi Goral