Köln | Die Anlage des Nippeser Kleingartenvereins „Flora 1922 e.V.“ an der Inneren Kanalstraße wurde jetzt vom Rheinischen Verein zum „Denkmal des Monats“ gekürt. Die Schrebergärten gehören zu den ältesten in Köln, ihr Bestand ist durch die Pläne der Stadtverwaltung gefährdet. Danach sollen hier Wohnungen entstehen, um den aktuellen Wohnungsmangel zu mildern.

Martin Turck, Mitglied im Rheinischen Verein (RV, mit vollem Namen: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz), wundert sich: „Die Verwaltung wusste offensichtlich nicht, dass die Anlage denkmal- und landschaftsgeschützt ist.“. Sie bezog diesen Schutz offensichtlich nur auf die benachbarte Wiese und die Parkanlage „Alhambra“ mit ihrer charakteristischen Architektur und Baumbepflanzung.

Die Schrebergärten entstanden im ehemaligen Festungsgürtel der Stadt

Das Trio gehört zu den letzten noch weitgehend original erhaltenen Schmuckanlagen im Inneren Grüngürtel. Der war einst der Festungsgürtel um Köln. Schon 1907 zur Bebauung freigegeben, doch wurden die Festungsbauten erst nach 1918, dem Ende des Ersten Weltkriegs, auf Anordnung der Siegermächten abgerissen.

Kölns damaliger Oberbürgermeister Konrad Adenauer konnte dies zum Teil verhindern. Zusammen mit Stadtplaner Fritz Schumacher und Gartenarchitekt Fritz Encke sollte hier eine Erholungszone entstehen mit einem Mix für Erholung, Sport und – in den Kleingärten – auch zur Selbstversorgung der Bevölkerung. Infolge der Weltwirtschaftskrise konnten die Pläne nicht vollendet werden.

Von ehemals 600 Pachtgärten sind nur noch 300 erhalten

Nach dem Krieg wurde der Innere Grüngürtel landschaftlich gestaltet mit Baumgruppen und Hügeln aus Kriegstrümmern. Von den einst rund 600 Kleingärten auf städtischem Grund sind heute nur noch 300 erhalten – darunter auch die des Flora e.V. In direkter Nachbarschaft fielen viele 1971 einem Bebauungsplan zum Opfer, der den autogerechten Ausbau des Grüngürtels mit autobahnähnlichen Kreuzen etwa an der Aachener Straße vorsah. Dies wurde unter anderem durch die Bürgerinitiative „Nippeser Bürgerwehr“ verhindert. An der Neusser Straße erinnert noch eine lange ungenutzte, später für Fußgänger freigegebene Unterführung an die Baupläne. Der Bebauungsplan gilt im Übrigen noch heute.

Mit der Ernennung zum „Denkmal des Monats“ zeichnet der RV ein Symbol für die weltweite Reformgarten- und Volksparkbewegung des frühen 20. Jahrhunderts aus. Eine Bürgerinitiative zum Erhalt der Kleingärten weist auch auf die ökologische Notwendigkeit des Grüngürtels für das Stadtklima hin. Ein breites Bündnis, dem unter anderen BUND, NABU und auch der RV angehören, spricht sich ebenfalls gegen eine Bebauung aus.

Doch Turck warnt: „Sie ist noch nicht vom Tisch.“. Zwar habe der Rat sie im vorigen Jahr abgelehnt, doch liefe der Generalpachtvertrag für Kleingärten auf städtischem Grund 2020 aus. Die Stadt halte in Longerich eine Schrebergartenausgleichsfläche bereit – wofür?

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Vom Rheinischen Verein zum „Denkmal des Monats“ gekürt: Die „Flora“-Kleingärten in Nippes.